Steh froh auf zu deinem Werktage...

Rilke-Texte gesucht und gefunden

Moderatoren: Thilo, stilz

Antworten
matze
Beiträge: 3
Registriert: 8. Mär 2012, 01:08

Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von matze »

Hallo liebe Rilke-Gemeinschaft,

ich suche folgenden Text von Rilke:
"Steh froh auf zu deinem Werktage, wenn du es kannst. Und kannst du es nicht, was hindert dich daran? Ist da etwas Schweres im Wege? Was hast du gegen das Schwere? ..."

Wer kann mir sagen, wo ich diesen Text vollständig finde, in welchem Brief oder Buch?
Vielen Dank für Rückmeldungen!

Mit herzlichen Grüßen,
Matthias
sedna
Beiträge: 368
Registriert: 3. Mai 2010, 14:15
Wohnort: Preußisch Sibirien

Re: Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von sedna »

Hallo und herzlich willkommen im Forum, matze!

Es handelt sich bei dem Zitat um den Anfang des Prosatextes "Eine Morgenandacht". Geschrieben für eine Morgenandacht auf Schloß Friedelhausen bei Lollar in Hessen, im August 1905.
Erstmals vollständig veröffentlicht in: Rainer Maria Rilke. Sämtliche Werke, Bd. 5, Worpswede - Rodin - Aufsätze. Frankfurt am Main: Insel-Verlag 1965, S. 681-83.

Viele Grüße

sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
matze
Beiträge: 3
Registriert: 8. Mär 2012, 01:08

Re: Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von matze »

Hallo Sedna,

Super! Bin ganz angetan von deiner schnellen und präzisen Antwort!

Da ich an dem vollständigen Text interessiert bin, habe ich noch die Frage, ob dieser auch an anderer Stelle veröffentlicht wurde. Weißt du das, oder jemand anderes aus dem Forum?

Mit dankbaren Grüßen,
Matthias
Benutzeravatar
lilaloufan
Beiträge: 863
Registriert: 18. Apr 2006, 18:05
Wohnort: Groß-Umstadt (Südhessen)
Kontaktdaten:

Re: „Eine Morgenandacht“

Beitrag von lilaloufan »

Irgendwo im Netz ist der gesamte Rilke :wink: .

"The Inner Sky" – Poems, Notes, Dreams by Rainer Maria Rilke; A Bilingual Edition, selected an translated by Damion Searls. First Published in 2010 by David R. Godine, Jaffrey, New Hampshire, godine.com, ISBN 978-1-56792-388-9, pp. 148-151

»Steh froh auf zu deinem Werktage, wenn du es kannst. Und kannst du es nicht, was hindert dich daran? Ist da etwas Schweres im Wege? Was hast du gegen das Schwere? Dass es dich töten kann. Es ist also mächtig und stark. Das weißt du von ihm. Und was weißt du vom Leichten? Nichts. An das Leichte haben wir gar keine Erinnerung. Selbst wenn du also wählen dürftest, müsstest du nicht eigentlich das Schwere wählen? Fühlst du nicht, wie verwandt es mit dir ist? Ist es nicht durch alle deine Lieben mit dir verwandt? Ist es nicht das eigentlich Heimatliche?

Und bist du nicht im Einklang mit der Natur, wenn du es wählst? Meinst du, dem Keim wäre es nicht leichter in der Erde zu bleiben? Oder haben es die Zugvögel nicht schwer, und die wilden Tiere, die für sich sorgen müssen?

Sieh: es giebt gar nicht ein Leichtes und ein Schweres. Das Leben selbst ist das Schwere. Und leben willst du doch? Du irrst also, wenn du das Pflicht nennst, dass du das Schwere auf dich nimmst. Es ist Selbsterhaltungstrieb, was dich dazu drängt. Was aber ist denn Pflicht? Pflicht ist das Schwere zu lieben. Dass du es trägst will wenig sagen, du musst es wiegen und einsingen und du musst da sein, wenn es dich braucht. Und es kann dich jeden Augenblick brauchen.

So groß muss deine Hilfsbereitschaft und deine Güte sein, dass du es verwöhnst, dein Schweres, dass es nicht sein kann ohne dich, dass es von dir abhängig wird wie ein Kind.

Hast du es erst so weit gebracht, so wirst du nicht wollen, dass jemand komme und es dir abnähme.

Und du bringst es so weit durch die Liebe. Lieben ist schwer. Und wenn einer dich lieben heißt, so giebt er dir eine große Aufgabe; aber keine unmögliche. Denn er heißt dich nicht einen Menschen lieben, was nichts für Anfänger ist, und er verlangt nicht von dir, dass du Gott lieben sollst, was nur die Reifsten können. Er weist dich nur auf dein Schweres hin, welches dein Dürftigstes ist und dein Fruchtbarstes zugleich. Das Leichte, siehst du, will nichts von dir; aber das Schwere wartet auf dich, und du hast keine Kraft, die da nicht nötig wäre, und, auch wenn dein Leben sehr lang ist, bleibt dir kein Tag für das Leichte übrig, das deiner spottet.

