zu "Abend in Skane"

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Anna B.

zu "Abend in Skane"

Beitrag von Anna B. »

Liebe Forums-Mitglieder,

Wer kann mir etwas sagen zur Entstehungsgeschichte des Gedicht "Abend in Skane" von R.M. Rilke ? Ich finde es ganz wunderbar!

Danke und liebe Grüße von Anna :lol:
Renée
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zu "Abend in Skane"

Beitrag von Renée »



Liebe Anna,

eigentlich hatte ich e.u. die Antwort überlassen wollen, er ist für alles Skandinawische besser gerüstet als ich - aber nun:

Rilke war 1904 im Sommer Einladungen in Schweden gefolgt - am 24. Juni kommt er zuerst in Kopenhagen an und fährt am nächsten Tag schon mit der Fähre über den Öresund nach Malmö, wo er von Ernst Norlind erwartet wird. Sie fahren nach Borgeby gard, wo sie von dessen späterer Frau, Hanna Larsson ,begrüßt werden.

Am 9.Juli schreibt Rilke seiner Frau: " [ich] bin ganz allein auf Borgeby gard, von dessen Geschichte und Wohnern ich nun schon sehr vieles weiß; viel aus alten Beschreibungen mühsam schwedisch Erlesenes" (Chronik S.190). Borgeby gard ist ein altes Haus mit einem benachbarten Turm in einem Park und an diesen Park erinnert sich Rilke in dem von Dir genannten Gedicht, das er freilich erst in Furuborg schreibt, wo er vom 8.Oktober bis 2.Dezember 1904 eine nächste "Gastfreundschaft" gefunden hat.

Rilke ist nie wieder in Dänemark oder Schweden gewesen, aber in seinem Werk - vor allem in den "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" - finden sich viele Spuren von diesem Aufenthalt.

Soviel erstmal, und herzliche Grüße von Renée
e.u.
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Beitrag von e.u. »

Liebe Anna, liebe Renée,
da will ich nichts hinzufügen, höchstens den Hinweis auf ein weiteres Gedicht:
'In einem fremden Park. Borgeby gard', das Rilke, rückblickend im Juli 1906 in Paris geschrieben hat. Ich finde es nicht minder schön.
e.u.
e.u.
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Beitrag von e.u. »

Nachtrag:
Ich habe doch tatsächlich vergessen auf das Gedicht 'Der Apfelgarten. Borgeby-Gard' hinzuweisen, das Rilke zwar erst 1907 in Paris in der Erinnerung geschrieben hat, aber unbedingt zu den anderen beiden dazu gehört.
Dabei muss man auch einen kleinen Irrtum der Kommentierten Ausgabe berichtigen:
Borgeby gard gehörte 1904 Hanna Larsson, wie dieser Gutshof häufig, was Rilke anerkennend vermerkt, von tüchtigen Frauen geleitet wurde. Der Maler ERnst Norlind war zwar seit 1903 dort Gast, hat aber erst später die Dame geheiratet. Es war nur das Schloss Furuborg, das dem Ehepaar Gibson gehörte.
Wen das interessiert, kann sich 2 dünne Bändchen besorgen:
Paul Aström (Hg.): Rainer Maria Rilke. Briefe an Ernst Norlind. - Partille 1986 (mit Fotos aus dem Park)
und:
Birgit Rausing, Paul Aström (Hg.): Rainer Maria Rilke. Briefe an Tora Vega Holmström. - Jonsered 1989.
Heute gibt es in Borgeby gard ein kleines Museum und die Anlage ist wie zu Rilkes Zeiten. Wer nach Schonen fährt, sollte sich den kleinen Abstecher gönnen.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

Ich finde es sehr interessant, was Renee schreibt:
Rilke ist nie wieder in Dänemark oder Schweden gewesen, aber in seinem Werk - vor allem in den "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" - finden sich viele Spuren von diesem Aufenthalt
Kann mir jemand genaueres dazu erzählen ? Stimmt es eigentlich , dass Malte Däne ist und gibt es dafür einen besonderen Grund , warum gerade Däne ?

