Rilke-Orte

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Eugenia

Rilke-Orte

Beitrag von Eugenia »

Ich wollte fragen, ob jemand mir helfen koennte die Information ueber Rilke-Orte zu finden. :? Ich werde September in Deutschland sein (hauptsaechlich in Berlin und Worpswede aber vielleicht auch Muenchen, Stuttgart...) um die Orte zu finden, wo Rilke wohnte und arbeitete. Gibt es vielleicht Museen oder Archiven, wo man solche Informationen erhalten kann? :idea: :?: Es wuerde mir sehr nuetzlich sein...

Danke schoen,

Eugenia
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Eugenia,
es gibt ein paar nützliche Nachschlagewerke. zu 'München'
Fred Oberhauser: Literarischer Führer durch Deutschland. Insel Verlag 1983.
(wohl nur noch in Bibliotheken vorhanden oder im Antiquariat, z.B. bei: http://www.zvab.com)

Heisserer, Dirk: Wo die Geister wandern. Eine Topographie der Schwabinger Bohème um 1900. (Hugendubel /VVA) ISBN 3-424-01170-3
18,90 Eur[D] / 19,50 Eur[A] / 34,30 sFr

Oberhauser, Fred / Henneberg, Nicole
Literarischer Führer Berlin
(Insel Ffm /KNO) ISBN 3-458-33877-2
17,00 Eur[D] / 17,50 Eur[A] / 30,90 sFr

Daneben gibt es auch noch im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar in den Reihe 'Marbacher Magazin' und 'Spuren' gute Einzelhefte.
Aber sicher gibt's noch einige nützliche Bücher mehr.
Leider habe ich eine ganze Menge prominenter Rilke-'Häuser' nicht mehr finden können: im Krieg zerstört oder durch Neubauten ersetzt. Und manchmal - wie in Berlin-Schmargendort ist auch die Umgebung total verändert, nichts mehr nachvollziehbar. Am schönsten ist es dann immer in den kleinen Orten auf dem Land, aber um die zu finden, muss man schon Ingeborg Schnacks Rilke-Chronik zur Hand nehmen.
Viel Erfolg bei der Suche, und viel Freude beim Finden!
e.u.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo,

ich bin Anfang September an einem Wochenende in Berlin und würde mir dort auch gerne Rilke-Orte ansehen . Wo er dort gelebt hat ... - zumindest einen Eindruck von der Umgebung zu bekommen. Vielleicht gibt es auch weitere Plätze in Berlin, wo er öfter gewesen ist... ? Kann mir jemand - konkrete - Tipps geben ?!

Vielen Dank und viele Grüße von Paula :lol:
Paul A.
Beiträge: 172
Registriert: 28. Mär 2004, 22:42
Wohnort: Hannover / London / New York

Beitrag von Paul A. »

Hallo,

zufällig bin ich erst letzte Woche in Berlin gewesen - musste 5 Stunden bei der MoMa-Ausstellung anstehen, hat sich aber gelohnt :) .

Zu Rilke habe ich einen Tag später dann in der Hundekehlestr.11 eine Gedenktafel gefunden:

In der früher hier stehenden
"Villa Waldfrieden"
lebte von 1898 bis 1900
RAINER MARIA RILKE
4.12.1875 - 29.12.1926
Lyriker, schrieb hier 1899 die Erstfassung der
"Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke"

dazu noch folgende Informationen aus dem Internet:

"Leider ist auf dieser Gedenktafel nicht erwähnt, dass Rilke in der "Villa Waldfrieden" mit Lou Andreas-Salomé zusammen lebte.

Lou Andreas-Salomé wurde 1861 in Sankt Petersburg als Tochter vornehmer deutsch-baltischer Eltern geboren und studierte in Zürich Religionsgeschichte. Sie entschied sich für die Laufbahn einer freien Schriftstellerin und entwickelte sich zu einer selbständigen Persönlichkeit. Sie führte im ausgehenden 19. Jahrhundert ein emanzipiertes Leben, was bei der bestehenden Dominanz der Männerwelt und den rigiden Moralvorstellungen nicht einfach zu verwirklichen war. Trotz allem - oder gerade deshalb - wurde sie von berühmten Zeitgenossen bewundert und geschätzt, umworben und geliebt.

Obwohl sie sich in ihren Arbeiten und in ihrer unkonventionellen Lebensweise für die Selbständigkeit und Freiheit der Frauen engagierte, stand sie sozialen und politischen Anliegen der Frauenbewegung reserviert gegenüber. Sie befand sogar: "Die Frau muss sich dem Manne in Demut, freiwillig und bereitwillig unterordnen." Ihre ungewöhnliche Bildung, ihr Interesse für Kunst und Wissenschaft, ihr weltläufiges Auftreten und nicht zuletzt ihre außerordentliche Schönheit machten Lou Andreas-Salomé für viele Männer anziehend und trugen zu ihrer bis heute anhaltenden geheimnisvollen Aura bei.

