Marina Zwetajewa-Efron

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Whoiswho

Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von Whoiswho »

Hallo,

wer war denn eigentlich Marina Zwetajewa-Efron für die R.M. Rilke eine Elegie geschrieben hat:

http://www.rilke.de/gedichte/marina.htm

Es entwickelt sich hier zwar langsam diese Rubrik zu einem Who is who :wink: , würde mich aber (nichtsdestotrotz) sehr interessieren ...

Liebe Grüße :lol:
Litfink
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Marina Zwetajewa

Beitrag von Litfink »

Marina Zwetajewa, 1892 als Tochter einer begabten Pianistin und des späteren Begründers des heutigen Puschkin-Museums geboren, verbringt eine intensive, behütete und romantische Kindheit. Als Teenager ist sie mit ihrer Familie die meiste Zeit auf Reisen quer durch Europa, hauptsächlich in Italien, der Schweiz und Deutschland - auf der Suche nach einer Kur für die tuberkulosekranke Mutter.
1910 erscheint ihr erster Gedichtband, der sie schlagartig berühmt macht. Im darauf folgenden Jahr trifft sie Sergey Efron auf der Krim. Obwohl Zwetajewa ihn heiratet, drei Kinder mit ihm hat und ihm ihr ganzes Leben widmet, unterhält sie leidenschaftliche Beziehungen mit vielen Liebhabern, so u.a. mit Ossip Mandelstam und Sofia Parnok. 1917 wird Efron zur Weissen Armee eingezogen und Marina Zwetajewa sieht ihn über 5 Jahre nicht mehr.
Sie und ihre älteste Tochter Alya überleben die Revolution kaum, 1922 treffen sie Efron im Exil in Prag. Dort und später in Paris publiziert sie viele ihrer größten Werke und führt eine intensive Korrespondenz mit Rilke und Pasternak. 1939, kaum bekannt in ihrer Heimat, von ihrem Ehemann entfremdet und von der Exilgemeinschaft geächtet, überzeugt Efron, der als Sowjetagent entlarvt wird, sie dennoch, nach Moskau zurückzukehren.
Efron und Alya werden verhaftet. Die deutsche Armee dringt immer weiter in Russland ein, und Zwetajewa und ihr Sohn werden nach Elabuga, am Kama-Fluss umgesiedelt. Dort nimmt sich Zwetajewa am 31. August 1941 das Leben.
Schreiben kann dich weit hinaus führen, bis hin zur Folge konsequenter Augenblicke, die in sich immer eine Art von Ewigkeit selbst sind
Litfink
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Zitate

Beitrag von Litfink »

Der Verzicht ist ein Schlüsselwort bei Zwetajewa.

"Alles zu sagen haben - und die Lippen nicht aufzutun. Alles zu geben haben - und die Hand nicht aufzutun. Es ist Verzicht, was Sie eine bürgerliche Tugend nennen und was - mag es bürgerlich sein oder nicht, mag es Tugend sein oder nicht - die wichtigste Triebfeder meiner Handlungen ist." Mein weiblicher Bruder. Brief an die Amazone, Mathes & Seitz, 1985

Rilke:
Jeder verzichtende Sturz stürzt in den Ursprung und heilt. (Elegie für Z.)
Z. Brief an Alexander Bachrach v. 29.9.23: "Ich lasse mich zu sehr hinreißen. Um zu lieben muß ich vergessen (alles, das heißt, MICH)"

Elegie für Marina.
Z schickte sie am 14.11.36 an Anna Tesková und schrieb dazu:
Das ist mein Geheimnis mit R(ilke), seines - mit mir. Und zu diesem Geheimnis kehre ich immer wieder zurück, wenn die mich so unverkennbar kränken - die es nicht würdig sind, die Riemen seiner Sandalen zu lösen.

Z. am 27.7.23 an Alexander Bachrach: "Ich schreibe spät am Abend, nach einem stürmischen, klaren, windigen Tag. Ich saß - hoch oben - auf einer Birke, der Wind schaukelt die Birke und mich, ich umarmte ihren weißen glatten Stamm, ich war selig, es gab mich nicht mehr."

Konzeptheft, Gedicht "Die eisige Tiara der Berge": "Man könnte den Ausruf in zwei Bahnen lenken: - Ich hielt die Tulpe heute wie Kind am Kinn! 1. Freiheit mit der Natur: - Ich hielt heute den Kiefernstamm wie einen lebendigen Leib umschlungen .. Ich zog sie heute ... an die Lippen ... wie eine lebendige Hand .. (Flucht mit den Blättern.). Da - ohne alle Erklärungen: wiederfuhr mir solches, daß alles sich belebte (sich vermenschlichte)."

