Presseschau zur letzten Rilke-Tagung

Iris Radisch in der ZEIT
… über Rilkes Elegien als die „faszinierendsten Selbstgespräche der Literatur“, über Muzot als „safe space … am Ende seines internationalen Nomadenlebens“ und die ewigen Fragen: „Aus welchem Dunkel kommen wir? … Und wozu genau sind wir noch mal auf Erden?“ schließlich über das „sympathische Völkchen der internationalen Rilke-Spezialisten“ und einer Tagung als „Wiederverzauberungsfeuerwerk“.
https://www.zeit.de/2023/54/duineser-elegien-rainer-maria-rilke-lyrik-duino

Rüdiger Schaper im TAGESSPIEGEL
… zu einigem „Überraschenden“ auf der 40. Tagung der Rilke-Gesellschaft, zu Nachhaltigkeit, Klangqualität und einer Dichtung die sich „als widerständig und präsent“ erweist und die großen Erwartungen an den „großen Rilke-Nachlass“.
https://www.tagesspiegel.de/kultur/wo-engel-absteigen-100-jahre-elegien-auf-rainer-maria-rilkes-spuren-in-der-schweiz-10523863.html

Wallstein Verlag beginnt historisch-kritische Rilke-Ausgabe

Duineser Elegien und zugehörige Gedichte 1912-1922. Hg. Christopher König, Erster Band der Reihe Rainer Maria Rilke. Werke Wallstein Verlag 2023
Historisch-kritische Ausgabe, 494 S., 14 überw. farb. Abb., Leinen, Schutzumschlag mit Lesebändchen, 12 x 19 cm, ISBN 978-3-8353-5465-4

Mit den »Werken« wird erstmals eine vollständige, auf 26 Bände angelegte Ausgabe der Werke Rilkes erscheinen. Die Edition reicht von den Jugendgedichten bis zu den am Ende von Rilkes Leben entstandenen, französischsprachigen Gedichten und teilt die Entwürfe und Vorstufen der Werke Rilkes mit.
Die Ausgabe ist modular aufgebaut. Jeder der 26 geplanten Bände kann für sich stehen. Regelmäßig zum Herbst sollen ein bis zwei Bände erscheinen. Der Leser erhält tiefe Einblicke in den
Schaffensprozess. Der philologisch verlässliche Text basiert auf zahlreichen Materialien aus Rilkes bislang unbekanntem privatem Nachlass, der 2022 vom Deutschen Literaturarchiv erworben wurde.“ (website Wallstein Verlag, gekürzt)

Rezensionen zu „Erinnerungen an Rainer Maria Rilke“

Der von Curdin Ebneter und Erich Unglaub herausgegebene Band aus der Reihe „En face“ (Nimbus Verlag) ist im Times Literary Supplement (TLS) und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) rezensiert worden.

In der FAZ schreibt Rosa-Maria Gropp, Rilke erscheine „in all seinen brillanten und abseitigen Facetten beleuchtet, bleibt dabei Epochenfigur, Repräsentant par excellence einer Moderne. Die beiden Herausgeber haben ein wahrhaft wertvolles Quellenwerk zusammengebracht, noch auszuloten von der Literaturwissenschaft und darüber hinaus.“

Die Rezension von Rosa-Maria Gropp ist hier abrufbar (ggf. hilft der „Inkognito“-Modus des Browsers, den Artikel ganz zu lesen)

Charlie Louth hebt im TLS hervor: „But it is striking that his self-image and his image in others’ eyes are mostly congruent. With some instructive exceptions, his friends and acquaintances seem to have been captivated by his presence and to have tuned into his self-projections, though another way of putting it would be to say that he was remarkably consistent in his personality.“

Charlie Louths Rezension finden Sie hier (sie ist in ihrer Gänze aber zahlenden Leserinnen und Lesern vorbehalten).

Hier geht es zur Seite des Buchs selbst beim Nimbus Verlag.