Mit 21 Jahren machte sie 1882 die Bekanntschaft des Philosophen Friedrich Nietzsche, für den sie eine wichtige Freundin und Anregerin wurde. Er machte ihr sogar einen Heiratsantrag. Sie ging aber noch im gleichen Jahr 1882 über Luzern, Zürich und Hamburg schließlich nach Berlin. Hier lebte sie ab Ende 1882 drei Jahre lang in einer Wohngemeinschaft in einer Dreizimmerwohnung in einer Pension in der Hedemannstraße in der Nähe des Anhalter Bahnhofs.

1887 heiratete sie den Orientalisten Friedrich Carl Andreas und nahm seinen Namen an. Das Ehepaar hatte zunächst mehrere Jahre in der Junggesellenwohnung des Mannes in Berlin-Tempelhof gehaust und konnte sich erst später ein größeres, schönes Haus, ebenfalls in Tempelhof, mieten. Mit den Einkünften aus ihren Büchern und Zeitungsbeiträgen wurde Lou Andreas-Salomé von der finanziellen Unterstützung, die ihre Familie aus St. Petersburg bisher geleistet hatte, und auch von ihrem Mann zunehmend unabhängig. Aber Mitte Oktober 1892 zog das Ehepaar in eine kleine Wohnung hier in der Villa Waldfrieden in der Hundekehlestraße 11 in Schmargendorf um.

Obwohl die Ehe bis zu Andreas´ Tod bestand, blieb sie eine rein platonische Verbindung, genauso wie die meisten Beziehungen zu vielen ihrer Bewunderern, Verehrern und Freunden - sie schätzte vor allem die intellektuelle Gemeinschaft mit interessanten Männern. Zu Ihren Freunden und Verehrern zählten unter anderem der Dichter Gerhart Hauptmann und sein Freundeskreis, zu dem sie 1890 stieß, der Arzt und Dichter Arthur Schnitzler, der Dichter Hugo von Hofmannsthal, die Schriftsteller Frank Wedekind und Maximilian Harden, der Naturwissenschaftler Wilhelm Bölsche und viele andere, teils namhafte Persönlichkeiten ihrer Zeit.

Allerdings hatte Lou Andreas-Salomé auch leidenschaftliche Liebesbeziehungen; die bekannteste war die der 35-jährigen zu dem 21-jährigen Lyriker Rainer Maria Rilke, mit dem sie mehrere Russlandreisen unternahm und mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband. In zahlreichen Gedichten Rilkes findet sich ein Echo dieser Beziehung, oftmals im Ton einer fast religiösen Anbetung.

Sie lernte Rilke 1898 kennen, und Rilke zog zu dem Ehepaar in die bescheidene Wohnung hier in der "Villa Waldfrieden". In ihren Lebenserinnerungen hat Lou Andreas-Salomé darüber geschrieben:

"Rainer teilte ganz unsere sehr bescheidene Existenz am Schmargendorfer Waldrande bei Berlin, wo in wenigen Minuten der Wald in die Richtung Paulsborn führte, vorbei an zutraulichen Rehen, die uns in die Manteltaschen schnupperten, während wir uns barfuß ergingen - was mein Mann uns gelehrt hatte. In der kleinen Wohnung, wo die Küche den einzigen wohnzimmerlichen Raum außer meines Mannes Bibliothek darstellte, assistierte Rainer mir nicht selten beim Kochen, insbesondere wenn es sein Leibgericht, russische Topfgrütze, oder auch Borschtsch gab; er verlor alles Verwöhnerische, das ihn früher an geringsten Beschränkungen hatte leiden und seinen geringen Monatswechsel beklagen lassen; in seinem blauen Russenhemd mit rotem Achselschluss half er mir Holz zerkleinern oder Geschirr trocknen, während wir dabei ungestört bei unseren verschiedenen Studien blieben. Sie betrafen vielerlei; am eifrigsten aber betrieb er - der seit langem tief in russischer Literatur gelebt - russische Sprache und Landeskunde, seitdem wir ernstlich unsere große Reise vorhatten ... Wir gingen nun, Ostern 1899, zu dritt nach Petersburg zu den Meinigen und nach Moskau; erst um ein Jahr später durchreisten Rainer und ich Russland eingehender."


In ihrem Verhältnis mit dem jungen, noch unfertigen Dichter war Lou für Rilke sowohl Geliebte als auch mütterliche Freundin und intellektuelle Lehrerin und Erzieherin. Die Überschwenglichkeit seines Ausdrucks missfiel ihr sehr und musste ihm abgewöhnt, aberzogen werden. Sie vermittelte ihm Nietzsches Gedankenwelt und begeisterte ihn für ihre Heimat, Rußland. Er lernte Russisch, beschäftigte sich mit der russischen Literatur und versuchte, Iwán Turgéniew und Leo Tolstój im Original zu lesen. Unter Lous Anleitung bereitete er auch die Reisen vor. Unter ihrem Einfluß änderte er sogar seinen Vornamen von René zu Rainer sowie seine Handschrift.

