I'm looking for a poem by the name "Vom verlorenen Sohn. Skizze zu einem zweiten Stück des Kreises" can any one help me and perhaps send it to me. It is not in my Insel gedichte edition.
anat
can someone help me
- lilaloufan
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Re: can someone help me
Guten Tag anat,
Du hast ja schon 2007 hier: Posting #8795 einmal nach dem „Lyrischen Entwurf“ von 1906 gefragt, leider nur mit einem Zitatfragment des Gedichts. Suchst Du dasselbe? – Hat das, was Du suchst, eine Beziehung zu der Parabel in Aufzeichnung 71 des Malte? – Wird es so, wie Du es hier anführst, in irgendeiner Quelle erwähnt?
Wenn Du diese Hinweise ergänzt, kommen wir vielleicht weiter.
Gruß,
l.
Du hast ja schon 2007 hier: Posting #8795 einmal nach dem „Lyrischen Entwurf“ von 1906 gefragt, leider nur mit einem Zitatfragment des Gedichts. Suchst Du dasselbe? – Hat das, was Du suchst, eine Beziehung zu der Parabel in Aufzeichnung 71 des Malte? – Wird es so, wie Du es hier anführst, in irgendeiner Quelle erwähnt?
Wenn Du diese Hinweise ergänzt, kommen wir vielleicht weiter.
Gruß,
l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Re: can someone help me
Hallo anat,
this poem can be found in "Rainer Maria Rilke. Die Gedichte" (Insel-Verlag), page 371f, "Die Gedichte 1906 bis 1910".
I couldn't find it in the internet, and it is too long to write it down for you immediately ... however, here is the beginning:
Good night!
Ingrid
this poem can be found in "Rainer Maria Rilke. Die Gedichte" (Insel-Verlag), page 371f, "Die Gedichte 1906 bis 1910".
I couldn't find it in the internet, and it is too long to write it down for you immediately ... however, here is the beginning:
- Ich habe, König, oft vor Dir gespielt,
Doch nichts war besser als wenn wir uns beide
beim Jagen fanden: jung ohne Geschmeide -
Man sieht es noch an meinem schönen Kleide
wie groß und herrlich Deine Hand mich hielt.
Jetzt aber laß mich, König, und geruh,
wie Du mich einstmals nahmst, mich fortzugeben,
Du fragst an wen? An alles. ____ An mein Leben. -
Da steigt Dein Zorn. ____ Erzürnter: hör mir zu:
Good night!
Ingrid
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Re: can someone help me
Dear lilaloufan,
It is the same poem I was looking for so many years ago. I know I did find it then, but now I just can't find the text. I don't have it in my Insel Gedichte.
Anat
It is the same poem I was looking for so many years ago. I know I did find it then, but now I just can't find the text. I don't have it in my Insel Gedichte.
Anat
Re: can someone help me
Dear anat,
and here comes the whole poem (with "___" I have indicated the places where Rilke puts a longer blank):
and here comes the whole poem (with "___" I have indicated the places where Rilke puts a longer blank):
- VOM VERLORENEN SOHN
Skizze zu einem zweiten Stück des Kreises
Ich habe, König, oft vor Dir gespielt,
Doch nichts war besser als wenn wir uns beide
beim Jagen fanden: jung ohne Geschmeide -
Man sieht es noch an meinem schönen Kleide
wie groß und herrlich Deine Hand mich hielt.
Jetzt aber laß mich, König, und geruh,
wie Du mich einstmals nahmst, mich fortzugeben,
Du fragst an wen? An alles. ____ An mein Leben. -
Da steigt Dein Zorn. ____ Erzürnter: hör mir zu:
Du hobst mich unter Deine Tischgefährten
(nur königliche Hände heben so);
ich durfte im Palast sein, in den Gärten,
in Deinem Schlafgemach, auch dorten wo
geheime Schreiber Deine Briefe siegeln,
selbst zu den Zimmern, tief von Duft und Spiegeln,
zu welchen hin Dein Mißmut manchmal floh,
durft ich Dir folgen. ___ Du hast nie geglaubt,
wenn mich der Eifersucht Auswendig-Lerner
an Dich verrieten, und ich durfte ferner
eintreten bei Dir mit bedecktem Haupt.
