Archiv der Kategorie: Rilke-Zitat

Schnee

Schnee. »Schnee«, wie paßt der Name dafür, mit dem »Sch« schiebt man das Fenster auf  und hats dann vor sich, weit, eben …… nee – neige, neve, snejg: weiß in allen Sprachen!
Aber schon ehe ich die Augen aufthat am Morgen, wußte ichs im Gehör; selbst hier, wo’s immer still ist, war eine andere Stille zu hören, und ein Vogel schreibt auf ihr Weiß
wie mit einer neuen Feder seine Meinung.

Aus einem Brief an Nanny Wunderly-Volkart (24.12.1921)

„Es ist nur gerade so, daß wir nicht Winter haben; was da eigentlich vor sich geht, ist nicht gut zu beschreiben; es ist ein absolut negativer Zustand. Der Winter fällt weg, das will sagen auch alles das Schöne, Weiße, Geheimnisvolle, das mit ihm kommt.“

Aus einem Brief an Sidonie Nádherny von Borutin (13. Dezember 1906)

„Aber es gibt nichts Leichtsinnigeres als Vorsätze, man erschöpft sich in sie, indem man sie faßt und wiederfaßt, es bleibt nichts für die Ausführung übrig.“

„Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, daß wirs nehmen lernen, ohne allzuviel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat […]”

Aus einem Brief an Clara Rilke, 1. Januar 1907