Dramen von Rilke

Die weiße Fürstin, sonstige Dramen, und -entwürfe

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jani
Beiträge: 1
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Dramen von Rilke

Beitrag von jani »

Hallo alle zusammen :)
Bin neu hier im Forum..
Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Rilke und möchte mich jetzt mit seinen Dramen beschäftigen, über eines von seinen Dramen auch ein Referat halten. Ich habe schon ganz viel im Internet gesucht, allerdings ist es ziemlich schwer, da etwas über seine Dramen herauszufinden.
Ich habe jetzt das Drama "Die weiße Fürstin" und das Drama "Ohne Gegenwart" im Internet gefunden, aber würde mir gerne auch noch die anderen mal ansehen bevor ich mich entscheide, welches ich bearbeiten möchte..

Daher wollte ich einfach mal fragen, ob einer von euch vielleicht weiß,
wo man seine anderen Dramen finden kann (sowohl im Internet als auch ggf. in gebundener schriftlicher Fassung).
Ich meine z.B. die Dramen "Das tägliche Leben", "Jetzt und in der Stunde unseres Absterbens", "Höhenluft" oder "Im Frühfrost".

Und noch eine Frage: Hat sich vllt. sogar einer von euch schon mit einem der Dramen selbst beschäftigt und hat noch einige Informationen dazu?
(Heißt natürlich nicht, dass ich mir nicht auch selbst Gedanken darüber mache!)

Wäre über jede Form von Hilfe sehr dankbar!
Schönen Tag euch noch! :) Mfg
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
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Re: Dramen von Rilke

Beitrag von gliwi »

Sorry, aber seit e.u. uns verlassen hat, sind wir in der Dramenfrage nicht eben kompetent, was man an den unbeantworteten Fragen hier sehen kann. In dem 2001-Band istnur die "weisse Fürstin" drin, die gilt wohl als Gedicht. Da sonst alles bei Insel herausgekommen ist, nehme ich an, dass es einen Inselband mit den Dramen geben müsste...lässt sich wohl im Netz ermitteln. Weiß jemand Bescheid damit?
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
helle
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Re: Dramen von Rilke

Beitrag von helle »

Das ist doch geradezu der Fluch des Netzes, das man glaubt, aber auch alles darin finden zu können. Wer sich ernsthaft mit Literatur beschäftigen will, tut immer noch gut daran, gelegentlich in eine Bücherei oder Bibliothek zu gehen, und wenn man da nicht allein weiterkommt, dann geht man zur Auskunft und läßt sich ein paar Tips geben, z.B. wo man die Dramen RIlkes lesen kann, da braucht man nicht Stunden herumzusurfen und zu verzweifeln, das ist doch alles Irrsinn inzwischen. Ich bin relativ sicher, Rilkes Dramen kann man in der sog. "Kommentierten Ausgabe" lesen.

In einer vernünftig sortierten Bibliothek wird man auch das Rilke-Handbuch finden, das würde einem sicher auch jeder einigermaßen orientierte Bibliothekar empfehlen, hoffe ich jedenfalls; darin befindet sich auch ein Kapitel über Rilkes Dramen, etwa 25 Seiten lang, ordentlich geschrieben, mit einem Abriß der dramatischen Entwicklung Rilkes, einer Zuordnung innerhalb des Werkganzen, Hinweisen auf weiterführende Literatur und näheren Auskünften zu den einzelnen Dramen.

Ich habe selbst keines der Stücke Rilkes gelesen, worauf ich mir aber auch nichts einbilde, nur ein paar Auslassungen darüber. Danach wurden seine frühen, am Naturalismus orientierten, offenbar überaus gefühls(du)seligen Versuche vom Publikum in der Regel mit Hohn und Spott quittiert; aber da soll sich jeder sein eigenes Urteil bilden, vielleicht stellt es sich heute ja anders da. Auf die deutsche Bühne hat es kein Rilke-Stück mit nachhaltiger Wirkung gebracht. Nach meinen also aus zweiter Hand vermittelten Kenntnissen muß "Die weiße Fürstin" wohl das interessanteste dieser Stücke sein.

