Franziskus

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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Barbara
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Franziskus

Beitrag von Barbara »

Hallo,

suche - ergänzend zum "Stundenbuch" - ein Gedicht oder eine Aussage Rilkes über Franziskus ! Könnt Ihr mir helfen ?!

Barbara
Harald
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Re: Franziskus

Beitrag von Harald »

Dass Rilke Paul Sabatiers "Vie de St. François d'Assise" wohl seit 1904 (deutsch zunächst) gekannt und geschätzt hat (der Vatikan hat es auf den Index gesetzt) und noch 1919 eine Widmung in ein Exemplar geschrieben hat, weißt du? Da muss auch etwas in den Briefen der Jahre 1906/07 zu finden sein. In einem Brief an Nanny Wunderly-Volkhart (23.1.1920) schreibt er: "Aus Ihrer Frage nach dem Cantique de Soleil des heiligen Franz sah ich, daß Sie das schöne Buch von Paul Sabatier nicht besitzen; ich konnts eben noch erhalten, leider in einer >Kriegs-Ausgabe<." Da lässt sich sicher einiges noch googeln.
... und Anfang glänzt / an allen Bruchstelln unseres Mißlingens
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lilaloufan
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Re: Franziskus

Beitrag von lilaloufan »

Hier steht ein unscheinbarer Satz über Franziskus.

l.


By the way: Das Franziskus-Bild in Muzot, darüber würde ich sehr gerne mehr erfahren, irgendeinen Anhaltspunkt, worum es sich gehandelt hat. Eine Giotto-Kopie vielleicht?
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
stilz
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Re: Franziskus

Beitrag von stilz »

Leider, über das Bild weiß ich auch nicht mehr, da ich ja damals in Muzot vor verschlossenen Türen stand...
Aber hier hat e.u. auf einiges hingewiesen, vielleicht findet sich darin das, was Du suchst?
Und das Gedicht aus dem "Stunden-Buch" haben wir auch schon mal thematisiert - aber das ist ja klar, das meinst Du natürlich nicht.

Herzlichen Gruß!
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Barbara
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Re: Franziskus

Beitrag von Barbara »

Danke für Eure Hinweise, die mir leider nicht wirklich weiterhelfen. Für eine Lesung suche ich nach einem Text von Rilke, den ich dem Absatz über Franz von Assisi aus dem "Stundenbuch" gegenüberstellen kann.

Nun noch eine weitere Bitte. Was haltet Ihr von folgendem meiner Text, den ich gerne - so oder ähnlich - zu Beginn des Programmflyers verwenden will.Anregungen, Änderungen, Ergänzungen gerne.In der Lesung am 7.2. werden Texte aus dem 3. Teil des "Stundenbuchs" dem "Malte", Texten aus dem "Buch der Bilder", dem "Requiem für eine Freundin" nebeneinander gestellt. Titel des Abends: "... der Armut grosser Abendstern."

Vorwort

Der Heilige Franz von Assisi und die Worpsweder Künstlerin Paula Modersohn-Becker stehen beide für den Ausbruch aus einer vorgegebenen Ordnung. Sie werden im 3. Teil des "Stundenbuchs" und im "Requiem für eine Freundin" R. M. Rilkes (1875-1926) vorgestellt. Den Umbruch stellt der Dichter auch in seinem Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" dar. Alle rezitierten Werke des heutigen Abends sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und reflektieren das Entstehen einer neuen Zeit: die Entwicklung der Grossstadt, die Entfernung vom Individuellen. Am 31.8.1902 schreibt Rilke an seine Frau Clara aus Paris: "Man fühlt,... daß es in dieser weiten Stadt Heere von Kranken gibt, Armeen von Sterbenden, Völker von Toten. ... Leben ist etwas Ruhiges, Weites, Einfaches. Lebenstrieb ist Hast und Jagd. Trieb das Leben zu haben, gleich, ganz, in einer Stunde. Davon ist Paris so voll und darum so nahe am Tod."

Barbara
Henry Lou

Re: Franziskus

Beitrag von Henry Lou »

Liebe Barbara,

Rilke schreibt aus Assisi am 18. May 1914 an Fürstin Marie von T.u.T.:

„Nein, wenn ich manchmal durch ein kleines Loch in der Mauer meiner Apathie
hinausschaue ins Wirkliche, einen Augenblick lang, - so staune ich, wie weit ich
vom „poverello“ jetzt bin que nous importe le bon coeur de cette petite bourgade
d’ Ombrie, der heilige Franz, das ist viel, aber uns umfaßt es nicht mehr, die
Armut ist eines, handgreiflich wie ein Stein und ebenso hart, aber seither ist das
Geld geistig geworden, weit über den greifbaren Besitz hinaus in ein schwingendes,
eindringliches, fast vom Besitzenden unabhängiges Element, eine Atmosphäre, die
keinen Gegensatz mehr hat. Nun handelt sichs drum, zu diesem neuen „Reichtum“
die neue Armut zu finden, alles das hat sich ja weit ins Unsichtbare hinein
zurückgezogen; nachahmen kann mans freilich immer nach außen, dass man
arm sei, aber die richtige Armut muß wieder von neuem innen in der Seele
geboren werden und wird vielleicht gar nicht franziskanisch sein. – Dies alles hier
rührt uns ja noch, und vor zehn Jahren hätt ich, mit der Einbildungsfreude der
Jugend, es anempfunden, - jetzt, auch nur einen Moment hier zuzustimmen, ist
pure Nachahmung des Gefühls und im Tiefsten unfruchtbar. Ach, lebte dies noch
aus seiner eigenen Glut und erhielte sich nicht nur von Herz zu Herz mühsam,
wie anders müsste die Spannung sein, in der innigen Unterkirche, in der die
Giottos eine unerschöpfliche Nähe jenes Heiligenlebens unterhalten. Wie müsste
dort der nur Zuschauende, der Beschauer, sich beschämt und ausgeschlossen
fühlen und so gar nicht an seinem Platz, - indessen es geht ausgezeichnet,
herumzugehen und sich einfach kunstbetrachtend anzustellen, - merkwürdig
wenig Erfahrung liegt in dieser grottigen Dunkelheit, - dass i c h s nicht bin,
möchte leicht an mir liegen, aber ich seh auch sonst nur Neugierige um mich herum,
und selbst wenn mir nicht vor ihnen graute, würde ich Ausdrücken wie „lovely“
und „charming“ keinen hohen inneren Wärmegrad zuschreiben.“
(Quelle: Briefe aus den Jahren 1907 bis 1914, Insel Verlag 1933)

Henry Lou
Barbara
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Re: Franziskus

Beitrag von Barbara »

Hallo,

wer die Rilke-Lesung verpasst hat oder wem der Weg nach Stuttgart dafür zu weit war, kann einen Mitschnitt der Lesung in Auszügen im Freien Radio für Stuttgart - auch über Internet - anhören am 16.3. von 17:00-18:00 Uhr www.freies-radio.de . Wer gerne die gesamte Lesung hören möchte, sollte sich per Mail oder PN an mich wenden und hat dann evtl Chancen dazu. Es war auf jeden Fall ein Erfolg und gut besucht, und so wird es aller Voraussicht nach auch wieder 2011 eine Rilke-Lesung geben.

Barbara
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