Geh hinein in dich und baue an deinem Schweren. Dein Schweres soll sein wie ein Haus in dir, wenn du selbst wie ein Land bist, das sich mit den Gezeiten verändert. Gedenke, dass du kein Stern bist: du hast keine Bahn.

Du musst für dich selbst eine Welt sein und dein Schweres muss in deiner Mitte sein und dich anziehen. Und eines Tages wird es wirken über dich hinaus mit seiner Schwerkraft auf ein Schicksal, auf einen Menschen, auf Gott. Dann kommt Gott in dein Schweres wenn es fertig ist. Und welche Stelle wüsstest du sonst, um mit ihm zusammenzukommen?
«

l.

Editor's note: Kaum hatte ich's gepostet, wurde ich per PN beschenkt mit der Originalfassung aus GW V (Quelle siehe sednas Posting in diesem Thread). Die Abweichungen sind hier rot markiert. Wobei ich hinzufügen möchte, die Anpassung an NDR (als Bearbeitung angesichts der Urheberrechts-Vorschriften :wink: ) – was die Doppel-S anlangt – war von mir, während ich (nicht aus Inkonsequenz, sondern eher aus Respekt) Rilkes „giebt“ hatte stehen lassen.

»Steh froh auf zu deinem Werktage, wenn du es kannst. Und kannst du es nicht, was hindert dich daran? Ist da etwas Schweres im Wege? Was hast du gegen das Schwere? Daß es dich töten kann. Es ist also mächtig und stark. Das weißt du von ihm. Und was weißt du vom Leichten? Nichts. An das Leichte haben wir gar keine Erinnerung. Selbst wenn du also wählen dürftest, müßtest du nicht eigentlich das Schwere wählen? Fühlst du nicht, wie verwandt es mit dir ist? Ist es nicht durch alle deine Lieben mit dir verwandt? Ist es nicht das eigentlich Heimatliche?

Und bist du nicht im Einklang mit der Natur, wenn du es wählst? Meinst du, dem Keim wäre es nicht leichter in der Erde zu bleiben? Oder haben es die Zugvögel nicht schwer, und die wilden Tiere, die für sich sorgen müssen?

Sieh: es giebt gar nicht ein Leichtes und ein Schweres. Das Leben selbst ist das Schwere. Und leben willst du doch? Du irrst also, wenn du das Pflicht nennst, daß du das Schwere auf dich nimmst. Es ist Selbsterhaltungstrieb, was dich dazu drängt. Was aber ist denn Pflicht? Pflicht ist das Schwere zu lieben. Daß du es trägst will wenig sagen, du mußt es wiegen und einsingen und du mußt da sein, wenn es dich braucht. Und es kann dich jeden Augenblick brauchen.

So groß muß deine Hilfsbereitschaft und deine Güte sein, daß du es verwöhnst, dein Schweres, daß es nicht sein kann ohne dich, daß es von dir abhängig wird wie ein Kind.

Hast du es erst so weit gebracht, so wirst du nicht wollen, daß jemand komme und es dir abnähme.

Und du bringst es so weit durch die Liebe. Lieben ist schwer. Und wenn einer dich lieben heißt, so giebt er dir eine große Aufgabe; aber keine unmögliche. Denn er heißt dich nicht einen Menschen lieben, was nichts für Anfänger ist, und er verlangt nicht von dir, daß du Gott lieben sollst, was nur die Reifsten können. Er weist dich nur auf dein Schweres hin, welches dein Dürftigstes ist und dein Fruchtbarstes zugleich. Das Leichte, siehst du, will nichts von dir; aber das Schwere wartet auf dich, und du hast keine Kraft, die da nicht nötig wäre, und, auch wenn dein Leben sehr lang ist, bleibt dir kein Tag für das Leichte übrig, das deiner spottet.

Geh hinein in dich und baue an deinem Schweren. Dein Schweres soll sein wie ein Haus in dir, wenn du selbst wie ein Land bist, das sich mit den Gezeiten verändert. Gedenke, daß du kein Stern bist: du hast keine Bahn.

Du mußt für dich selbst eine Welt sein und dein Schweres muß in deiner Mitte sein und dich anziehen. Und eines Tages wird es wirken über dich hinaus mit seiner Schwerkraft auf ein Schicksal, auf einen Menschen, auf Gott. Dann kommt Gott in dein Schweres wenn es fertig ist. Und welche Stelle wüßtest du sonst, um mit ihm zusammenzukommen?«
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Re: Das Leichte will nichts von dir; aber das Schwere wartet

Beitrag von stilz »

Dieser Text hat mich sehr berührt.