Viel Spaß beim Herumblättern
wünscht helle.
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Re: Dramen von Rilke

Beitrag von e.u. »

Hallo Jani,
in der Tat gibt es die Dramen Rilkes nicht in einer separaten Ausgabe. Die beste verfügbare Sammlung ist die 'Kommentierte Ausgabe' in 4 (5) Bänden. Die gibt es auch in billig(er)en Nachdrucken, ist aber in den Bänden 1-4 nur geschlossen beziehbar.
Also ganz genau für die Bibliothek:
Rainer Maria Rilke: Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden.
Bd.3 Prosa und Dramen. Herausgegeben von August Stahl. - Frankfurt am Main und Leipzig [Insel Verlag] 1996.
Hier sind zu finden (mit gutem Kommentar):
Im Frühfrost
"Jetzt und in der StunduseAsrbens..."
Das tägliche Leben
Bd.1 Gedichte 1895 bis 1910. Herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn. Frankfurt am Main und Leipzig [Insel Verlag] 1996.
Hier ist: Die weiße Fürstin.

In der Ausgabe der 'Sämtlichen Werke' (praktisch nur noch in Bibliotheken verfügbar) ist noch der Einakter 'Höhenluft', auch 'Mütterchen', dazu 'Ohne Gegenwart', 'Waisenkinder', (Bd.4), 'Murillo', 'Die Hochzeitsmenuett' (Bd.3), die ich aber kaum mehr in ERinnerung habe.
Von der weißen Fürstin gibt es eine schöne Ausgabe bei der Insel Bücherei, mit einem Nachwort von Manfred Engel. Leider vergriffen, auch mir schon abhanden gekommen.
Übrigens sind die Dramen nicht so übel, wenn man sie mit den 'kleinen Dramen' von Hofmannsthal vergleicht oder die kurzen Stücke von Maeterlinck kennt. Aber auch die Stücke dieses Nobelpreisträgers werden ja kaum mehr aufgeführt. Ja, wenn da die Theaterleute ein paar Ideen hätten, wäre das toll.
Dann viel Freude mit Rilkes Dramen!
e.
BlackRoseofEarth
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Registriert: 19. Jul 2008, 18:20
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Re: Dramen von Rilke

Beitrag von BlackRoseofEarth »

Hey jani, für welches Drama hast du dich eigentlich entschieden? Würde mich interessieren... :-)
antiiiiia
Beiträge: 1
Registriert: 15. Mai 2018, 15:51

Re: Dramen von Rilke

Beitrag von antiiiiia »

Hallo, ich bin neu in diese Forum, ich muss ein Werk über Rilke in Spanien machen, und ich habe gelesen, dass Rilke ein Psichodrama über Murillo (spanischer Maler) geschriben hatte, wenn jemand es finden könnte, es wäre fantastisch. Der Name dieses Psichodrama ist Murillo, wie die Name des Malers.
Vielen Dank alle!
stilz
Beiträge: 1243
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
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Re: Dramen von Rilke

Beitrag von stilz »

Herzlich willkommen im Forum, antiiiiia!

Leider kenne ich Rilkes "Murillo" bisher nicht; aber e.u. hat das Psychodrama ja weiter oben erwähnt - offenbar findet es sich im 3. Band der "Sämtlichen Werke".
Rilke in Spanien - ich denke sofort an Ronda...
Schau mal - hier hat lilaloufan vor über zwei Jahren eine Liste der in Ronda entstandenen Gedichte Rilkes zusammengestellt:
http://rilke.de/forum/viewtopic.php?p=16979#p16979

Herzlichen Gruß,
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Georg Trakl
Beiträge: 53
Registriert: 30. Jan 2005, 17:30

Re: Dramen von Rilke

Beitrag von Georg Trakl »

Verehrteste Stilz, liebe Forenmitglieder,
wieder einmal ist es mir eine Freude, dem werten Forum ein Stück aus meinem Rilke-Fundus verfügbar machen zu dürfen.
Bei der Räumung des Dachbodens in der Münchener Ainmillerstraße fanden sich in einer durch Feuchtigkeit stark beeinträchtigten Kiste
neben diversen anderen verschollen geglaubten Artefakten und unzähligen Briefen zumindest auch Fragmente des gesuchten Psychodramas über den Maler Murillo mit dem Titel "Das Flehen des Lichtes". Leider ist dieses, wie gesagt, unkomplett, da weite Teile durch Stockflecken (Anm.: Tränen?) und Insektenbefall unleserlich wurden. Dennoch bildet dieser Dachbodenfund das dramatische Werk unseres Dichterfürsten Rilke wenigstens rudimentär ab.