Interessieren würde mich auch, wo / ob man heute noch in Dänemark Orte finden (und besichtigen) kann , an denen sich Rilke aufgehalten hat ! Vielleicht etwas für die nächsten Ferien ?!

Danke für Antworten und herzliche Grüße von Anita :lol:
Svenja

Beitrag von Svenja »

Hallo,

ich will hier ja kein Reisebüro aufmachen, habe aber doch eine Frage. Kennt sich jemand aus mit Künstlerhäusern (Dichter, Künstler...) in Dänemark /und/oder Skandinavien und kann mir Tipps geben ? Gerne auch Links zu entsprechenden Seiten ?! Die Karte im Beitrag "Haseldorf" gefällt mir sehr gut ! Gibt es etwas entsprechendes auch für Dänemark ?

Liebe Grüße und schon jetzt ganz herzlichen Dank für entsprechende Hinweise ,

Svenja :lol:
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

in einem Brief Rainer Maria Rilkes an Lou Andreas-Salome aus Borgeby gard nach Göttingen vom 16. August 1904 heisst es u.a. über Borgeby gard:

"...Die Tage sind lang und still und gehen langsam in vielen Dämmerungen aus. Dann gehe ich unter sehr großen Kastanien, unter denen der Raum eines Saales liegt, auf und nieder, von einem alten verwitterten Denkstein, der unter einem Goldregenbaum steht, bis zu einem anderen, um den in Duft und Gedränge Phlox und Mohn durcheinanderwachsen. Und auf beiden Steinen steht derselbe Name, steht, schwedisch: Britte Sophie, Friherrinnan Hastfer. Denn Borgeby gard hat immer Frauen gehört..."

Liebe Grüße von Barbara :lol:
Danny

Beitrag von Danny »

Hi,

inspiriert von meinem Besuch auf der CMT heute:
Visit Denmark ! Komm :wink: :roll: !

Hat Rilke auch mal die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen besucht ? Oder sich zu den Märchen von Hans Christian Andersen geäußert ?

Liebe Grüße von Danny aus Stuttgart :lol:
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo Danny,

das mit H.C. Andersen weiss ich auch nicht, entscheidend aber waren bestimmt für R.M. Rilke J.P. Jacobsen und D. v. Liliencron, wie er auch noch in folgendem Brief aus dem Jahr 1924 schreibt :

http://rilke.de/phpboard/viewtopic.php? ... ight=#3243

Viele Grüße von Barbara :lol:
Danny

Hotel gesucht

Beitrag von Danny »

Hallo,
als Rilke in Kopenhagen war, wo hat er dort gewohnt ? Gibt es dieses Hotel heute noch ?
Liebe Grüße von Danny :lol:
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo Danny,
ich bin gerade dabei eine Reise nach Kopenhagen - im Sommer -vorzubereiten, insofern trifft sich Deine Frage gut. In der Rilke-Chronik habe ich gefunden, dass er im September 1904 mit seiner Frau in einem kleinen Hotel in der Peder Skram Gade wohnte. In dieser Strasse giebt es heute das Maritim Hotel http://www.hotel-maritime.dk . Vielleicht war es dieses auch - vor dem Umbau und der Modernisierung - , wo Rilke gewohnt hat ? Umgesehen hat er sich auf jeden Fall sehr genau in Kopenhagen, auch wenn er nur kurz dort war, und gleich nach Schweden weitergefahren ist. Auf der Rückreise wohnte er in Kopenhagen-Charlottenlund und besuchte dort den Maler V. Hammershöj.
Vielleicht hilft das weiter oder wissen hier im Forum andere noch Genaueres dazu ?
Viele Grüße von Barbara :lol:
e.u.
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Beitrag von e.u. »

