193 neue #Rilke-Briefe: Die Konkordanz 2014

Die Konkordanz der Rilke-Gesellschaft ist mit Abstand die umfassendste Übersicht von Rilkes Briefwerk und wird schon seit 2006 kontinuierlich ergänzt. Dennoch kam auch dieses Jahr wieder jeden zweiten Tag ein neuer Brief hinzu – ein Beleg für den Umfang von Rilkes Korrespondenz, deren Konturen noch heute nicht ganz absehbar sind. Daher bringt Peter Oberthür jedes Jahr eine neue Ausgabe heraus. Die aktuelle Fassung steht jetzt auf der Website der Rilke-Gesellschaft zum  Download bereit, als Excel-Datei [http://www.rilke.ch/Briefkonkordanz/Konkordanz2014.xlsx] oder PDF [http://www.rilke.ch//Briefkonkordanz/Konkordanz2014.pdf].

Die 193 in 2014 neu hinzugekommenen Briefe stammen zum Großteil aus neuen Buchausgaben, aber auch etwa von privaten Sammlern, die ihre Schätze noch nicht veröffentlicht haben. Wer die gesamte Übersicht der zusammen gut 10.300 Briefe, Karten, Telegramme, Rohrpostbriefe und sonstigen Nachrichten ausdrucken will, sollte aber bedenken, dass die Tabelle 469 Seiten umfasst.

Wir verbinden diese Nachricht mit einem herzlichen Dank an Peter Oberthür und der Bitte, Ergänzungen und Änderungsvorschläge an ihn zu schicken unter Rilkekonkordanz@freenet.de.

Aus einem neu aufgenommenen Brief an Duchesse Elisabeth de Clermont-Tonnerre
Aus einem der neu aufgenommenen Briefe (an Duchesse Elisabeth de Clermont-Tonnerre, vom 31. Januar 1925).

„… ja, der November ist, im Durchschnitt der Jahre, der unerträglichste Monat…

„… ja, der November ist, im Durchschnitt der Jahre, der unerträglichste Monat, aber am zwölften dachte ich viel an Sie: wer weiß, hätte sich Ihr ursprüngliches Programm erfüllen lassen, vielleicht wären Sie gerade hier gewesen; es war, mitten im nachlassenden, nach Innen zurückschlagenden Jahr, ein Tag für sich, klar, rein und mild, wie aus einer unbekannten Jahreszeit des Seins ins Vergängliche ohne sichtbare Fugen eingesetzt. Ein Tag des Verweilens, der auch in sich keinen Ablauf hatte. Und ich dachte immer wieder: nun sollten Sie hier sein.“

Aus einem Brief an Katharina Kippenberg
vom 21. November 1913

Über das Miteinander der Generationen (nicht nur) in der Rilke-Gesellschaft

Die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) druckt in der aktuellen Ausgabe ihrer „ALG Umschau“ einen Beitrag über das Miteinander der Generationen… in der Rilke-Gesellschaft. Der Artikel von Thilo von Pape war ursprünglich 2009 in einer Festschrift für August Stahl zu seinem 75. Geburtstag erschienen. Er hat aber an Aktualität wohl kaum verloren.

Unter diesem Link können Sie den Beitrag aus der ALG nachlesen:
von Pape (2014): „Unverständlich sind uns die Jungen.“ Vom Miteinander in einer Literarischen Gesellschaft. ALG Umschau, 51, 5-8. 

ALG

Wo wohnte Rilke in Florenz?

