Hallo,
Rilkes Engel in den "Duineser Elegien" - besonders in der ersten - und der "Angelus Novus" von Paul Klee und die Aussagen von Walter Benjamin über den "Angelus Novus" haben sie Gemeinsamkeiten in der Bedeutung ? Was meint Ihr ? Und was könnte das (genau) sein? Und wo könnten die Unterschiede in den Aussagen liegen ? Was ist der philosophische Hintergrund ?
Ich würde mich sehr über Antworten, Meinungen, einen Austausch dazu freuen!
Liebe Grüße von Angelika
"Ein jeder Engel ist schrecklich..."
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Liebe Angelika,
Folgendes habe ich zu Deiner Frage gefunden:
"
"Mein Flügel ist zum Schwung bereit
ich kehrte gern zurück
denn blieb ich auch lebendige Zeit
ich hätte wenig Glück"
Gerhard Scholem, Gruß vom Angelus
Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm."
Walter Benjamin "Über den Begriff der Geschichte" These IX
Ein weiterer interessanter Beitrag dazu:
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Theologische Aphorismen von Eberhard Jüngel (NZZ vom 21.12.2002)
darin heisst es u.a.:
"...Doch was sich derart blitzartig als Novum einstellt, muss keineswegs immer erfreulich sein. Es gibt Ereignisse des Neuen, die sind wirklich «nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch gerade ertragen». So treten nach Rilke Engel, den Zusammenhang der Welt elementar unterbrechend, in die Wirklichkeit ein - jeder von ihnen ein Angelus Novus.
Auch die Bibel kennt den Engel des Herrn als eine Macht, die zunächst einmal Schreckerfahrungen auslöst. Er muss sich selber mit einem «Fürchtet euch nicht!» eigens erträglich machen.."
Den Artikel findest Du unter dem Link:
http://www.nzz.ch/2002/12/21/li/page-article8K0DF.html
Und Walter Benjamin und Rainer Maria Rilke sind sich übrigens 1916 auch begegnet.
Viele Grüße von Barbara
Folgendes habe ich zu Deiner Frage gefunden:
"
"Mein Flügel ist zum Schwung bereit
ich kehrte gern zurück
denn blieb ich auch lebendige Zeit
ich hätte wenig Glück"
Gerhard Scholem, Gruß vom Angelus
Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm."
Walter Benjamin "Über den Begriff der Geschichte" These IX
Ein weiterer interessanter Beitrag dazu:
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Theologische Aphorismen von Eberhard Jüngel (NZZ vom 21.12.2002)
darin heisst es u.a.:
"...Doch was sich derart blitzartig als Novum einstellt, muss keineswegs immer erfreulich sein. Es gibt Ereignisse des Neuen, die sind wirklich «nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch gerade ertragen». So treten nach Rilke Engel, den Zusammenhang der Welt elementar unterbrechend, in die Wirklichkeit ein - jeder von ihnen ein Angelus Novus.
Auch die Bibel kennt den Engel des Herrn als eine Macht, die zunächst einmal Schreckerfahrungen auslöst. Er muss sich selber mit einem «Fürchtet euch nicht!» eigens erträglich machen.."
Den Artikel findest Du unter dem Link:
http://www.nzz.ch/2002/12/21/li/page-article8K0DF.html
Und Walter Benjamin und Rainer Maria Rilke sind sich übrigens 1916 auch begegnet.
Viele Grüße von Barbara