Sonette über Rilke
Verfasst: 11. Apr 2013, 16:39
Guten Abend zusammen,
als neues Mitglied in diesem Forum möchte ich mich mit einigen Sonetten über RMR hier einbringen, die vorgestern Abend nach der Lektüre der Erinnerungen von Marie von Thurn und Taxis an den großen Dichter entstanden sind. Vielleicht machen sie jemandem Freude.
RMR
I
Er war ein Dichter und nichts außerdem
und wollte niemals etwas andres sein.
Den Göttern nah, doch in der Welt allein,
so lebte er fast durchweg im Extrem.
Des Alltags Anspruch war stets ein Problem
für den Poeten, eine wahre Pein,
bedrängend und verstörend obendrein,
der Sammlung hinderlich und unbequem.
Sensibel war er in dem höchsten Maße.
Die Nerven schienen immerfort gespannt.
Entsprechend zog er, selten nur erkannt,
als stiller Gast auf Erden seine Straße,
verpflichtet exklusiv der eig’nen Sendung
und immer strebend nach des Werks Vollendung.
II
Dem jungen Mann war Dichten ein Genuss.
Er schwelgte ganz in seiner Phantasie
und gab den Träumen Wort und Melodie.
Die Verse strömten wie ein breiter Fluss.
Doch eines Tags war ihm der Muse Kuss
nicht mehr genug. Auguste Rodins Magie
bezwang ihn und sie lenkte sein Genie
in neue Bahnen - hin zu dem Entschluss,
sich nicht mehr in Gefühlen zu verlieren.
Er wollte künftig schauen, lauschen, spüren,
was aus den Wirklichkeit zur Seele drang.
Von nun an war’s ihm Sinnen und Bestreben,
den Dingen Ausdruck und Gestalt zu geben
in tief beseeltem, lauterem Gesang.
III
Sein Leben war ein Horchen und Sich-Dehnen
nach Gottes Anruf, nach Inspiration.
Von ferne her erflehte er den Ton
zu seinem Liede. Immer nur aus jenen
verborgnen Sphären, die er oft mit Tränen
begehrte wie ein treuer Knecht den Lohn
für unermüdliche und harte Fron.
So harrte er in stummem, bangem Sehnen,
bis sich der Engel seiner Not erbarmte,
ihn packte, überwältigte, umarmte,
dass fast das Turmexil zu wanken schien.
Der Widerhall in ihm war ungeheuer.
So wuchsen aus Ekstase, Glut und Feuer
die großen, wunderbaren Elegien.
LG von Annemann
als neues Mitglied in diesem Forum möchte ich mich mit einigen Sonetten über RMR hier einbringen, die vorgestern Abend nach der Lektüre der Erinnerungen von Marie von Thurn und Taxis an den großen Dichter entstanden sind. Vielleicht machen sie jemandem Freude.
RMR
I
Er war ein Dichter und nichts außerdem
und wollte niemals etwas andres sein.
Den Göttern nah, doch in der Welt allein,
so lebte er fast durchweg im Extrem.
Des Alltags Anspruch war stets ein Problem
für den Poeten, eine wahre Pein,
bedrängend und verstörend obendrein,
der Sammlung hinderlich und unbequem.
Sensibel war er in dem höchsten Maße.
Die Nerven schienen immerfort gespannt.
Entsprechend zog er, selten nur erkannt,
als stiller Gast auf Erden seine Straße,
verpflichtet exklusiv der eig’nen Sendung
und immer strebend nach des Werks Vollendung.
II
Dem jungen Mann war Dichten ein Genuss.
Er schwelgte ganz in seiner Phantasie
und gab den Träumen Wort und Melodie.
Die Verse strömten wie ein breiter Fluss.
Doch eines Tags war ihm der Muse Kuss
nicht mehr genug. Auguste Rodins Magie
bezwang ihn und sie lenkte sein Genie
in neue Bahnen - hin zu dem Entschluss,
sich nicht mehr in Gefühlen zu verlieren.
Er wollte künftig schauen, lauschen, spüren,
was aus den Wirklichkeit zur Seele drang.
Von nun an war’s ihm Sinnen und Bestreben,
den Dingen Ausdruck und Gestalt zu geben
in tief beseeltem, lauterem Gesang.
III
Sein Leben war ein Horchen und Sich-Dehnen
nach Gottes Anruf, nach Inspiration.
Von ferne her erflehte er den Ton
zu seinem Liede. Immer nur aus jenen
verborgnen Sphären, die er oft mit Tränen
begehrte wie ein treuer Knecht den Lohn
für unermüdliche und harte Fron.
So harrte er in stummem, bangem Sehnen,
bis sich der Engel seiner Not erbarmte,
ihn packte, überwältigte, umarmte,
dass fast das Turmexil zu wanken schien.
Der Widerhall in ihm war ungeheuer.
So wuchsen aus Ekstase, Glut und Feuer
die großen, wunderbaren Elegien.
LG von Annemann