"Auf eigenen Wegen", S. 124, 164
"Nie will ich an die Brust, immer will ich sie hinein! Nie - an sie fallen! Immer nur in sie hinein verschwinden! (In den Abgrund.)"

"In der Liebe bin ich nicht da, es ist nur ein rasendes, fassungsloses, leidendes Wesen, die Seele ohne Körper." An Alexander Bachrach, 19.9.23.
Schreiben kann dich weit hinaus führen, bis hin zur Folge konsequenter Augenblicke, die in sich immer eine Art von Ewigkeit selbst sind
Ronald

Re: Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von Ronald »

Whoiswho hat geschrieben:Hallo,

wer war denn eigentlich Marina Zwetajewa-Efron für die R.M. Rilke eine Elegie geschrieben hat:

http://www.rilke.de/gedichte/marina.htm

Es entwickelt sich hier zwar langsam diese Rubrik zu einem Who is who :wink: , würde mich aber (nichtsdestotrotz) sehr interessieren ...

Liebe Grüße :lol:
Marina Zwetajewa war ein Russischer Dichterin, die mit Rilke eine intensive
Briefwechsel hatte in 1926 (sehe Wikipedia)

herzlichen Gruss, Ronald
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lilaloufan
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Re: Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von lilaloufan »

Von Franz Haas gibt es hier einen Zeitungs-Aufsatz ad Marina Zwetajewa.
Der Aufsatz setzt in mancherlei Hinsicht problematisierbare Akzente und wird dem, was Rilke an Marina anzog, in gar keiner Weise gerecht, aber urteilen sollt Ihr ja selbst.
l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
chikara
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Re: Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von chikara »

Marina Zwetajewa-Efron war eine russische Dichterin und Übersetzerin. Sie wurde 1892 in Moskau geboren und starb 1941 in Jelabuga.
Rilke und Zwetajewa lernten sich 1922 in Berlin kennen. Sie waren beide sehr beeindruckt von der Arbeit des anderen, und sie begannen eine Brieffreundschaft, die bis zu Rilkes Tod im Jahr 1926 andauerte.
In seiner Elegie "Marina Zwetajewa-Efron" bewundert Rilke Zwetajewa für ihre poetische Kraft und ihre Leidenschaft. Er beschreibt sie als eine "leuchtende Seele", die "wie ein Stern durch das Dunkel" strahlt.
Die Elegie ist ein bewegendes Zeugnis der Freundschaft und Bewunderung zwischen Rilke und Zwetajewa. Sie ist auch ein Beispiel für Rilkes Fähigkeit, die Schönheit und den Schmerz des menschlichen Daseins in Worte zu fassen.

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Buschey
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Re: Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von Buschey »

Kennenlernen in Berlin unmöglich. Rilke hat im 11.06.1919 Deutschland verlassen. Er hat nie wieder deutschen Boden betreten.
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lilaloufan
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Re: Marina Zwetajewa-Efron

Beitrag von lilaloufan »

Interessant ist nicht nur der Briefwechsel selbst mit Zwetajewas bemerkenswerten „Neujahrsbrief“ – ihrer zauberhaft poetischen Reaktion auf die Nachricht von Rilkes Tod – (Insel-Verlag 1992; ISBN 3-458-16336-0), sondern auch das Buch über Zwetajewas Begegnungen mit Steiner, Belyi und Woloschin, mit dem lesenswerten Vorwort von Taja Gut (Verlag Die Pforte 2000; ISBN 3-85636-135-9).
@Buschey danke für die Korrektur. Die Rilke-Chronik weist auf p. 1041 auf Pasternaks erste Kontaktvermittlung vom 12.Ⅳ.1926 (!) hin und merkt an: „Weder Boris Pasternak noch Marina Zwetajewa haben R. besuchen können.
!925 war Rilke ja bis August in Paris gewesen; Marina Zwetajewa kam aber erst später dorthin. In Tagebuchaufzeichnungen (О Германии) preist sie Rike als „besseres Deutschland“: Был бы убит Блок — оплакивала бы Блока (лучшую Россию), был бы убит Рильке — оплакивала бы Рильке (лучшую Германию), и никакая победа, наша ли, их ли, не утешила бы. [Wäre Blok {im Krieg} getötet worden, hätte ich um Blok getrauert (ein besseres Russland); wäre Rilke getötet worden, hätte ich um Rilke getrauert (ein besseres Deutschland), und kein Sieg, ob unserer oder ihrer, hätte mich getröstet.]
Keine Affaire, kein amour fou – es gibt also nur die leidenschaftliche und tiefsinnige Korrespondenz – aus Rilkes letzten Lebensmonaten.

l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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