Blaue Hortensie - Interpretation
Verfasst: 28. Aug 2010, 13:35
Hallo an alle Rilke Fans,
ich hoffe das hier ist der richtige Bereich für mein Thema.
Es geht um folgendes: Im Rahmen des Unterrichts (Fächerübergreifend von Deutsch und kunst) ist es unsere Aufgabe uns ein Gedicht auszusuchen (aus einer bestimmten Anzahl an vorgegebenen gedichten) welches wir interpretieren sollen, welches sich aber auch eignet es in Kunst bildlich darzustellen. Deswegen ist meien Wahl auf die "Blaue Hortensie" gefallen. Nun ist es so, das ich nie wirklich gut darin war zu Interpetieren, hoffe jedoch das es mir diesmal besser gelungen ist und bitte euch daher, einmal meine Interpretation durchzulesen und zu sagen ob sie das Ausdrückt was der Text vermitteln will.
Vielen dank:
Blaue Hortensie
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Interpretation: Blaue Hortensie
„Blaue Hortensie“, welche von Rainer Maria Rilke, 1906 geschrieben und als Teil einer Gedichtsammlung („Neue Gedichte“, erster Teil) veröffentlicht wurde, ist ein Dinggedicht das als Umschreibung einer blauen Hortensie dient.
Das Gedicht „Blaue Hortensie“, wird als ein Dinggedicht, von einem allwissenden Erzähler vorgetragen. Der Aufbau des Gedichts besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten, der Aufbau lässt also darauf schliesen das wir es hier mit einem Sonett zu tun haben. Desweiteren verwendet der Autor ein Umarmendes Reimschema, wodurch jede Strophe des Gedichts in sich geschlossen wirkt. Diese „geschlossene“ Wirkung wird noch dadurch unterstützt, dass, ganz nach Art eines Enjambements, die einzelnen Sätze Strophenübergreifend sind und immer am Ende eines jeden Verses enden. Da es sich hierbei um ein Dinggedicht handelt, legt Rilke viel wert darauf ein verständliches Bild der Hortensie beim Leser zu entwickeln indem er sich einer Vielzahl an Farben und beschreibenden Adjektiven, sowie stilistischen Mitteln bedient. So erhalten wir z.B. durch die Akkumulation (Z.2): „trocken, stumpf und rauh“, eine stärkere Bildhaftigkeit, durch Periphrasen im ganzen Gedicht, oder Vergleiche wie (Z.1): „ So wie das letzte“, eine bessere Vorstellung der Hortensie. Genaue Beschreibungen von Zeit und Ort lässt der Autor bewusst weg, da sein Blick voll und ganz auf die Hortensie gerichtet ist und weitere der Gesamtaussage nicht zuträglich wäre, welche für mich ist, dass die Situation der Hortensie ebenfalls auf das menschliche Leben übertragbar ist, indem auch Freundschaften und Beziehungen verenden könne, das jedoch nicht das Ende bedeutet.
Dies kann man bereits erahnen wenn man sich nur einmal genauer mit der Überschrift befasst. Die „blaue Blume“ spielt in der Romatik eine zentrale Rolle und ist das Zeichen für Sehnsucht und Liebe aber auch für das Streben nach dem Unendlichem. Auch die Hortensie an sich, als Blume, ist das Symbol für die beständige Liebe. Wir können also bereits aus der Überschrift erkennen, das der Text eben nicht einfach nur eine stumpfe Beschreibung einer Blume ist, sondern vielmehr der Entwicklungszyklus der Blume den Entwicklungszyklus einer Beziehung, vielleicht auch einer Liebe ist. Diese Vermutung verfestigt sich umso mehr wenn man bedenkt, das dieses Gedicht 1906 entstand, was in der mittleren Schaffensperiode von Rilke war. Rilke war von 1905 bis 1906 bei August Rodin für 8 Monate als Sekretär eingestellt, und hatte zu ihm eine Verbindung wie zu einer Art Vaterfigur. Im Mai 1906 beendet dieser die Anstellung Rilkes abrupt, nur kurze Zeit nachdem Rilkes Vater gestorben war. In dieser Zeit ist also Rilkes Beziehung zu zwei, ihm sehr wichtigen Menschen, abgebrochen.
In der blauen Hortensie muss das Thema sich also um etwas handeln, was bereits zurückliegt da die Blumenblätter es „nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.“ Womit ein Bezug zu etwas hergestellt wird, wovon nur noch die Erinnerung besteht, es aber schon in der Vergangenheit liegt und schwindet.
Dies könnte man ebenfalls durch die „alten blauen Briefpapieren“ zeigen, da diese als Symbol für etwas Vergangenes, wie eine alte Bekanntschaft oder Brieffreundschaft stehen können.
