- Herbst.
Warum zwei Bettelkinder gehn
immer die blassen Pappelalleen,
die sich bange im Winde biegen?
Dort wo die kranken Pappeln stehn
kann nicht ihre Heimat liegen.
Der Regen weht ihnen ins Gesicht.
Und das hilflose Mädchen wärmt sich dicht
an dem hilflosen Knaben.
Sie gehn durch die Pappeln und ahnen nicht,
daß die kein Ende haben.
Rainer Maria Rilke.
Dazu heißt es:
"... ist vor kurzem im Rudolf Steiner Archiv ein Gedicht Rilkes in seiner eigenen Handschrift aufgetaucht, das noch nicht in der Gesamtausgabe (Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke, 1955-1966) enthalten ist. ... darf man annehmen, daß dem oben erwähnten Brief Rilkes an Steiner ... das Gedicht gleichsam als Gabe ... beilag. Dafür spricht zusätzlich, daß es den Titel "Herbst" trägt - der Jahreszeit des Briefwechsels entsprechend."
Über den erwähnten Briefwechsel hat lilaloufan hier bereits ausführlich informiert.
Das Gedicht stammt also wohl aus dem Herbst des Jahres 1898.
Hier noch die ebenfalls im Jahrbuch abgedruckte Handschrift:
(Hier hatte ich ursprünglich ein Faksimile hereingestellt - leider ist es beim letzten Update verschwunden, und es gelingt mir nicht, es nochmals hereinzustellen.)