Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Ich suche die genaue Quelle.
- lilaloufan
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Re: Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Dieser Satz wird bezeugt von Nanny Wunderly-Volkart, zu ihr gesprochen im Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, in der Agonie der zu Rilkes Tode führenden Krankheit. Sie war 47 Jahre alt, als sie das als Rilkes letzte Vertraute erlebte. Sekundärquelle beispielsweise Jean Rodolphe von Salis: «Rilkes Schweizer Jahre», Suhrkamp Taschenbuch 289 (Frankfurt 1975), Seite 277. Der vielfach berichtete Wortlaut enthielt die Anrede: „Vergessen Sie nie, Liebe, das Leben ist eine Herrlichkeit.“
l.
l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Re: Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Lieber Rilke-Kenner,
vielen Dank für diese ausführliche und äußerst schnelle Antwort. Sie haben mir sehr weitergeholfen.
Alles Gute
vielen Dank für diese ausführliche und äußerst schnelle Antwort. Sie haben mir sehr weitergeholfen.
Alles Gute
Re: Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Lieber Christoph,
vielen Dank auch von mir.
Besonders für den Hinweis: "zu ihr gesprochen im Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, in der Agonie der zu Rilkes Tode führenden Krankheit."
Ich denke da nicht nur an Hiersein ist herrlich, sondern auch an dieses Sonett an Orpheus:
Gleich, wie schwer ihn ein "Kreuz" auch drücken mag - er ist stets bemüht, auch auf das zu blicken, was darüber hinausweist, auf das "Größere", das - zumindest im Keim - darin bereits enthalten ist, auch wenn es sich unserer gewöhnlichen Wahrnehmung zunächst entzieht. Und so ist er fest entschlossen, nicht dem Irrtum zu erliegen, es könne Entbehrungen geben für den geschehnen Entschluß, diesen: zu sein!
Und wenn er diesen großen Bezug einmal nicht klar schauen und also "wissen" kann, dann tut er Herzwerk: Er fordert sein Herz auf, zu fühlen, daß der ganze, der rühmliche Teppich gemeint ist.
Denn Rilke ist überzeugt: wenn wir dereinst diesen "ganzen Teppich" werden schauen können, dann werden wir erkennen, daß er ein "rühmlicher" ist - und dessen versucht er sich in jedem Augenblick bewußt zu sein. Und so singt sein Herz auch die Gärten, die es (noch) nicht kennt:
Ingrid
vielen Dank auch von mir.
Besonders für den Hinweis: "zu ihr gesprochen im Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, in der Agonie der zu Rilkes Tode führenden Krankheit."
Ich denke da nicht nur an Hiersein ist herrlich, sondern auch an dieses Sonett an Orpheus:
- Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst; wie in Glas
eingegossene Gärten, klar, unerreichbar.
Wasser und Rosen von Ispahan oder Schiras,
singe sie selig, preise sie, keinem vergleichbar.
Zeige, mein Herz, daß du sie niemals entbehrst.
Daß sie dich meinen, ihre reifenden Feigen.
Daß du mit ihren, zwischen den blühenden Zweigen
wie zum Gesicht gesteigerten Lüften verkehrst.
Meide den Irrtum, daß es Entbehrungen gebe
für den geschehnen Entschluß, diesen: zu sein!
Seidener Faden, kamst du hinein ins Gewebe.
Welchem der Bilder du auch im Innern geeint bist
(sei es selbst ein Moment aus dem Leben der Pein),
fühl, daß der ganze, der rühmliche Teppich gemeint ist.
Gleich, wie schwer ihn ein "Kreuz" auch drücken mag - er ist stets bemüht, auch auf das zu blicken, was darüber hinausweist, auf das "Größere", das - zumindest im Keim - darin bereits enthalten ist, auch wenn es sich unserer gewöhnlichen Wahrnehmung zunächst entzieht. Und so ist er fest entschlossen, nicht dem Irrtum zu erliegen, es könne Entbehrungen geben für den geschehnen Entschluß, diesen: zu sein!
Und wenn er diesen großen Bezug einmal nicht klar schauen und also "wissen" kann, dann tut er Herzwerk: Er fordert sein Herz auf, zu fühlen, daß der ganze, der rühmliche Teppich gemeint ist.
Denn Rilke ist überzeugt: wenn wir dereinst diesen "ganzen Teppich" werden schauen können, dann werden wir erkennen, daß er ein "rühmlicher" ist - und dessen versucht er sich in jedem Augenblick bewußt zu sein. Und so singt sein Herz auch die Gärten, die es (noch) nicht kennt:
- Oh sage, Dichter, was du tust?
____________________________ - Ich rühme.
Aber das Tödliche und Ungetüme,
wie hältst du's aus, wie nimmst du's hin?
____________________________- Ich rühme.
Aber das Namenlose, Anonyme,
wie rufst du's, Dichter, dennoch an?
____________________________- Ich rühme.
Woher dein Recht, in jeglichem Kostüme,
in jeder Maske wahr zu sein?
____________________________- Ich rühme.
Und daß das Stille und das Ungestüme
wie Stern und Sturm dich kennen?
____________________________: - weil ich rühme.
(Dez. 1921)
Ingrid
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Re: Vergessen Sie nie, das Leben ist eine Herrlichkeit
Die Geschichte der persischen Teppiche ist faszinierend, und auch im Hinblick auf Rilkes Werk mal auszugsweise erwähnenswert! Die Teppiche verweisen auf überliefertes persisches Kulturgut, besonders interessant: Teppiche als "verewigte Gärten". Sie zeigen feste Strukturen und reiche Ornamentik mit Tier- und Pflanzen-Motiven. Nach traditionellem Vorbild "verknüpften" die Perser dabei innere und äußere Gärten zu einem Ganzen; im Zentrum der Gartenanlage, dem "inneren Garten", stand stets ein Wasser führender Brunnen.
sedna
sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!