Garten-Erlebnisse

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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Mona
Beiträge: 175
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Garten-Erlebnisse

Beitrag von Mona »

Hallo,

welche Gedichte gibt es von Rilke über Garten-Erlebnisse im Sommer ?

Mona :lol:
"Wie man sich lange über die Bewegung der Sonne getäuscht hat, so täuscht man sich immer noch über die Bewegung des Kommenden. Die Zukunft steht fest,... wir aber bewegen uns im unendlichen Raume."(RMR)
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Anna B.
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Beitrag von Anna B. »

Hallo Mona,

da gibt es bestimmt eine ganze Menge. Ich habe gerade in dem Band mit Rilkes späten Gedichten geblättert und dabei ein Gedicht gefunden, wo Rilke wohl ein eigenes Garten-Erlebnis beschreibt:

Der Liebende wird selber nie genug
euch überschauen, unbegrenzte Wesen,
denn wer vermag ein Angesicht zu lesen,
an dem sein Blick sich schimmernd überschlug.

Der Dichter hofft, mit der und der Gestalt
euch gleichnishaft vorsichtig zu beweisen,
er steigt auf eurer Spur von Kreis zu Kreisen
und macht erschrocken in den Himmeln Halt.

Am Ende ist er euch am nächsten dann,
wenn er sich plötzlich, wie in süßer Trauer,
von einem Gartenweg nicht trennen kann:

Eidechse hat sich eilig weggeregt,
während er an die warme Weinbergmauer
fast feierlich die leeren Hände legt.

Es grüßt - bei einem feinen Gläschen Frankenwein - in die Runde,

Anna :lol:
"anna blume... man kann dich auch von hinten lesen... du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a." (kurt schwitters)
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Hallo Mona,
fündig wirst du bestimmt im neuen Inseltaschenbuch it 3266, das unser Forumsgründer Thilo von Pape vor kurzem herausgebracht hat. Es hat den Titel "Rainer Maria Rilke Sommer" und kostet bescheidene 6€.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
Mona
Beiträge: 175
Registriert: 5. Apr 2006, 20:47
Wohnort: Neustadt

Beitrag von Mona »

Hallo,

leider (?) hat hier am Sonntag kein Buchladen offen., aber es gibt ja zum Glück das Internetforum , wo man jederzeit Fragen stellen darf :lol: !?

Danke, Anna ! Ein kleines Tier mit grosser Wirkung. Ich habe zwar heute einige Eidechsen beobachtet, wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass es ein Gedicht von Rilke darüber gibt !

Mona :lol:
"Wie man sich lange über die Bewegung der Sonne getäuscht hat, so täuscht man sich immer noch über die Bewegung des Kommenden. Die Zukunft steht fest,... wir aber bewegen uns im unendlichen Raume."(RMR)
.Sabine.
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Beitrag von .Sabine. »

Hallo,

Mona schreibt:
Ein kleines Tier mit grosser Wirkung.
So lange es keine Zecke ist :roll: !

Sabine :lol:
"Ich lerne sehen.... " (Rainer Maria Rilke)
Storm
Beiträge: 2
Registriert: 9. Jun 2007, 18:55
Wohnort: Amsterdam, Niederlände

Beitrag von Storm »

Hallo Mona,

Ich weiss nicht ob dieses Gedicht ist was du meinst, aber 'Garten' und ''Sommer' spelen eine Rolle – und es ist sowieso ein Fest es zu lesen. :wink:
Es ist das XVII.Sonett aus 'Die Sonette an Orpheus' (wunderschön!), Zweiter Teil.

Das XVII. Sonett

Wo, in welchen immer selig bewässerten Garten, an welchen
Bäumen, aus welchen zärtlich entblätterten Blüten-Kelchen
reifen die fremdartigen Früchte der Tröstung? Diese
köstlichen, deren du eine vielleicht in der zertretenen Wiese

deiner Armut findest. Von einem zum anderen Male
wunderst du dich über die Größe der Frucht,
über ihr Heilsein, über die Sanftheit der Schale,
und dass sie der Leichtsinn des Vogels dir nicht vorwegnahm und nicht die Eifersucht

unten des Wurms. Giebt es denn Bäume, von Engeln beflogen,
und von verborgenen langsamen Gärtnern so seltsam gezogen,
dass sie uns tragen, ohne uns zu gehören?

Haben wir niemals vermocht, wir Schatten und Schemen,
durch unser voreilig reifes und wieder welkes Benehmen
jener gelassenen Sommer Gleichmut zu stören?



Nah, ist das phenomenal oder nicht? :D

Grüss,
Storm
Astrid
Beiträge: 43
Registriert: 5. Apr 2006, 20:33
Wohnort: Lübeck

Beitrag von Astrid »

an Mona:

Schwester, Du schweigst... ?


Erscheinung

von Rainer Maria Rilke

Was, heute, drängt dich zurück
in den unruhig wehenden Garten,
durch den ein Schauer von Sonne
eben noch hinlief? Sieh,
wie das Grün hinter ihm sich verernstigt.
Komm! Daß ich könnte wie du
absehn vom Gewichte der Bäume.
(Bräche einer von diesen über den Weg,
schon müßte man Männer
rufen, um ihn zu heben. Was ist
so schwer in der Welt?)
Die vielen Stufen aus Stein
kamst du lauter herab: ich vernahm dich.
Hier wieder klingst du nicht an.
Ich bin allein im Gehör
mit mir, mit dem Wind... Plötzlich
eine Nachtigall türmt
im geschützten Gebüsch.
Horch, in der Luft, wie es steht,
verfallen oder nicht fertig. Du,
hörst du´s mit mir, du -
oder beschäftigt auch jetzt dich die andre
Seite der Stimme, die sich uns abkehrt?
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