Masterclass Rilke in Sierre

Die vierte Masterclass Rilke der Fondation Rilke findet vom 14.-18. August 2023 im Château Mercier in Sierre statt. Die Leitung hat wie schon in den Jahren 2017, 2018 und 2021 Prof. Dr. Christoph König (Universität Osnabrück) inne. Die Masterclass 2023 gilt Rainer Maria Rilkes Zyklus ›Duineser Elegien‹. Die immense Popularität der zehn Elegien wird der Schwierigkeit der Gedichte gegenübergestellt: Lässt sich die Wirkung gerade durch eine Lektüre ergründen, die die Fremdheit der Elegien zu wahren sucht? Die Masterclass Rilke verbindet die gemeinsame, insistierende lecture à plusieurs der Gedichte des Zyklus samt zugehörigen Fragmenten mit methodischen Fragen: Wie liest man? Wie lässt sich die Lektüre reflektieren? Welche Bedeutung hat die Geschichte der Interpretationskonflikte für die Lektüre?

Weitere Informationen finden Sie hier:

Deutschlandfunk berichtet zu „Rilke en face“

Der Deutschlandfunk hat in seiner Sendung „Büchermarkt“ vom 11.01.2023 über das neu erschienene Buch „Erinnerungen an Rainer Maria Rilke“ – berichtet. Ab Minute 13:40 geht es um das Buch, mit einem Gespräch mit Erich Unglaub.

https://www.deutschlandfunk.de/buechermarkt-11-01-2023-warsan-shire-ankerherz-verlag-rainer-maria-rilke-dlf-90863250-100.html

Hier geht es zur Buchseite des Verlags: https://www.nimbusbooks.ch/buch/erinnerungen-rainer-maria-rilke

Call for papers: Rilke-Tagung 2023 in Sierre (Panel für ForscherInnen in der Qualifikationsphase)

Die kommende Tagung der Rilke-Gesellschaft wird vom 20. bis 23. September in Sierre (Schweiz) stattfinden. Tagungsthema sind die Duineser Elegien, deren Veröffentlichung  100 Jahre zurückliegt.

Als erste Ankündigung zur Tagung laden wir ForscherInnen in der Qualifikationsphase ein zur Einreichung von Exposés für das Panel ‚Junge Rilke-Forschung‘ (Call for papers). Thematisch sollen sich die Kurzvorträge entweder mit der Rezeption der Duineser Elegien befassen oder eigene Forschungsprojekte mit klarem Bezug zu Rilkes Werk vorstellen. 

Hier geht es zum ausführlichen Call for papers

Neu erschienen: Erinnerungen an Rainer Maria Rilke (1450 Seiten)

In über zehn Jahren Arbeit haben Curdin Ebneter und Erich Unglaub rund 800 Zeugnisse zusammengetragen, darunter viele, die bislang unbekannt waren oder hier erstmals ins Deutsche übersetzt wurden. Illustriert mit 1200 teilweise unbekannten Fotos macht diese dreibändige Edition Rainer Maria Rilke ganz neu zugänglich.

Als Zeitzeugen treten prominente Namen wie Stefan Zweig, Thomas Mann, Jean Cocteau oder Boris Pasternak auf, aber auch Stimmen von nebenan. Dokumentiert sind despektierliche Militäranekdoten von Theodor Csokor und Pikanterien von Claire Goll neben Berichten über glückliche Tage in der Schweiz oder von Begegnungen mit dem wahlverwandten Paul Valéry.

Das Buch war auch eins der 12 Lesetipps der Feuilleton-Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung (Ausgabe vom 3.12.2022, nicht frei zugänglich).

Rilke-Nachlass nach Marbach: Kommentar von Torsten Hoffmann im Deutschlandfunk

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat den bisher im privaten Archiv seiner Nachkommen verbliebenen Nachlass Rilkes erworben. Dazu zählen über 10.000 handschriftliche Seiten von Rilke selbst, tausende Briefe von und an Rilke, Fotografien, Zeichnungen, hunderte Bücher aus Rilkes Privatbibliothek voller Anstreichungen und Randbemerkungen. In einem Interview des Deutschlandfunks ordnete der Präsident der Rilke-Gesellschaft, Prof. Dr. Torsten Hoffmann, diesen Erwerb in ein: „Das Schöne in jedem Fall ist ja, dass wir als Rilke-Forschende selbst auch nicht wissen, was da drin ist. Es ist zu erwarten, dass es auf jeden Fall Funde geben wird, mit denen niemand gerechnet hat.“

Das ganze Interview können Sie unter diesem Link hören : https://www.deutschlandfunk.de/rilke-nachlass-fuer-marbach-torsten-hoffmann-zur-bedeutung-des-konvoluts-dlf-6db3182f-100.html

Kombiniere: Jeder Engel ist schrecklich

Ein Beitrag vom Jörg Neugebauer, Mitglied der Rilke-Gesellschaft.

