wenigstens zeitweise hat Rilke Zeitung gelesen: einmal während des Krieges, um sich ein Bild zu machen - und jedenfalls mehrere Blätter - welche, kann ich leider nicht feststellen. Sein Interesse am Kriegsverlauf war so groß, dass er z.B.1917 in Berlin eigens den Grafen Kessler und andere Bekannte aufsuchte, um von ihnen Genaueres zu erfahren.
Auch aus Rilkes Briefen an Nanny Wunderly-Volkart geht hervor, dass Rilke Zeitung gelesen haben muss, weil er sich auf einzelne Meldungen und Geschichten bezieht, z.B. auf den Mordfall Landru. Und auch die Mussolini-Rede, die Rilke zum Entsetzen italienischer Freunde großen Eindruck machte, wird er aus einer Zeitung gehabt haben - eher einem französischen als einem deutschen Blatt. Das ließe sich vielleicht aus den Briefen an NWV feststellen.
Soviel erstmal - ich will mich gern an einer weiteren Suche beteiligen, wenn Dir daran liegt Gute Ostertage wünscht Renée..
Zu den Zeitungen, die Rilke las, müsste man viele Mosaiksteinchen zusammentragen. Hier einige aus den schweizer Jahren:
Rilke schrieb an Otto Pick, 1.Dezember 1921aus der Schweiz: "Während meherer Monate hatte ich den Vorzug, die 'Prager Presse' fast regelmäßig zu erhalten." (Diese Zeitung war ein regierungsnahes Organ). Auch im Jahr 1924 nahm er sie zur Kenntnis.
Er las auch die "Gazette de Prague" in dieser Zeit.
Im Wallis las er auch das 'Journal de Genève'.
Viel Glück beim weiteren Suchen!
e.u.
... was hat R.M. Rilke denn eigentlich sonst noch so gelesen - ausser Zeitung (und H.Hesse - DANKE für die Antworten bei Rilke literarisch!) ? Ist das vielleicht auch bekannt ? Würde mich interessieren...
Hallo Paula,
zu Rilkes Lektüre gibt es inzwischen ein schlaues Buch:
Tina Simon: Rilke als Leser. Untersuchungen zum Rezeptionsverhalten. - Frankfurt am Mai 2001.
Das Buch konzentriert sich zwar auf die Zeit des Ersten Weltkriegs, greift aber meist doch etwas weiter aus.
Als Einstieg hilft natürlich auch ein Blättern durch die Rilke-Chronik.
Mit wenigen Worten lässt sich das von Rilke Gelesene Nicht umreissen. Er las viel, aber doch sehr selektiv. So hat er lange nichts von Johann Peter Hebel wahrgenommen (vielleicht gar kein Wunder bei seiner Herkunft?).
Aber es gibt da viel zu entdecken! e.u.
gestern habe ich mir das Buch von Tina Simon nun endlich ausgeliehen hier in der Bibliothek und bin begeistert! Herzlichen Dank für den tollen Tipp! Es gibt übrigens auch einen Exkurs zu "Rilke als Zeitungsleser" (S. 276ff). Schön ist auch die "Tabellarische Übersicht: Rilkes Lektüren 1912-1920" am Ende des Buchs (S. 367ff.) mit genauen Angaben zu Datum, Art der Erwähnung bei Rilke und Quelle... Eine wahre Fundgrube !
Liebe Grüße und nochmal ganz herzlichen Dank für den Tipp, e.u. ,
das ist ja wirklich spannend: in dem "schlauen" Buch von Tina Simon steht, neben vielen anderen sehr interessanten Informationen, dass R.M. Rilke die "Biene Maja" gekannt hat und auch "Max und Moritz" erwähnt (S. 204) !
Wirklich sehr interessant... !
Muss gleich mal weiterlesen ...!
Paula
ps.: Barbara, Du solltest es auch unbedingt mal lesen, zb hatte Rilke eine Zeit lang auch die "Neue Zürcher Zeitung" abonniert ...
ja, ich gehe morgen gleich in die Bibliothek und leihe es aus, habe mich schon vormerken lassen und bin auch schon ganz gespannt darauf ...
Danke Paula und e.u. für den Tipp !
Was: ein Gedicht über Osterhasen ???
Da bin ich ja mal gespannt ?! Wie lautet es denn genau, e.u. ?
Und was sagt Rilke über das "Hasenbuch" ???
Ich bin ganz neugierig ...
... also ich hatte bisher nur von R.M. Rilke und dem "Einhorn" gehört?! So bittet er zb am 1. September 1915 den "bücherkundigen Rolf von Hoerschelmann: "...mich aufmerksam zu machen, wenn Ihnen je Romane, Gedichte oder Blätter vorkommen sollten, die vom Einhorn, seiner Geschichte, der Jagd dieses Thieres und Ähnlichem handeln. - Scheint es Ihnen möglich, an der Staats-Bibliothek über diese Erscheinung Material zusammen zu finden?..."" (Chronik, S. 509).
Hallo, liebe Hasenfreunde, hier das gewünschte Rilke-Osterhasengedicht, das ich jetzt gerade leider nur in der lieblosen Internet-Version anbieten kann:
Wird erst die Erde österlich
versammeln alle Hasen sich
in frühlinglichem Reigen.
Sie tanzen um den Grasgeruch
sehr "frey" und "hold". Das Hasenbuch
steckt doch in jedem Hasen.
Ansonsten habe ich jetzt mit dem Buch von Tina Simon begonnen und bin fasziniert , was da alles drinsteckt . Ich habe es auch gleich meinen KollegInnen gezeigt . Natürlich auch das "Osterhasen"-Gedicht ! Sie sind auch ganz begeistert und lassen grüßen ...
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße, Barbara
ps.: kennt Ihr eigentlich auch die "Häschenschule" ???