wo finde ich Rilkes "Ode an Bellmann" und in welchem Zusammenhang ist sie entstanden ? Wäre lieb, wenn mir das hier jemand sagen könnte !
Danke und Grüße,
Hans
Ein Prachtgesell, auf jeden Fall, ziemlich genial, ohne Tabu, ausschweifend ohne Ende. Und wie Rilkes Ode sich ihm anverwandelt, ist auch toll.Ach, wie ein liebend Herz ich verachte,
Und all das Schöngetu!
Hier lieg ich nun im Rinnstein und betrachte
Meine alten Schuh!
Scheußliche Klumpen –
Rock auch in Lumpen,
Hemd so schwarz wie Ruß,
Hose zerrissen,
Halstuch zerschlissen,
Und ein lahmer Fuß –
Dazu noch juckt michs Fell –
Ja, ein Prachtgesell.
e.u. hat geschrieben: ↑9. Jul 2005, 14:34 Ode an Bellman
Mir töne, Bellman, töne. Wann hat so
Schwere des Sommers eine Hand gewogen?
Wie eine Säule ihren Bogen
trägst du die Freude, die doch irgendwo
auch aufruht, wenn sie unser sein soll; denn,
Bellman, wir sind ja nicht die Schwebenden.
Was wir auch werden, hat Gewicht:
Glück, Überfülle und Verzicht
sind schwer.
Her mit dem Leben, Bellman, reiß herein,
die uns umhäufen, unsre Zubehöre:
Kürbis, Fasanen und das wilde Schwein,
und mach, du königlichster der Traktöre,
daß ich das Feld, das Laub, die Sterne höre
und dann: mit einem Wink, beschwöre,
daß er sich tiefer uns ergiebt, den Wein!
Ach Bellman, Bellman, und die Nachbarin:
ich glaube, sie auch pistolo kennt, was ich empfinde,
sie schaut so laut und duftet so gelinde;
schon fühlt sie her, schon fühl ich hin -,
und kommt die Nacht, in der ich an ihr schwinde;
Bellman, ich bin!
Da schau, dort hustet einer, doch was tuts,
ist nicht der Husten beinah schön, im Schwunge?
Was kümmert uns die Lunge!
Ds Leben ist ein Ding des Übermuts.
Und wenn er strübe. Sterben ist so echt.
Hat er dem Leben lang am Hals gehangen,
da nimmt ihn erst das Leben ans Geschlecht
und schläft mit ihm. So viele sind vergangen
und haben Recht!
Zwar ist uns nur Vergehn,
doch im Vergehn ist Abschied uns geboten.
Abschiede feiern: Bellman, stell die Noten
wie Sterne, die im großen Bären stehn.
Wir kommen voller Fülle zu den Toten:
Was haben wir gesehn!
Text nach KA II, S.132-133.
Vielleicht könnten wir den Worllaut in die Rubrik 'Gedichte' aufnehmen?
Oder steht der Text schon drin?
Grüße von e.u.