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The bleak fields...

Verfasst: 11. Nov 2024, 20:15
von SLD
Hi all,

Sorry for asking something that has undoubtedly come up before, but the search function is not very helpful.. I'm trying to find the original (German, I'm guessing!) poem that is the first in the 1918 book Poems: https://www.gutenberg.org/cache/epub/38 ... mages.html

Evening:

The bleak fields are asleep,
My heart alone wakes;
The evening in the harbour
Down his red sails takes.

Night, guardian of dreams,
Now wanders through the land;
The moon, a lily white,
Blossoms within her hand.

Any ideas? Thanks! S

Re: The bleak fields...

Verfasst: 5. Feb 2025, 22:50
von stilz
Hi SLD,

I must have overlooked your post, sorry for the long delay!
I hope you haven't given up...

The original poem is much longer than the translation you gave us:


  • VIGILIEN

    I
    Die falben Felder schlafen schon,
    mein Herz nur wacht allein;
    der Abend refft im Hafen schon
    sein rotes Segel ein.

    Traumselige Vigilie!
    Jetzt wallt die Nacht durchs Land;
    der Mond, die weiße Lilie,
    blüht auf in ihrer Hand.

    II

    Am offnen Stubenfenster lehn ich
    und träume in die Nacht hinauf;
    das Mondlicht windet silbersträhnig
    sich um den schwarzen Kirchturmknauf.

    Sehn wenig Welten aus den Fernen
    auch durch den engen Hof ins Haus, -
    es füllte Licht von zehen Sternen
    ein ganzes, dunkles Leben aus.

    III

    Horch, der Schritt der Nacht erstirbt
    in der weiten Stille;
    meine Schreibtischlampe zirpt
    leis wie eine Grille.

    Goldig auf dem Bücherstand
    glühn der Bände Rücken:
    zu der Fahrt ins Feenland
    Pfeiler für die Brücken.

    IV

    Sie hat, halb Kind, einst eine Nacht
    beim toten Mütterlein verbracht
    und hat geweint und hat gewacht; -
    dann gingen Jahre, Jahre sacht:
    nie hat sie jener Nacht gedacht.

    Und dann kam eine ander Nacht.
    Da hat von Glut und Sünd entfacht
    die rote Lippe Lust gelacht,
    doch plötzlich - wie durch höhre Macht
    dacht sie der Nacht der Leichenwacht.

    (aus: Larenopfer - 1895)
Herzliche Grüße,
stilz