Vor allem diese Stelle:
  • Sieh: es giebt gar nicht ein Leichtes und ein Schweres. Das Leben selbst ist das Schwere. Und leben willst du doch? Du irrst also, wenn du das Pflicht nennst, daß du das Schwere auf dich nimmst. Es ist Selbsterhaltungstrieb, was dich dazu drängt. Was aber ist denn Pflicht? Pflicht ist das Schwere zu lieben. Daß du es trägst will wenig sagen, du mußt es wiegen und einsingen und du mußt da sein, wenn es dich braucht. Und es kann dich jeden Augenblick brauchen.

Die Worte „wiegen und einsingen“ lassen mich – obwohl Rilke hier ja deutlich macht, daß von einem „Anfänger“ (noch) nicht verlangt wird, einen Menschen zu lieben – an ein Gedicht aus dem „Buch der Bilder“ denken; und sie werfen für mich ein neues Licht auf Rilkes Auffassung von der Liebe, die der „Anfänger“ an seinem „Schweren“ erlernt... für später, wenn es darum gehen wird, einen Menschen zu lieben – und für die Zeit, in der Gott in sein „Schweres“ kommen wird:

  • Zum Einschlafen zu sagen

    Ich möchte jemanden einsingen,
    bei jemandem sitzen und sein.
    Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
    und begleiten schlafaus und schlafein.
    Ich möchte der Einzige sein im Haus,
    der wüßte: die Nacht war kalt.
    Und möchte horchen herein und hinaus
    in dich, in die Welt, in den Wald.
    Die Uhren rufen sich schlagend an,
    und man sieht der Zeit auf den Grund.
    Und unten geht noch ein fremder Mann
    und stört einen fremden Hund.
    Dahinter wird Stille. Ich habe groß
    die Augen auf dich gelegt;
    und sie halten dich sanft und lassen dich los,
    wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Gute Nacht!
(so hatte ich gestern gschrieben, und dann nicht abgeschickt.
Heute muß es natürlich heißen:)
Guten Morgen!

Ingrid
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Benutzeravatar
lilaloufan
Beiträge: 863
Registriert: 18. Apr 2006, 18:05
Wohnort: Groß-Umstadt (Südhessen)
Kontaktdaten:

Re: Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von lilaloufan »

Und die Kappus-Briefe enthalten das Motiv freilich auch – auch hier schon zu oft (*) zitiert:
  • Es ist aber klar, dass wir uns an das Schwere halten müssen; alles Lebendige hält sich daran, alles in der Natur wächst und wehrt sich nach seiner Art und ist ein Eigenes aus sich heraus, versucht es um jeden Preis zu sein und gegen allen Widerstand. Wir wissen wenig, aber dass wir uns zu Schwerem halten müssen, ist eine Sicherheit, die uns nicht verlassen wird; es ist gut, einsam zu sein, denn Einsamkeit ist schwer; dass etwas schwer ist, muss uns ein Grund mehr sein, es zu tun.
    (…)
    Auch zu lieben ist gut: denn Liebe ist schwer. Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht das Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung, die Arbeit, für die alle andere Arbeit nur Vorbereitung ist.
    (…)
    Und wenn wir nur unser Leben nach jenem Grundsatz einrichten, der uns rät, dass wir uns immer an das Schwere halten müssen, so wird das, welches uns jetzt noch als das Fremdeste erscheint, unser Vertrautestes und Treuestes werden.
Und hierzu gehört immer auch ein weiteres:
  • Wer nicht der Fürchterlichkeit des Lebens irgendwann mit einem endgültigen Entschlusse zustimmt, ja ihr zujubelt, der nimmt die unsäglichen Vollmächte unseres Daseins nie in Besitz. Der geht am Rande hin. Der wird, wenn einmal die Entscheidung fällt, weder ein Lebendiger noch ein Toter gewesen sein.“ (Brief an Margot Gräfin Sizzo de Noris-Crouy, 12. April 1923)
l.

*: Diesen Briefen als Ganzen soll die Bemerkung keineswegs gelten; aber solche bei sentimentalen Menschen beliebte Pflückzitatchen geraten allzuleicht in Phrasennähe und bewirken dann nur beruhigtes (oder gleich abweisendes) Gemüt, nicht wirkliches Einlassen auf das Willenswandel Weckende des Gedankens.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
matze
Beiträge: 3
Registriert: 8. Mär 2012, 01:08

Re: Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von matze »

Wow, nun bin ich wirklich platt! Der vollständige Text - herzlichen Dank an lilaloufan! Das ist wirklich eine "Bienenarbeit"!
Nun muß ich den Text erst mal in Ruhe auf mich wirken lassen...

Das Schwere, das ich selbst oft so instinktiv meide und ihm ausweiche, dieses ganz anzunehmen und an mich ranzulassen..., scheint mir eine Lebensaufgabe - oder noch mehr!