Morgen beginnt die Tagung der internationalen Rilke-Gesellschaft in Florenz. Eine kleine Aufgabe für die Teilnehmer steckt in dieser Postkarte: Darauf sehen wir die „Pension Benoît“ am Lungarno Serristori Nummer 13, direkt am Arno, in der Rilke während seines Aufenthaltes 1898 lebte. Sein Zimmer lag auf dem Dach des Hauses, wie er in einem Brief an seine Mutter schreibt: „Stell Dir vor: ein flaches Dach, auf dessen einem Drittel ein Zimmer aufgebaut ist, der andere Theil des Daches ist eine große zu dem Zimmer gehörige Terrasse: hoch über Florenz. Dort wohn’ ich. Ein Traum, eine Dichtervision.“ Gibt es dieses Haus noch? Und das Zimmer? Oder was steht dort heute? Eine kleine Such- und Fotografier-Aufgabe für alle Teilnehmer der Tagung!

Zunächst wünschen wir aber allen eine gute Reise!

Florenz Hotel Rilke

Blätter der Rilke-Gesellschaft: Rilke in Bern – Sonette an Orpheus

Die neue Ausgabe der „Blätter“ ist erschienen und an die Mitglieder verschickt worden. Sie ist auch im Buchhandel und über den Wallstein Verlag erhältlich.

Titelblatt - Blätter der Rilke-Gesellschaft, Band 32

Der Schwerpunkt des Bandes liegt auf Untersuchungen zu Rilkes Dichtungen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, den »Sonetten an Orpheus« und den Werken, die im Umfeld seiner Aufenthalte in Bern entstanden sind. Die Abhandlungen werden durch Kurzbeiträge ergänzt. Wie in den vorhergehenden Bänden werden auch bislang unveröffentlichte Briefe Rilkes mitgeteilt und neuere Publikationen rezensiert.

Der Band ist i.A. der Rilke-Gesellschaft herausgegeben von Erich Unglaub und Jörg Paulus.
408 Seiten, 11 Abb., broschiert.

 

Aus dem Inhalt

Rilke in Bern

  • Jörg Neugebauer: Auf dem Weg zur Tagung
  • Ralph Freedman: Rilkes Leben in der Schweiz
  • Franziska Kolp: Rilkes Besuche im Historischen Museum Bern und die Entdeckung der Shawls
  • Eva Meineke: Gewebe, Teppich, Shawl in den Berner Gedichten und im Malte
  • Rosmarie Zeller Die Verwandlung der Seerosen ins Gedicht. Zu Rilkes Gedicht Nénuphar
  • Thomas Richter: Textgenese und ikonographische Tradition – »Karls des Kühnen Untergang« in den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
  • Alexander Honold: Ur-Geräusch und Felsenkessel. Die Schweiz als Klangkörper
  • Irmgard M. Wirtz: Verlorene Söhne bei Rilke, Gide und Walser
  • August Stahl: »cet été de notre amour«. Abelone und der Goldregen im Park von Ulsgaard
  • Antonia Egel: »Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand«. Gefäß und Getränk oder Leere und Fülle in Rilkes Dichtung
  • Gabriela Wacker: Poetik der Gelassenheit. Zur mystischen und poetologischen Fundierung von Rilkes Armut-Konzeption
  • Anna Zsellér: Der Gleichmut der Fontäne. Die Poetik des Verzichts beim späten Rilke

Sonette an Orpheus

  • Wolfram Groddeck: »Heiter und verteilt«. Zyklische Ordnung und metrische Metamorphose in den Sonetten an Orpheus
  • Thomas Martinec: »In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch.«. Musik und Verwandlung in Rilkes Sonetten an Orpheus
  • Magdolna Orosz: »Wann aber sind wir?« – Poetik und Existenzproblematik in Rilkes Sonetten an Orpheus (I,3 und II, 29)
  • Jan Röhnert: Das Ur-Sonett an Orpheus? Rilkes Lied vom Meer
  • Philipp Weber: Sternische Verbindungen. Zur Rettung der Phänomene in Rilkes Sonetten an Orpheus
  • Kristin Bischof: Fortschrittskritik oder Reflexion über Dichtung? Die Sonette II.9 und II.11
  • Vera Hauschild, Raoul Walisch: Berichte zu Werkstattgesprächen im Rahmen des Treffens der Rilke-Gesellschaft in Freiburg i.Br.