Ich versorgte Rilke mit Literatur, er hatte wenig zu lesen. Die ausgehauchten Bände in der Schlossbibliothek zu Duino kannte er alle längst auswendig, und von Lou kamen nur selten noch Briefe.

So brachte ich ihm „Nick Knatterton“ und andere Comics, dazu die karierte Knatterton-Mütze, die ich in Triest in einer Hafenkneipe vom Haken entwendet hatte. Die trug er nun häufig, auch begann er Sätze jetzt manchmal mit „Kombiniere“, so etwa „Kombiniere: Jeder Engel ist schrecklich“.

In Duino war er ziemlich auf sich gestellt, allein mit einer Haushälterin, die am Spätnachmittag das Schloss verließ. Ich war also fast sein einziger Besucher, brachte ihm, wie gesagt, Bücher oder besser gesagt Hefte, manchmal auch eins dieser Sexmagazine, Kreuzworträtsel lehnte er ab. Ansonsten schwiegen wir und sahen aufs Meer. Die Fenster des Schlosses gehen ja fast alle auf die weite Bucht hinaus, was sollten wir angesichts dessen groß reden.

Rilke rauchte dann seine Knatterton-Pfeife und hatte die Füße in Fußwärmern stecken, die Zimmer dort sind nicht gut beheizt. Jeden Sonntagnachmittag erschien ein italienischer Fremdenführer, der, von einer nur undeutlich sichtbaren Besuchergruppe umringt, erklärte, der tschechoslowakische Poet Rilke habe hier eine Zeitlang gelebt und ein berühmtes Gedicht geschrieben. Er habe es selbst mal zu lesen versucht, sei aber mit dem österreichischen Humor nicht klargekommen. Im Grunde sei Rilke Schweizer gewesen, spätestens bei seinem Tod. Und er rezitierte den Anfang der ersten Elegie auf Italienisch:

Chi se io gridassi mi udirebbe mai
dalle schiere degli angeli
ed anche se uno di loro al cuoro mi prendesse,
io verrei meno per la sua più forte presenza.

Das sind hier so meine Séancen, meinte Rilke lächelnd und zog an seiner Pfeife. Um sich für meine Knatterton-Lieferungen zu revanchieren, las er mir gelegentlich Artikel aus der „Gazzetta dello Sport“ vor, Spielberichte von Partien der Seria A. Das kam meinem kärglichen Italienisch zugute, praktischerweise fasste er den Inhalt am Schluss jeweils noch kurz auf Deutsch zusammen. Rilke war eingefleischter Milan-Fan, ich hielt es mehr mit Juventus. Die Gazzetta habe er 1912 schon abonniert gehabt, seither werde sie täglich ins Schloss geliefert. Meist fingen jedoch die Gärtner sie ab.

Auf mich wirkte der Garten recht leblos, Rilke begleitete mich nur widerstrebend, wenn ich doch mal hinunterwollte. War früher hier mehr Betrieb? konnte ich mich nicht enthalten zu fragen. Rilke zuckte die Achseln. Bin nicht mehr oft unten gewesen, mit der Fürstin von Thurn und Taxis ein paarmal, das waren angeregte Gespräche. Kommt sie denn gar nicht mehr her? fragte ich. Rilke wusste es nicht. Es gebe Gerüchte, sie habe das Schloss verkauft und er sei versehentlich mit verkauft worden. „Kombiniere: Wahrscheinlich bin ich deswegen immer noch hier.“

Jörg Neugebauer

Anmerkung: Nick Knatterton war in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts eine im deutschen Sprachraum populäre Comicfigur.

Japanische Übersetzung der Briefe an einen jungen Dichter erschienen

Unter dem Titel „Wakaki Shijn heno Tegami“ ist nun auch die japanische Übersetzung der neuen Ausgabe der „Briefe an einen jungen Dichter“ erschienen. Die von Erich Unglaub herausgegebene Neuausgabe enthält zum ersten mal auch die Briefe des jungen Dichters Franz Xaver Kappus selbst.

Japanische Übersetzung der von Erich Unglaub herausgegebenen Neuausgabe der „Briefe an einen jungen Dichter“ mit den Briefen von Franz Xaver Kappus

Hier geht es zur Seite der deutschen Ausgabe beim Wallstein-Verlag: https://www.wallstein-verlag.de/9783835339323-briefe-an-einen-jungen-dichter.html