Du hast mich, Herr (ich kann es nicht verstehn)
erwählt zu Dir; wie Kenner wohl im Stillen
aus einem großen Haufen von Berillen
den einen greifen und gerade den
(vielleicht um eines schönen Fehlers willen - )
und nun: zu Undank redet Dir mein Mund;
mir selber unbegreiflich. Dich verlieren
was macht mich, so wie das, verwirrt und wund.
Und doch: ich muß - . ___ Du willst den Grund?
O frage, Herr, die Meere nach dem ihren.
Du wirst erfahren, daß aus Tang und Tieren
aus Algen, Muscheln und Korallen und
Unzähligen die sich zur Liebe zieren
und schön sein wollen, funkelnd oder bunt:
Geschicke sich ins Unermeßne weben,
phantastischer als dieses Schicksal hier - .
Sieh, so sind Leben unter unserm Leben.
Wir wissens kaum, doch manchmal sehen wir
wie etwas aufsteigt, irgend etwas Totes - ;
(denn an die Oberfläche treibt nur dies.)
aber selbst tot ist es noch ein Durchlohtes,
Verschwenderisches, Königliches, Rotes -
oder bestickt mit lauter Silberkies.
__ Mir stieg eins auf. Und ich bin so vertieft
in dies Gesicht; ich würde nie mehr hören
wenn ihr hier zu mir redetet und rieft.
Ich muß allein sein. ___ Mich darf keiner stören.
Vergieb mir, königlicher Herr, in Gnaden:
Ich muß allein sein; zwar bin ich noch jung,
doch dieses hier hat die Erinnerung
von tausend Leben auf mir abgeladen.
Wie vielleicht Gärtner, wenn sie im August
die Früchte pflücken aus den langen Läufen
der trächtigen Spaliere, unbewußt
mit ihren Äpfeln etwas überhäufen,
und wie der Käfer oder das Insekt
- das eben was sich unten stemmt und sträubt -
sich schließlich stille hält, erschreckt, betäubt - :
So muß ich jetzt in diesem Labyrinth,
in dem mich unten Duft und Schwere binden,
aushalten bis sich der Geruch verdünnt
der mich verhindert einen Gang zu finden.
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Re: can someone help me
Und auch in den "Neuen Gedichten" klingt das Thema an:
Was meint Ihr: was ist das "erste Stück des Kreises", und wieviele "Stücke" mag es nach dem "zweiten" noch geben, ob nun ausgeführt oder bloß gedacht?
Herzlichen Gruß,
Ingrid
- Der Auszug des verlorenen Sohnes
Nun fortzugehn von alle dem Verworrnen,
das unser ist und uns doch nicht gehört,
das, wie das Wasser in den alten Bornen,
uns zitternd spiegelt und das Bild zerstört;
von allem diesen, das sich wie mit Dornen
noch einmal an uns anhängt - fortzugehn
und Das und Den,
die man schon nicht mehr sah
(so täglich waren sie und so gewöhnlich),
auf einmal anzuschauen: sanft, versöhnlich
und wie an einem Anfang und von nah
und ahnend einzusehn, wie unpersönlich,
wie über alle hin das Leid geschah,
von dem die Kindheit voll war bis zum Rand - :
Und dann noch fortzugehen, Hand aus Hand,
als ob man ein Geheiltes neu zerrisse,
und fortzugehn: wohin? Ins Ungewisse,
weit in ein unverwandtes warmes Land,
das hinter allem Handeln wie Kulisse
gleichgültig sein wird: Garten oder Wand;
und fortzugehn: warum? Aus Drang, aus Artung,
aus Ungeduld, aus dunkler Erwartung,
aus Unverständlichkeit und Unverstand:
..... Dies alles auf sich nehmen und vergebens
vielleicht Gehaltnes fallen lassen, um
allein zu sterben, wissend nicht warum -
Ist das der Eingang eines neuen Lebens?
Rainer Maria Rilke, Juni 1906, Paris
Was meint Ihr: was ist das "erste Stück des Kreises", und wieviele "Stücke" mag es nach dem "zweiten" noch geben, ob nun ausgeführt oder bloß gedacht?
Herzlichen Gruß,
Ingrid
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)