*
Das Flehen des Lichts
(Szene: Ein spärlich beleuchtetes Atelier in Sevilla, dämmrig und erfüllt vom Geruch von Leinöl und alten Pigmenten. Überall stehen halbfertige und fertige Bilder, viele davon Andachtsbilder mit lächelnden Madonnen und frommen Kindern. Bartolomé Esteban Murillo, Mitte 50, steht vor einer Staffelei, auf der eine frische Leinwand wartet. Seine Augen sind müde, aber ein inneres Feuer glimmt noch darin.)
(Murillo, zu sich selbst, leise murmelnd)

Wieder diese Leere. Diese weiße Fläche, die nach einer Gestalt dürstet, die ich nicht finde. Sie schreit nach der Sanftheit, die ich einst so mühelos auf sie goss. Wo ist sie hin, diese Leichtigkeit, die jedem Pinselstrich eine Gnade verlieh? Meine Madonnen lächeln noch, doch ihr Lächeln ist wie ein Echo aus ferner Zeit, nicht mehr mein eigenes.
(Er reibt sich die Schläfen. Ein Windstoß lässt die Kerzenflamme flackern, und Schatten tanzen an den Wänden.)
Sie wollen die Seligkeit, die Unschuld. Sie wollen die Himmelsboten, die durch meine Hand auf Erden wandeln. Und ich, ich will sie ihnen geben. Ich suche sie in den Augen der Kinder auf der Straße, in den faltigen Gesichtern der Alten, in dem Licht, das durch die Fenster meiner Kirche fällt. Aber es ist, als hätte sich das Licht von mir abgewandt, als würde es nicht mehr bereit sein, sich von meinen Pinseln fangen zu lassen.
(Er tritt näher an die Leinwand heran, seine Hand zittert leicht, als wollte er sie berühren, zögert dann aber.)
Früher... früher war es ein Geschenk. Ein Strom, der durch mich floss. Ich sah ein Gesicht, ein Detail, ein Funkeln in den Augen, und schon wusste ich, wie es werden würde. Jetzt ist es ein Ringen. Jede Farbe ein Kampf, jede Linie ein Zweifel. Ich male Engel, aber ich höre ihre Flügel nicht mehr rauschen. Ich male Heilige, aber ich spüre ihre Heiligkeit nicht mehr in mir.
(Ein tiefes Seufzen entweicht ihm. Er nimmt einen Pinsel in die Hand, betrachtet ihn, als wäre er ihm fremd.)
Ist es die Last der Erwartung? Die tausend Augen, die auf meine Bilder blicken, die nach Trost und Schönheit hungern? Oder ist es die eigene Seele, die sich müde gemalt hat, die erschöpft ist von der ewigen Suche nach dem Vollkommenen? Ich habe so viel gegeben, so viel aus mir geschöpft. Bin ich nun leer? Ein Brunnen, dessen Wasser versiegt ist?
(Er schließt die Augen. Für einen Moment scheint er in sich zu versinken. Dann öffnet er sie wieder, und ein winziger Funke der Entschlossenheit glimmt darin auf.)
Nein. Noch nicht. Ich habe die Farben noch. Ich habe die Leinwand. Und ich habe die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach diesem einen Augenblick, in dem das Licht wieder durch mich hindurchscheint und eine neue Gestalt annimmt. Es ist nicht das Geschenk, das es einst war, sondern ein Flehen. Ein Flehen um die Gnade, wieder sehen zu dürfen, was unsichtbar ist.
(Er taucht den Pinsel in eine Schale mit hellem Ocker und setzt einen winzigen Punkt auf die Leinwand. Es ist ein erster, zögerlicher Ansatz. Seine Lippen bewegen sich, als würde er ein Gebet murmeln.)
Lass mich dich wiederfinden, du unsichtbare Schönheit. Lass meine Hand wieder dein Gefäß sein. Ich flehe dich an. Für jene, die noch an das Lächeln deiner Madonnen glauben. Und für mich, der ich ohne dich ein Maler bin, dessen Farben erloschen sind.
(Die Kerzenflamme flackert wieder. Der Raum ist erfüllt von der Stille des Wartens und dem leisen Knistern der Leinwand, die darauf zu harren scheint, dass Murillo die Gunst des Lichts erneut erringt.)

*
Soweit das Dramolett. Der Rest ist, wie gesagt, leider unleserlich und somit der Nachwelt verschlossen. Aber wer weiß, mögen die Zeitläufte noch das eine oder andere Fundstück den Weg zu den Germanisten und uns Rilke-Adepten finden. Die Hoffnung lebt ...
Georg Trakl jun.
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