Beiträge

  • Peter Por: »Der [defigurierten] Figur zu glauben«. Zur Eigenart von Rilkes poetischer Einbildungskraft
  • Eberhard Fischer: »Die Tänzerin« – ein indisches Bild im Besitz von Rainer Maria Rilke auf Château Muzot
  • David Österle: » … daß wir an diesem beinah sterben«. Zu Rilkes Gedicht An die Frau Prinzessin M. von B.
  • Gustav Landgren: Sprachkritik in Rilkes Gedichtsammlung Aus dem Nachlaß des Grafen C. W.
  • Jörg Adam: Von Ulsgaard nach Wolfsegg – Rilke-Spuk im Werk Thomas Bernhards

Dokumentation

  • Karin Wais: Rilkes Briefe an Pia und Giustina Valmarana (Teil 3)
  • Cornelia Pechota: Ein später Brief Rilkes und seine Valéry-Übertragung »Tante Berthe«
  • Rilkes Briefe an Anna von Münchhausen 1913–1917. Herausgegeben von Theo Neteler
  • Simona Noreik und Erich Unglaub: Zu Carl Jacob Burckhardt. Eine kleine Nachlese

Rezensionen

  • Marginalien zur Rilke-Literatur (Bern September 2012) (August Stahl)
  • Einblicke in die Entstehung von Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Zur »textgenetischen« Faksimile-Edition des Berner Taschenbuchs (Wolfram Groddeck)
  • Johannes Wich-Schwarz: Transformation of Language and Religion in Rainer Maria Rilke (Erika Otto)
  • Roland Ruffini: Vier Gestalten der Bibel in Rilkes »Neuen Gedichten« (Magdolna Orosz)
  • Rilke po polsku. Hrsg. von Joanna Kulas und Mikolaj Golubiewski. Wydawnictwo Uniwersytetu Warszawskiego (Marta Zareba)
  • Claire Goll, Yvan Goll, Paula Ludwig: »Nur einmal noch wird ich dir untreu sein« (Erich Unglaub)
  • Michel Itty und Silke Schauder: Rainer Maria Rilke. Inventaire – Ouvertures. Lille, Presses Universitaires du Septentrion (Béatrice Chémama-Steiner)

Mitteilungen

  • Nachruf auf Ulrich Fülleborn (Manfred Engel)
  • Nachruf auf Rätus Luck (August Stahl)
  • Nachruf auf Renate Scharffenberg (Vera Hauschild)

Été : être pour quelques jours
le contemporain des roses ;
respirer ce qui flotte autour
de leurs âmes écloses.

Faire de chacune qui se meurt
une confidente,
et survivre à cette sœur
en d’autres roses absente.

[Sommer: für ein paar Tage der Zeitgenosse der Rosen sein; atmen, was um ihre aufgeblühten Seelen schwebt. Aus jeder, die dahinstirbt, eine Vertraute machen und diese abwesende Schwester in anderen Rosen überleben.]

Aus: Gedichte in französischer Sprache, Herausgegeben von Manfred Engel und Dorothea Lauterbach. Übertragungen von Rätus Luck.

Trauer um Christoph Sieber-Rilke

Die Internationale Rainer Maria Rilke-Gesellschaft

trauert um ihren Schirmherrn

Christoph Sieber-Rilke

geb. 27. August 1933 in Weimar, gest. 20. Juni 2014 in Gernsbach.

Er war immer ein aufmerksamer Gesprächspartner,
ein wohlwollender Förderer, ein 
Freund.

Für den Vorstand der Rilke-Gesellschaft: Erich Unglaub

…ich habe mich sooft gefragt, ob nicht gerade die Tage, da wir gezwungen sind, müßig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefer Tätigkeit verbringen?

Aus einem Brief an Tora Holmström, 24. August 1904