josidelissen, ich weiß nicht, ob Rilke einen der komponierenden Zeitgenossen persönlich kennengelernt hat. Ich weiß nur, dass er sich über Vertoner seiner Werke mehrfach äußert, und zwar immer den Umstand missbilligend, dass sie sich bei Vertonungen am als Dichtung verstandenen Werk vergreifen:
«…alles Gedicht, was ihm gerade passt, nehmen und in (…) Musikkonserven einlegen», schimpft Rilke 1912 in einer an Kippenberg gerichteten Urheberrechts-Frage.
Aber Schönbergs Musik hat Rilke durchaus geschätzt. Am 8. Februar 1909 erschien Schönbergs 1908 entstandene Vertonung von:
- Am Strande
Vorüber die Flut.
Noch braust es fern.
Wild Wasser und oben
Stern an Stern.
Wer sah es wohl,
o selig Land,
wie dich die Welle
überwand.
Noch braust es fern.
Der Nachtwind bringt
Erinnerung,
und eine Welle
verlief im Sand.
Bekannter sind die „
Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 22“, entstanden 1914 bis 1916.
An Lou Albert-Lazard schreibt Rilke Anfang März 1916, er wolle versuchen, Schönbergsche Musik zu hören. An Gräfin Aline Dietrichstein schreibt er am 14. März 1916 von einem „Nachmittag Schönbergscher Musik“ und an die Fürstin Marie von Thurn und Taxis: «Montag Abend hab' ich Schönberg, an dem mir viel liegt» und am Tag danach: «Schade, schade, dass Sie nicht bei Schönberg waren. Ich weiß heute gar nicht mehr, was ich davon denken soll.»
Aber um die fragliche Zeit leistete Arnold Schönberg beim k. und k. Infanterieregiment seinen Militärdienst!
Anton von Webern übrigens veröffentlichte seine bekannten „Lieder op. 8” erst 1926, fünfzehn Jahre nach der Entstehung der handschriftlichen Partitur. Es handelt sich um: „
Du, der ich’s nicht sage“ aus der 69. Aufzeichnung des «Malte Laurids Brigge».
l.