Muß dabei auch an Hermann Hesse denken, der schreibt:
Widerstand verstärkt, Hingabe mildert und Bejahen ist Magie!
(Hermann Hesse)

Für heute einfach nochmal DANKE!
Herzlich, Matthias
Benutzeravatar
lilaloufan
Beiträge: 863
Registriert: 18. Apr 2006, 18:05
Wohnort: Groß-Umstadt (Südhessen)
Kontaktdaten:

Re: Steh froh auf zu deinem Werktage...

Beitrag von lilaloufan »

Weißt Du, Matze,
Deine rote Schrift erinnert mich an die Lehrer, die mir, als es noch „Kopfnoten“ (Betragen, Aufmerksamkeit, Fleiß, Ordnung) in den deutschen Schulzeugnissen gab, immer die sehr gute Note zuerkennen zu müssen glaubten – allenfalls unsicher ahnend, dass dieser Schüler, dem vieles allzuleicht zufiel, kein bisschen fleißig war (und aus dem leeren Hausaufgabenheft Latein-Übersetzungen flüssig „vorlas“), ja dass er Fleiß sogar als eine Art Talent-Ersatz leise geringschätzte.

Nun ist das lange her, und inzwischen habe ich längst Lebensfelder gefunden, die mir nicht leichtes Spiel bedeuten und mir, dem Ungeübten, Mühe abverlangen und bisweilen auch Scheitern bescheren.

Deinen Dank will ich doch etwas modifizieren, damit er nicht unverdient ist. Denn Bienenfleiß war’s wieder nicht, sondern etwas anderes, das zu tun hat mit meiner Haltung gegenüber dem Werk Rainer Maria Rilkes, dessen Vielschichtigkeit mich immer wieder begeistert, das ich immer wieder in Beziehung sehe zu uns Heutigen und dem ich wünsche, dass es Verbreitung finde überall dort, wo Menschen sich dem „anderen Sehen“, dessen Bilder Rilke in Worte bündelt, hinzuwenden bereit sind – und sei es für kostbare Augenblicke des eigenen Lebens nur.

Das Tippen selbst, nun: Ich hatte als Kind eine Tante, die auf einer halbzentnerschweren Schreibmaschine im Stenographenverein Meisterschaftswettbewerbe in Tempo und Fehlerfreiheit gewann, wobei ihre Finger wie ein Spechtschnabel zu hacken hatten. Heute kann ich Laie ohne Anspruch auf Preiswürdigkeit auf der Mac-Tastatur die damaligen Rekorde sicher übertreffen, und die Finger bleiben ganz entspannt und streicheln die Tasten nur zart – nein, das ist wirklich keine Mühe.

Als ich das Thema fand, dachte ich zunächst: Himmelswillen, das wird kein Rilke-Zitat sein!, und wurde neugierig, ob ich im Internet fündig würde; vermutet hatte ich – ehrlich gesagt – die Dale-Carnegie-Ecke der Life-is-a-beautiful-thing-to-live-Ratgeberli.

Aber dann war der Text überraschend anders; inzwischen steht er ja noch an anderer Stelle vollständig im Netz. Und er war ganz im Einklang mit Briefstellen Rilkes über das Schwere, und doch ganz eigenartig in der Stimmung der Ansprache an ein Du. Das fand ich spannend.

Du schienst ja eigentlich bedient durch sednas Hinweis; darum, Dir die Suche noch mehr zu erleichtern, ging es mir (pardon!) gar nicht, sondern darum, unmittelbar zum Gespräch anzuregen, an dem sich auch solche Teilnehmende hier beteiligen können, die – wie ich – keine Bibliothek in ihrer Nähe und keine Gesamtausgabe zur Verfügung haben.

Mein Lesen ist so, dass ich „mit einem Blick“ erfasse, was auf einer Seite steht (als es noch Telefonbücher gab, war das praktisch beim Suchen); aber wenn ich etwas so Gefundenes wirklich bis in Detail und Tiefe verstehen will, dann bändige ich mich zum Langsamlesen. Und das beste Mittel hierzu neben dem Laut-Lesen ist das Abschreiben; das ist eigentlich gar keine Sondermühe, sondern eine Hilfe und Methode der Intensivierung von Verstehen und Aneignen.

Dass dabei hernach ein Beitrag im Internet steht, ist eigentlich Zutat; das eigentliche Produkt ist der Entschleunigungsvorgang selbst, der Hektik unseres Alltags und der gewohnheitsmäßigen Ungeduld des unkünstlerischen „Verstands“ abgerungen.

Insofern Dir herzlichen Dank, dass Du auf einen so interessanten Text aufmerksam gemacht hast, von dem sicher viele von uns zuvor nichts wussten.

Christoph
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Antworten