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Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 11. Jan 2017, 22:24
von Frank II
Hallo liebe Rilke-Freunde,

nach Rücksprache (via Email) mit Thilo von Pape erlaube ich mir, folgenden kleinen Hilferuf hier einzustellen.

Zuvor - um nicht allzu plump daherzukommen - zumindest ein paar Angaben zu meiner Person. Ich bin Lehrer im norddeutschen Hannover mit den Fächern Kunst und Geschichte. So habe ich meinen Zugang zu Rilke auch vorrangig über die Worpsweder Maler und Malerinnen und Rilkes Briefwechsel mit diesen gefunden.

Nun der 'Hilferuf' - eher eine Bitte um Expertise:
Vor einiger Zeit haben meine Frau und ich von weniger literaturinteresierten Bekannten u. a. ein Insel-Büchlein mit einer (vermuteten) handschriftlichen Widmung (Widmungsgedicht) von Rilke geschenkt bekommen.
Wir haben uns nun entschieden, dass wir (sofern möglich) die Echtheit bestätigt haben wollen und das Büchlein ggf. an interessierte Sammler/ Händler veräußern wollen.
Vor allem die Frage der Echtheit interessiert uns natürlich. Aber auch seriöse Experten und Ankäufer konnten wir selbst bisher nicht ermitteln.
Da Sie mit dem Schriftbild sicher vertraut sind (auch der eher ungewöhnlichen Unterschrift "RMR"), können Sie sich ja ggf. selbst anhand der Fotos eine erste Einschätzung bzgl. der Echtheit abgeben?


Herzliche & hoffnungsvolle Grüße aus Norddeutschland!

Frank

Re: Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 11. Jan 2017, 22:25
von Frank II
...nachreichen wollte ich noch diese Bilder des Büchleins:

Re: Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 12. Jan 2017, 20:29
von sedna
Willkommen im Rilke-Forum, Frank II,

mit Dank für Ihre freundliche Anfrage samt Anhängen!

Zunächst möchte ich meiner Antwort an Sie vorausschicken, daß unsere Expertin in solchen Dingen, Renée, leider verstorben ist. Ihre Expertise, unter anderem aus der Erfahrung als ehemalige Assistentin von Katharina und Anton Kippenberg, läßt sich (von mir) nurmehr vermissen, aber nicht ansatzweise ersetzen.
In diesem Beitrag des Rilke-Forums gibt sie allgemein wertvolle Hinweise, sie dürften auch für Ihr Anliegen von Interesse sein; dazu noch einmal die aktuellen Links bzw. Kontaktadressen:

Deutsches Literaturarchiv in Marbach

Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern

Mir wurde nicht ganz klar, was Sie bislang durch Nachforschungen in Erfahrung bringen konnten. Daher noch ein paar grundlegende Informationen, auf die Gefahr hin, daß Sie Ihnen nicht neu sein werden:
Es gibt tatsächlich ein Widmungsexemplar des Cornet mit diesem Gedicht, allerdings so weit ich das aus den Anmerkungen des Herausgebers zu den Widmungen (in meiner Ausgabe von Rilkes Sämtliche Werke Bd. II, Frankfurt am Main: Insel-Verlag 1992 auf S. 778) ersehen konnte, sowohl mit Anrede und ausführlicher Datumsangabe:
Sämtliche Werke Bd. II hat geschrieben:Für Fräulein Eva Schreier ... Eingeschrieben in den Cornet, mit dem Datum: >(Château de Muzot, im September 1924)<.
Das Datum müßte dann wortwörtlich auch genau so in der Handschrift wiedergegeben sein.
Ob dieses Exemplar noch nicht in Museumsbeständen zu finden oder bei Autographenhändlern in Katalogen aufgetaucht ist usf. wäre auch ein Suchansatz.
Soviel von mir im Moment; möge nun schon etwas Sachdienliches für Sie dabei gewesen sein.

Herzlich grüßend

sedna

Re: Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 18. Jan 2017, 10:29
von Frank II
Hallo!

Ganz herzlichen Dank für die schnelle und eingehende Antwort!

Für meine späte Antwort bitte ich um Verzeihung!

Ihre wertvollen Hinweise werde ich alsbald aufgreifen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse hier kundtun.

Mich hat (als Ahnungslosem) die relative Unordnung/ Nachlässigkeit der Handschrift irritiert - es gibt ja viele schöne und sorgfältige Beispiele von Rilkes Handschrift.

Auch hatte ich bisher das Datum als Datierung des Einschreibens in das Büchlein gedeutet - und nicht als Angabe der Entstehung des Gedichts.

Bald hoffentlich mehr!

Bis dahin nochmals herzlichen Dank, Sedna!

Liebe Grüße
Frank

Re: Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 19. Jan 2017, 14:56
von helle
Mich hat (als Ahnungslosem) die relative Unordnung/ Nachlässigkeit der Handschrift irritiert - es gibt ja viele schöne und sorgfältige Beispiele von Rilkes Handschrift.
mich auch – so ungern ich den Spielverderber gebe -, es sieht nur begrenzt nach Rilkes Handschrift aus; abgesehen von der Sorgfalt, die namentlich bei seinen Gedichtabschriften herrscht, fallen auch viele einzelne Buchstaben anders aus, die Majuskeln am Wortanfang z.B. schreibt Rilke gern in altdeutscher Schrift, das »s« dekorativ als Kringel, das »u« versieht er mit dem in der Kurrentschrift gebräuchlichen Überstrich usw.

Beweiskraft hat das alles zwar nicht, um so weniger, als die Schrift dennoch ein bißchen rilkeaffin erscheint, es wäre aber ein ungewöhnliches Zeugnis. Das stärkste Gegenargument zu einer eigenhändigen Abschrift ist für mich der Name Helene Glamann, wenn ich richtig lese, der in derselben Handschrift auf eigener Seite, offensichtlich im Innentitel, erscheint. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Rilke ihn einfach hinschreibt, ohne einen Widmungszusatz, und sei es nur, wenig genug, ein »für« oder »zugeeignet« oder wie immer.

So weit meine unmaßgebliche Meinung.
h.

Re: Herzliche Bitte um sachdienliche Hinweise zu einem Widmungsgedicht

Verfasst: 7. Feb 2017, 00:40
von Frank II
Hallo helle!

Sehr späten aber auch sehr herzlichen Dank für Ihre Antwort!
(Wir sind (neben Beruf & Kindern) grad mit Hauskauf/ Renovierung SEHR eingebunden (das werden viele hier kennen) - darum meine nur sehr sporadischen Besuche hier.)

Auch wenn ich mittlerweile auch annehme, dass uns kein Rilke-Original in die Hände gefallen ist, werde ich beizeiten auch die genannten Archive um Expertise bitten. Die Ergebnisse teile ich hier natürlich mit!

Liebe Grüße!
Frank