Trauergedicht
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Trauergedicht
Ich suche zum Anlass eines Todesfalls in der Familie ein schoenes, nicht zu trauriges Gedicht. Wer kann mir weiterhelfen? Vielen Dank!
Trauergedicht
Guten Abend,
ich würde zuerst immer an "Todes-Erfahrung" aus den "Neuen Gedichten" (I) denken, auch wenn es kein ganz leicht verständliches Gedicht ist:
Todes-Erfahrung
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Haß
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so daß wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
(Januar 1907)
Das vielleicht bekannteste Gedicht über den Tod ist das "Schllußstück" aus dem "Buch der Bilder".
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
(um 1900)
Und nicht zu vergessen das XIII. Sonett aus dem Zweiten Teil der "Sonette an Orpheus":
Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
dir, wie der Winter, der eben geht.
Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter,
daß überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht.
Sei immer tot in Eurydike - , singender steige,
preisender steige zurück in den reinen Bezug.
Hier, unter Schwindenden, sei, im Reiche der Neige,
sei ein klingendes Glas, das sich im Klang schon zerschlug.
Sei - und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung,
den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung,
daß du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal.
Zu dem gebrauchten sowohl, wie zum dumpfen und stummen
Vorrat der vollen Natur, den unsäglichen Summen,
zähle dich jubelnd hinzu und vernichte die Zahl.
(Februar 1922)
Ob eins passt ? Das kann man nicht wissen. Aber wenn nicht, dann findet man sicher etwas in Rilkes Briefen, z.B. an die Gräfin Sizzo.
Gute Nacht ! Renée (Arena)
Der Schwan
Da gibt es das unsterbliche:
Aus: Neue Gedichte (1907)Der Schwan
Diese Mühsahl, durch noch Ungetanes
schwer und wie gebunden hinzugehn,
gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.
Und das Sterben, dieses Nichtmehrfassen
jenes Grunds, auf dem wir täglich stehn,
seinem ängstlichen Sich-Niederlassen - :
in die Wasser, die ihn sanft empfangen
und die sich, wie glücklich und vergangen,
unter ihm zurückziehn, Flut um Flut;
während er unendlich still und sicher
immer mündiger und königlicher
und gelassener zu ziehn geruht.
Hallo,
dieses finde ich auch sehr schön, und es 'passt' zu Tod und Jahreszeit:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Aus: Das Buch der Bilder
Gruß von Karin
dieses finde ich auch sehr schön, und es 'passt' zu Tod und Jahreszeit:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Aus: Das Buch der Bilder
Gruß von Karin
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Hallo,
... natürlich gehören die Herbstgedichte in diesen Zusammenhang !
Aber auch in R. M. Rilkes Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" geht es um Tod und Sterben . So beginnt schon der Roman :
"... So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier..."
Oder denkt nur einmal an die große Sterbeszene in der achten Aufzeichnung !
Soweit - als kleine Ergänzung - von mir mit besten Grüßen von Barbara
... natürlich gehören die Herbstgedichte in diesen Zusammenhang !
Aber auch in R. M. Rilkes Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" geht es um Tod und Sterben . So beginnt schon der Roman :
"... So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier..."
Oder denkt nur einmal an die große Sterbeszene in der achten Aufzeichnung !
Soweit - als kleine Ergänzung - von mir mit besten Grüßen von Barbara
