Gedicht für Zauberer gesucht

Rilke-Texte gesucht und gefunden

Moderatoren: Thilo, stilz

Antworten
Maraike

Gedicht für Zauberer gesucht

Beitrag von Maraike »

Hallo,

ich suche ein Gedicht von Rilke. Es beginnt so:

"Berühre ruhig mit dem Zauberstabe
das Ungenaue, das du um mich scharst..."

Danke für Hinweise und Tipps !

Eine schöne vorweihnachtliche Zeit wünscht
Maraike :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Berühre ruhig mit dem Zauberstabe
das Ungenaue, das du um mich scharst,
und du wirst wieder wissen, wie du Knabe
und in der Dinge Freundschaft warst.

Berühre nochmals, und es wird sich zeigen,
daß dich die Liebende empfing,
weil aller Glanz, den Himmlische verschweigen,
aus deinem Neigen in sie überging.

Ein drittes Mal berühr, um zu erfahren,
daß Macht sich giebt und sich entzieht,
und nun sei rein in deinem Offenbaren
und sage dienend, was geschieht.
Maraike

zauberstab

Beitrag von Maraike »

Hallo e.u.,

danke ! Genau dieses Gedicht habe ich gesucht !

Ist das eigentlich auch ein Ding-Gedicht ? Ist der Zauberstab ein (technisches) Gerät (Rilke und Technik ) ? Findet man ja auch schon in Goethes "Zauberlehrling" ! Was meinst Du ? Wie auch immer - auf jeden Fall: das Gedicht ist wunderbar !

Herzlichen Dank und - kleiner Tipp - : lies mal wieder "Harry Potter" - so wie ich gerade :roll: !

Fröhliche Festtage wünscht Maraike :lol:
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Aber nein, Maraike, du wirst doch nicht ernsthaft behaupten wollen, dass hier ein realer Gegenstand beschrieben wird? :roll: Beschrieben wird hier nur die Wirkung von etwas, nicht aber ein konkretes Ding oder Lebewesen.
Gruß
gliwi
Maraike

Beitrag von Maraike »

Hallo gliwi,

... in der Welt der Magie ist (fast) alles möglich :wink: !

Liebe Grüße von Maraike :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo,
wir sollten allerdings die Magier-Gedichte von Rilke nicht übersehen. 'Le Magicien' ist schon bei den'Gedichten', dazu gehört auch

'Der Magier'

Er ruft es an. Es schrickt zusamm und steht.
Was steht? Das Andre; alles, was nicht er ist,
wird Wesen. Und das ganze Wesen dreht
ein raschgemachtes Antlitz her, das mehr ist.

Oh Magier, halt aus, halt aus, halt aus!
Schaff Gleichgewicht. Steh ruhig auf der Waage,
damit sie einerseits dich und das Haus
und drüben jenes Angewachsne trage.

Entscheidung fällt. Die Bindung stellt sich her.
Er weiß, der Anruf überwog das Weigern.
Doch sein Gesicht, wie mit gedeckten Zeigern,
hat Mitternacht. Gebunden ist auch er.

Entstanden sind die Verse am 12.Februar 1924 in Muzot. Man sollte es zusammen mit 'Le Magicien' lesen. Und es gibt einen schönen Aufsatz von Roger Bauer in der Neuen Zürcher Zeitung (23.Mai 1981) dazu.
Man kann vermuten dass dieser Magier eher ein Dichter als ein Liebender ist?
Wer weiß hier mehr und lässt es uns wissen?
e.u.
Benutzeravatar
Anna B.
Beiträge: 312
Registriert: 13. Mai 2004, 20:26
Wohnort: Franken

Beitrag von Anna B. »

Hallo,

Danke - e.u. - für den Hinweis. Ich hatte dazu bereits im " Stern " nachgesehen !

Liebe Grüße von Anna :lol:
Barbara
Beiträge: 484
Registriert: 30. Dez 2003, 17:54
Wohnort: Stuttgart Bad Cannstatt
Kontaktdaten:

christi geburt

Beitrag von Barbara »

Hallo,

ein weiteres Gedicht über Magier - passend zur Jahreszeit:

http://www.rilke.de/gedichte/geburt_christi.htm

Die Frage war schon immer: Weise, Könige oder Magier aus dem Morgenlande :wink: ?!

Liebe Grüße und schöne Feiertage wünscht Barbara :lol:
Benutzeravatar
Anna B.
Beiträge: 312
Registriert: 13. Mai 2004, 20:26
Wohnort: Franken

Beitrag von Anna B. »

Hallo, liebe Forums-Besucher und -Mitglieder,

weil es so schön ist und auch zum heutigen Tag passt hier ein Rilke Gedicht aus dem "Buch der Bilder" :

Die Heiligen drei Könige

Legende

Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.

Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.

Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:

Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit magenkraft*,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, -
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch mußt du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schooß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.

*mittelhochdeutsch: «Macht» (RMR)

Aus: Das Buch der Bilder

Auch diese weisen Könige mögen damals schon erfahren haben, was es bedeutet: Armut ist ein großer Glanz aus Innen !

Anna :lol:
"anna blume... man kann dich auch von hinten lesen... du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a." (kurt schwitters)
Antworten