In Vers fünf tritt eine Personifikation der Blütenblätter auf: „Sie spiegeln es verweint und ungenau“ was den Bezug zum Menschen, also auch zum Autor erklären würde.
In der dritten Strophe nimmt er auf „nichtmehrgetragene(s)“ Kleidung Bezug was wiederum die Vergänglichkeit darstellt. „Wie an einer Kinderschürzte“ oder auch „wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze“ wirken so, als ob es sich um ein Kleinkind handeln würde, dem etwas passiert ist, das vielleicht sogar gestorben ist. Auch interessant ist, das der Erzähler hier zum ersten mal nicht mehr nur beschreibt sondern seine eigenen Gefühle mit einbringt: „wir fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.“, vielleicht ist es also auch der Autor der seine eigenen Gefühle mit in diesen Text einbringt, was wiederum ein Zeichen dafür ist, das der Text autobiographische Züge trägt.
Dass es sich im dritten Vers nicht um etwas endgültigen wie den Tod handelt, wird einem spätestens dann klar, wenn man mit Vers vier fortfährt, indem plötzlich eine Wendung des Geschehens hin zum guten passiert und „das Blau sich zu verneuen“ scheint. Alles in den Vorherigen Strophen hat auf den Tod der Hortensie hingeführt, diese jedoch erholt sich wieder um von neuem zu Gedeihen. Warum oder wieso es so einen plötzlichen Wechsel gibt wird nicht erklärt, sondern vom Erzähler hingenommen. Das Blau scheint hier für Gefühle, sozusagen das Lebensgefühl, zu stehen welches erneuert wird. Ebenfalls wird einem nicht verraten ob es dieselben Dolden sind wie am Anfang die sich erneuern, oder ob es welche sind, die sich erst neu herausgebildet haben.
Meiner Meinung nach hat sich also gezeigt das das Leben der Hortensie, mit ihrem fallen in eine negative Situation, und letztendliche Wendung zum guten hin, auch auf das Leben beziehen kann indem jeder Mensch, genauso wie Rainer Maria Rilke, einmal schlechte Zeiten durchmachen muss, dass diese Situation jedoch nicht ewig anhalten wird. Und so birgt dieses Gedicht auch eine Hoffnung in sich, welche in so vielen modernen Liedtexten proklamiert wird: Egal wie schlecht die Dinge stehen, irgendwann ziehen auch diese vorüber um Platz für neue und gute zu schaffen.
ich hoffe das hier ist der richtige Bereich für mein Thema.
Es geht um folgendes: Im Rahmen des Unterrichts (Fächerübergreifend von Deutsch und kunst) ist es unsere Aufgabe uns ein Gedicht auszusuchen (aus einer bestimmten Anzahl an vorgegebenen gedichten) welches wir interpretieren sollen, welches sich aber auch eignet es in Kunst bildlich darzustellen. Deswegen ist meien Wahl auf die "Blaue Hortensie" gefallen. Nun ist es so, das ich nie wirklich gut darin war zu Interpetieren, hoffe jedoch das es mir diesmal besser gelungen ist und bitte euch daher, einmal meine Interpretation durchzulesen und zu sagen ob sie das Ausdrückt was der Text vermitteln will.
Vielen dank:
Blaue Hortensie
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Interpretation: Blaue Hortensie
„Blaue Hortensie“, welche von Rainer Maria Rilke, 1906 geschrieben und als Teil einer Gedichtsammlung („Neue Gedichte“, erster Teil) veröffentlicht wurde, ist ein Dinggedicht das als Umschreibung einer blauen Hortensie dient.
Das Gedicht „Blaue Hortensie“, wird als ein Dinggedicht, von einem allwissenden Erzähler vorgetragen. Der Aufbau des Gedichts besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten, der Aufbau lässt also darauf schliesen das wir es hier mit einem Sonett zu tun haben. Desweiteren verwendet der Autor ein Umarmendes Reimschema, wodurch jede Strophe des Gedichts in sich geschlossen wirkt. Diese „geschlossene“ Wirkung wird noch dadurch unterstützt, dass, ganz nach Art eines Enjambements, die einzelnen Sätze Strophenübergreifend sind und immer am Ende eines jeden Verses enden. Da es sich hierbei um ein Dinggedicht handelt, legt Rilke viel wert darauf ein verständliches Bild der Hortensie beim Leser zu entwickeln indem er sich einer Vielzahl an Farben und beschreibenden Adjektiven, sowie stilistischen Mitteln bedient. So erhalten wir z.B. durch die Akkumulation (Z.2): „trocken, stumpf und rauh“, eine stärkere Bildhaftigkeit, durch Periphrasen im ganzen Gedicht, oder Vergleiche wie (Z.1): „ So wie das letzte“, eine bessere Vorstellung der Hortensie. Genaue Beschreibungen von Zeit und Ort lässt der Autor bewusst weg, da sein Blick voll und ganz auf die Hortensie gerichtet ist und weitere der Gesamtaussage nicht zuträglich wäre, welche für mich ist, dass die Situation der Hortensie ebenfalls auf das menschliche Leben übertragbar ist, indem auch Freundschaften und Beziehungen verenden könne, das jedoch nicht das Ende bedeutet.