Hallo Barbara,
das ist ein wundervolles Reiseprogramm, aber bitte Vorsicht: Da gibt es ein kleines Problem. Rilke besuchte nämlich einen anderen Hammershöj. Da stimmt die sonst ganz fabelhafte Rilke-Chronik leider nicht. Dort ist angegeben: "Hammershöj, J.Sven (1873-1918), dänischer Maler und Kunstgewerbler."
Leider ist das die falsche Person (der Bruder) von Vilhelm Hammershöj (1864-1916), den berühmten dänischen Maler der klassischen Moderne. Ihn hat Rilke (vermutlich in seinem Atelier) besucht. Inzwischen ist Vilhelm Hammershöj fast zu einem Kultobjekt geworden, und alle großen Kunsthallen (Paris, New York, Hamburg, Barcelona, demnächst: Toyko) bringen über ihn ehrgeizige Ausstellungen. Leider sind in Deutschland kaum Bilder von ihm in den ständigen Sammlungen vorhanden. Rilke hat damals eben eine 'Entdeckung' gemacht. Deshalb empfehle ich, die Chance in Kopenhagen zu nutzen. Viele Bilder sind in der Sammlung von Ordrupsgaard zu sehen:
http://www.ordrupgaard.dk/
und sonst nirgends, weil sie kaum ausgeliehen werden. Es gibt natürlich auch Briefe Rilkes zu dem Thema und keine kleine Bemerkung in Rilkes 'Worpswede'-Monografie. Etwas dazu steht auch im Kleingedruckten der Rilke-Arbeiten.
Aber: Hammershöj ist dringend, ohne ihn ist Rilkes Kopenhagen nicht zu haben.
Viel Spaß wünscht e.u.
Fritz
Beiträge: 65
Registriert: 27. Feb 2005, 20:08
Wohnort: Berlin

Beitrag von Fritz »

Herzlichen Glückwunsch allen Geburtstagskindern!

http://www.andersenfairytales.com/en/main !

"Gegen Abend mag am besten erzählt werden. Das gleichgültig Nahe verschwindet, Fernes, das besser und näher scheint, rückt heran. Es war einmal: das bedeutet märchenhaft nicht nur ein Vergangenes, sondern ein bunteres oder leichteres Anderswo. Und die dort Glücklichgewordenen leben, wenn sie nicht gestorben sind, heute noch." (Ernst Bloch)

Fritz :lol:
Gast

der unbekannte Andersen

Beitrag von Gast »

Hallo,

gestern etwas recherchiert in der Bibliothek: Andersen-Geburtstag... Dabei entdeckte ich ein Buch, das einen anderen, vielfältigeren Blick auf H.C. Andersen wirft . Er ist nicht nur der Märchenerzähler... Wußtet Ihr, dass er auch Reiseschriftsteller und Romanautor u.a. war ? Aus der Einleitung: "Andersen darf man nicht an Goethes Forderung nach der großen harmonischen Weltanschauung messen. Er muß in einem Zusammenhang mit den Symbolisten und Modernisten gesehen werden, die ihre menschliche Existenz der Kunst zu opfern bereit waren. Und er muß daran gemessen werden, daß er eine neue Welt um sich herum wahrnahm, beschrieb und eine Vision daraus vermittelte, was kommen könnte. Gerade weil er so eng mit seiner eigenen Zeit verbunden war, gelang es ihm, auch über seine Epoche hinauszublicken." Vielleicht liegt auch hier eine Parallelle zu R.M. Rilkes Dichtung - trotz aller Kritik der Zeitgenossen ?

Hier der Buchhinweis: Hans Christian Andersen Märchen, Geschichten, Briefe - ausgewählt und kommentiert von Johan de Mylius, Insel, 1999

Viele Grüße von B. :lol:
Danny

Beitrag von Danny »

Hi,

wichtige Infos fuer Kopenhagen Reisende: die Ordrupsgaard Sammlingen sind noch bis Ende August geschlossen wegen Restaurierungsarbeiten.
In der Glyptohek ist die Rodin Sammlung bis 2006 geschlossen wegen Restaurierung des Museums . :cry: :( :cry: Dennoch lohnt sich ein Besuch Kopenhagens sehr :lol: 8) ! Auf nach Louisiana :lol: !

Kann mir jemand sagen, warum im Tivoli erst am 23.6. Mitsommernacht gefeiert wird ???

Gar nicht so einfach, dass mit der dänischen Tastatur zu schreiben :roll: !

Gruesse aus Kopenhagen von Danny
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