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Guest

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Beitrag von Guest »

:?:Hallo. ich heiße Thomas und suche den Namen eines Gedichtes, das folgendermaßen beginnt:

Man muß den Dingen die eigene,
Stille, ungestörte Entwicklung lassen,
Die tief von Innen kommt
Und durch nichts gedrängt
Oder beschleunigt werden kann,
Alles ist Austragen - und dann gebären ...

kann mir jemand helfen?
Danke im Voraus
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Hallo Thomas,
bist du sicher, dass das ein Rilke-Gedicht sein soll? Bei Rilke ist nämlich so ziemlich alles -jaja, außer den Elegien, das vergesse ich nie wieder - schön endgereimt. Also in meiner sehr ausführlichen, wenn auch beileibe nicht vollständigen Gedichtsammlung steht es nicht. Ich vermute, dass es sich eher um eine Briefstelle handelt, die irgendwer, dem sie sehr gefallen hat, in Gedichtform niedergeschrieben hat, aber nicht Rilke selbst - es hat ja überhaupt keine Versform. Inhaltlich passt es schon zu Rilke. Aber als Gedicht hätte er es sicher in eine viel schönere Form gebracht.
Gruß gliwi
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Thomas,
gliwi war schon auf dem richtigen Weg. Der Text stammt tatsächlich aus einem (ziemlich berühmten) Brief an Franz Kappus vom 23.April 1904. Den Text gibts nebenan (Navigationsleiste 'Briefe') und hier mit dem relevanten Ausschnitt:
[...]
Geben Sie jedesmal sich und Ihrem Gefühl recht, jeder solche Auseinandersetzung, Besprechung oder Einführung gegenüber; sollten Sie doch unrecht haben, so wird das natürliche Wachstum Ihres innern Lebens Sie langsam und mit der Zeit zu anderen Erkenntnissen führen. Lassen Sie Ihren Urteilen die eigene stille, ungestörte Entwicklung, die, wie jeder Fortschritt, tief aus innen kommen muß und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann. Alles ist austragen und dann gebären. Jeden Eindruck und jeden Keim eines Gefühls ganz in sich, im Dunkel, im Unsagbaren, Unbewußten, dem eigenen Verstande Unerreichbaren sich vollenden lassen und mit tiefer Demut und Geduld die Stunde der Niederkunft einer neuen Klarheit abwarten: das allein heißt künstlerisch leben: im Verstehen wie im Schaffen.
[...]
Also, nicht alles ist Gedicht beir Rilke (aber es gibt einige poemes en prose), aber meist doch sehr lesens- und bedenkenswert.
Mit guten Wünschen von e.u.
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