Dies kann man bereits erahnen wenn man sich nur einmal genauer mit der Überschrift befasst. Die „blaue Blume“ spielt in der Romatik eine zentrale Rolle und ist das Zeichen für Sehnsucht und Liebe aber auch für das Streben nach dem Unendlichem. Auch die Hortensie an sich, als Blume, ist das Symbol für die beständige Liebe. Wir können also bereits aus der Überschrift erkennen, das der Text eben nicht einfach nur eine stumpfe Beschreibung einer Blume ist, sondern vielmehr der Entwicklungszyklus der Blume den Entwicklungszyklus einer Beziehung, vielleicht auch einer Liebe ist. Diese Vermutung verfestigt sich umso mehr wenn man bedenkt, das dieses Gedicht 1906 entstand, was in der mittleren Schaffensperiode von Rilke war. Rilke war von 1905 bis 1906 bei August Rodin für 8 Monate als Sekretär eingestellt, und hatte zu ihm eine Verbindung wie zu einer Art Vaterfigur. Im Mai 1906 beendet dieser die Anstellung Rilkes abrupt, nur kurze Zeit nachdem Rilkes Vater gestorben war. In dieser Zeit ist also Rilkes Beziehung zu zwei, ihm sehr wichtigen Menschen, abgebrochen.
In der blauen Hortensie muss das Thema sich also um etwas handeln, was bereits zurückliegt da die Blumenblätter es „nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.“ Womit ein Bezug zu etwas hergestellt wird, wovon nur noch die Erinnerung besteht, es aber schon in der Vergangenheit liegt und schwindet.
Dies könnte man ebenfalls durch die „alten blauen Briefpapieren“ zeigen, da diese als Symbol für etwas Vergangenes, wie eine alte Bekanntschaft oder Brieffreundschaft stehen können.
In Vers fünf tritt eine Personifikation der Blütenblätter auf: „Sie spiegeln es verweint und ungenau“ was den Bezug zum Menschen, also auch zum Autor erklären würde.
In der dritten Strophe nimmt er auf „nichtmehrgetragene(s)“ Kleidung Bezug was wiederum die Vergänglichkeit darstellt. „Wie an einer Kinderschürzte“ oder auch „wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze“ wirken so, als ob es sich um ein Kleinkind handeln würde, dem etwas passiert ist, das vielleicht sogar gestorben ist. Auch interessant ist, das der Erzähler hier zum ersten mal nicht mehr nur beschreibt sondern seine eigenen Gefühle mit einbringt: „wir fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.“, vielleicht ist es also auch der Autor der seine eigenen Gefühle mit in diesen Text einbringt, was wiederum ein Zeichen dafür ist, das der Text autobiographische Züge trägt.
Dass es sich im dritten Vers nicht um etwas endgültigen wie den Tod handelt, wird einem spätestens dann klar, wenn man mit Vers vier fortfährt, indem plötzlich eine Wendung des Geschehens hin zum guten passiert und „das Blau sich zu verneuen“ scheint. Alles in den Vorherigen Strophen hat auf den Tod der Hortensie hingeführt, diese jedoch erholt sich wieder um von neuem zu Gedeihen. Warum oder wieso es so einen plötzlichen Wechsel gibt wird nicht erklärt, sondern vom Erzähler hingenommen. Das Blau scheint hier für Gefühle, sozusagen das Lebensgefühl, zu stehen welches erneuert wird. Ebenfalls wird einem nicht verraten ob es dieselben Dolden sind wie am Anfang die sich erneuern, oder ob es welche sind, die sich erst neu herausgebildet haben.
Meiner Meinung nach hat sich also gezeigt das das Leben der Hortensie, mit ihrem fallen in eine negative Situation, und letztendliche Wendung zum guten hin, auch auf das Leben beziehen kann indem jeder Mensch, genauso wie Rainer Maria Rilke, einmal schlechte Zeiten durchmachen muss, dass diese Situation jedoch nicht ewig anhalten wird. Und so birgt dieses Gedicht auch eine Hoffnung in sich, welche in so vielen modernen Liedtexten proklamiert wird: Egal wie schlecht die Dinge stehen, irgendwann ziehen auch diese vorüber um Platz für neue und gute zu schaffen.