Rilkes Beziehung zu Mathilde Vollmoeller – doch nicht nur platonisch?

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Georg Trakl
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Registriert: 30. Jan 2005, 17:30

Rilkes Beziehung zu Mathilde Vollmoeller – doch nicht nur platonisch?

Beitrag von Georg Trakl »

In der Ruine des Gartenpavillons der Villa Gilli-Pozzino in Florenz wurde kürzlich bei Abrissarbeiten ein zerknülltes Blatt Papier dem Schutthaufen entrissen, welches derzeit den sachkundigen Schriftgelehrt*innen einige Rätsel aufgibt. Obwohl Schreibstil und Schriftbild des Fragments unzweifelhaft aus der Feder Rilkes stammen, weist es doch einige bis dato unbekannte biographische Fakten auf. Gab es noch eine Affäre in Rilkes triebhaftem Leben, von der die Rilkeolog*innen bislang nicht wussten? Hier nun das spannende Dokument im Transkript (das Original befindet sich derzeit unter Verschluss im Graphologischen Institut der Universität Jena):

Florenz, im März 1908

Meine geliebte Mathilde,
jeder Tag ohne Dich scheint mir wie eine Ewigkeit, ein unermesslicher Raum, der nur von der Sehnsucht nach Dir gefüllt wird. In den stillen Momenten, wenn die Welt um mich her verstummt, höre ich das Echo Deines Lachens, das wie ein zarter Windhauch meine Seele umweht.
Dein Bild ist in meinem Herzen eingraviert, und Deine Anwesenheit umgibt mich wie ein unsichtbarer Schleier, der mich vor der Härte der Welt schützt. Deine Augen, so tief wie die unergründlichen Meere, schenken mir einen Halt, der mich durch die stürmischsten Tage trägt. Deine Stimme, ein melodisches Flüstern, beruhigt meinen rastlosen Geist und lässt mich die Schönheit in den kleinsten Dingen erkennen.
Mathilde, Du bist die Muse meiner Gedichte, der Atem meiner Inspiration. In jedem Vers, den ich schreibe, fließt Deine Essenz mit ein, wie ein Fluss, der sein Ufer nährt. Ich erinnere mich an die Abende, die wir in Paris zusammen verbrachten, an denen wir die Kunst in all ihren Formen zelebrierten und die Zeit sich in einem Tanz verlor, der nur für uns beide existierte.
Ich sehne mich nach dem Tage, an dem wir uns wiedersehen werden, wenn ich Deine Hand in meine nehmen kann und wir gemeinsam den Pfad der Wollust beschreiten. Bis dahin bleibt mir nur der Trost Deiner Briefe, die ich mit unendlicher Freude und einem Hauch von Traurigkeit lese, da sie nur ein Schatten Deiner wirklichen Gegenwart sind und mir nichts bleibt, als mir selbst die Hand anzulegen. Ach, Geliebte ...
Ich hoffe, dass diese Zeilen Dich erreichen und Dein Herz erwärmen, wie Deine Worte es immer für mich tun. Bleib stark, meine Liebe, und wisse, dass meine Gedanken stets bei Dir sind, egal wie weit wir voneinander entfernt sein mögen. Als kleine Geste meiner diskreten Sehnsucht sende ich Dir wiederum einige Verse. Mögen sie Dein Wohlgefallen finden!

Mathilde, deine Augen, tief und klar, wie Sterne, die im Dämmerlicht erwachen,
sie flüstern mir von fernem Wunderjahr, und Schatten fliehen vor dem Sorgemachen.
In deinem Blick liegt eine leise Trauer, die Melancholie vergangener Zeiten,
wie eine Rose in des Herbstes Schauer, der letzte Blütenblätter sanft entgleiten.
Dein Lächeln, still wie eines Engels Traum, verhallt in dieser Welt voll Hast und Drängen,
ein Hauch von Ewigkeit im Weltenraum, wo Seelen sich im Sternenstaub vermengen.
Dein Wesen ist ein zartes Licht, das durch die Finsternis der Welt uns leitet,
ein Funke Hoffnung, der im Dunkeln bricht, wenn Sehnsucht uns im Innersten bestreitet.
Ersehnte, Lied in stiller Nacht, das sanft den schweren Geist umschwebt,
dein Dasein wie ein Flügelschlag erwacht, der in die Unendlichkeit des Seins erbebt.


In ewiger Zuneigung
Dein Rainer Maria

PS: Die Arbeit an den „Aufzeichnungen“ macht mir zu schaffen, Ich weiß nicht, ob ich sie (endlich) zu Ende bringen oder aber verwerfen soll. Will mich mit Kippenberg beraten.



Aufgrund dieses aufschlussreichen, aber letztlich offenbar doch nicht expedierten Briefes muss das Verhältnis Rilkes zu den Geschwistern Vollmoeller neu gedacht werden. Gab es da mehr? Und wusste Karl Gustav von diesen Umtrieben? Wir wissen es (noch) nicht. Ich bleibe jedenfalls dran …

Georg Trakl jun.


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Anmerkung der Moderatorin:
Wie der geneigte Leser sicherlich bemerkt hat: auch dieser Beitrag unseres Mitglieds "Georg Trakl" ist cum grano salis zu lesen. Unter "Georg Trakl jun -
speziell-originelle Beiträge eines Forumsmitglieds" habe ich eine Sammlung seiner phantasievollen, sichtlich originell-sein-wollenden Erdichtungen angelegt.
Herzlichen Gruß in die Runde,
stilz
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