Hallo zusammen,
ich lese gerade Rilkes Briefe an einen jungen Dichter und bin beim achten Brief auf den Ausdruck "Bewegungs-Begriffe" gestoßen. Rilke schreibt, dass man bereits viele dieser Begriffe umdenken musste. Was genau meint er damit? Bezieht sich das auf körperliche Bewegung, oder eher auf eine metaphorische Entwicklung im Denken und Fühlen? Wie würdet ihr diesen Ausdruck interpretieren?
Freue mich auf eure Gedanken und Interpretationen!
Bedeutung von "Bewegungs-Begriffe" im 8. Brief an Kappus
Re: Bedeutung von "Bewegungs-Begriffe" im 8. Brief an Kappus
Willkommen im Forum, uzf!
Ich denke dabei zunächst an Bewegungen durch Raum und Zeit.
Kurz nach dem Satz, auf den Du Dich beziehst, schreibt Rilke:
Wenn wir uns nun auch noch von der Anschauung verabschieden wollten, daß die Vergangenheit die Gegenwart und diese dann die Zukunft bestimmt, was eine Umkehrung der Bewegungsrichtung der Zeit bedeuten würde - dann wäre das ein weiteres gewaltiges Umdenken.
Du fragst, ob Rilke sich
Ich bin nicht sicher, ob sich das so fein säuberlich trennen läßt.
Bedeutet ein derartig gewaltiges Umdenken von räumlich/zeitlichen Bewegungs-Begriffen nicht auch eine Veränderung von Denken und Fühlen (und auch Wollen)?
Eine dritte Richtungsumkehrung wäre die Anschauungsweise,
Hier noch der link zum ganzen Brief: http://www.rilke.de/briefe/120804.htm
Herzlich,
stilz
Ich denke dabei zunächst an Bewegungen durch Raum und Zeit.
Kurz nach dem Satz, auf den Du Dich beziehst, schreibt Rilke:
Die kopernikanische Wende - also die Richtungsumkehrung der Anschauung, von der räumlichen Bewegung der Sonne um die Erde zur Bewegung der Erde um die Sonne - bedeutete ein gewaltiges Umdenken. Auch weil seither die Erde (und damit die Menschheit) nicht mehr als Mittelpunkt des Universums gedacht wurde...RMR hat geschrieben:Wie man sich lange über die Bewegung der Sonne getäuscht hat, so täuscht man sich immer noch über die Bewegung des Kommenden. Die Zukunft steht fest, lieber Herr Kappus, wir aber bewegen uns im unendlichen Raume.
Wenn wir uns nun auch noch von der Anschauung verabschieden wollten, daß die Vergangenheit die Gegenwart und diese dann die Zukunft bestimmt, was eine Umkehrung der Bewegungsrichtung der Zeit bedeuten würde - dann wäre das ein weiteres gewaltiges Umdenken.
Du fragst, ob Rilke sich
bezieht.uzf hat geschrieben:auf körperliche Bewegung, oder eher auf eine metaphorische Entwicklung im Denken und Fühlen
Ich bin nicht sicher, ob sich das so fein säuberlich trennen läßt.
Bedeutet ein derartig gewaltiges Umdenken von räumlich/zeitlichen Bewegungs-Begriffen nicht auch eine Veränderung von Denken und Fühlen (und auch Wollen)?
Eine dritte Richtungsumkehrung wäre die Anschauungsweise,
Vielleicht könnte sich auf diese Weise der Mensch/die Menschheit, nach der "kopernikanischen Kränkung", sogar wieder in Richtung Mittelpunkt (oder aktiver Ausgangspunkt) bewegen?RMR hat geschrieben:daß das, was wir Schicksal nennen, aus den Menschen heraustritt, nicht von außen her in sie hinein.
Hier noch der link zum ganzen Brief: http://www.rilke.de/briefe/120804.htm
Herzlich,
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)