Hier schrieb Rilke in einer Nacht, wie er im Tagebuch berichtete "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke", eines seiner bekanntesten Bücher. Diese eine Nacht wurde von ihm und Lou später immer wieder zu einem besonderen inneren Erlebnis stilisiert: "...im Schmargendorfer "Waldfrieden", als Du, in kürzester Zeit berauschten Zustandes, den "Cornet" aufschriebst..." formulierte sie später in einem Brief an ihn.

Zuletzt hat Rilke es dann aber doch nicht mehr in den beengten Verhältnissen in der Villa Waldfrieden ausgehalten. Von Oktober 1900 bis Februar 1901 wohnte er in einer Wohnung in der Misdroyer Straße 1, bevor er dann, Ende Februar 1901 Berlin endgültig verließ. Damit beendeten die beiden ihre Liebesbeziehung, blieben aber durch eine lebenslange Freundschaft weiterhin verbunden.

Unmittelbar nach dem Ende der Liebesbeziehung schrieb Rilke in einem Gedicht über Lou Andreas-Salomé:

Warst mir die mütterlichste der Frauen,
ein Freund warst Du, wie Männer sind,
ein Weib, so warst Du anzuschauen,
und öfter noch warst Du ein Kind.
Du warst das Zarteste, das mir begegnet,
das Härteste warst Du, damit ich rang.
Du warst das Hohe, das mich gesegnet -
und wurdest der Abgrund, der mich verschlang.


Im März 1903 bezog das Ehepaar Andreas und Adreas-Salomé für kurze Zeit ihre letzte Berliner Wohnung, ein schönes, geräumiges Haus in der Rüsternallee in Berlin-Westend. In dieser Zeit, im Juni 1903, erhielt der Ehemann endlich die Anerkennung, als Wissenschaftler, seine Berufung zum Professor an die Universität Göttingen. Lou Andreas-Salomé zog also mit ihm nach Göttingen, setzte sich aber keineswegs in der Provinz zur Ruhe.

1911 lernte sie den Psychoanalytiker Sigmund Freud kennen und wurde zu seiner Schülerin und Vertrauten. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte sie mit ihrem Mann Friedrich Carl Andreas und praktizierte selbst als Psychoanalytikerin. 1915 eröffnete sie, bereits im 50. Lebensjahr, in Göttingen eine eigene psychoanalytische Praxis. Obwohl sie nie eine Lehranalyse absolviert hatte, war sie hier bis zu ihrer schweren Krebsoperation 1935 erfolgreich als psychoanalytische Therapeutin tätig. Seit ihr Mann 1903 einen Ruf nach Göttingen erhalten und angenommen hatte, lebten sie hier in ihrem Haus "Loufried" am Hang des Hainberges, das nach ihrem Tode einer Neubebauung weichen musste; seit 1972 erinnert ein Gedenkstein an sie und ihrem Mann.


Lou Andreas-Salomé verfasste Gedichte, Romane und Zeitschriftenartikel und war als Schriftstellerin äußerst produktiv. Ihr Werk kreiste um die zentralen Themen Religion, Psychologie und Geschlechterbeziehung. Ihre Werke sind heute weitgehend vergessen, wurden aber zu ihrer Zeit enthusiastisch aufgenommen, besonders die Bücher "Ibsens Frauengestalten" von 1892, "Friedrich Nietzsche in seinen Werken" von 1894 und "Die Erotik" von 1910.

Noch heute sind vor allem ihre autobiographischen Schriften von Interesse, darunter die Bücher "Mein Dank an Freud" von (1931), "Lebensrückblick: Grundriß einiger Lebenserinnerungen" und ihre umfangreiche Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten der deutschen Kultur, insbesondere ihre Briefwechsel mit Rilke und Freud, der ihr viele Anregungen für seine psychoanalytischen Schriften zu verdanken hatte. Lou Andreas-Salomé starb 1937 in Göttingen.

In seinem Nachruf zum Tode von Lou Andreas-Salomé schrieb Sigmund Freud (1856-1939), der Begründer der Psychoanalyse, voller Hochachtung: "Die letzten 25 Lebensjahre dieser außerordentlichen Frau gehörten der Psychoanalyse, zu der sie wertvolle wissenschaftliche Arbeiten beitrug und die sie auch praktisch ausübte. Ich sage nicht viel, wenn ich bekenne, dass wir es alle als eine Ehre empfanden, als sie in die Reihen unserer Mitarbeiter und Mitkämpfer eintrat."

http://www.berlin.de/ba-charlottenburg- ... 40313.html

Viel Spaß in Berlin wünscht Paul :lol:
"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
Kurz2

welches ist der kürzeste weg ?

Beitrag von Kurz2 »

Hi,

welches ist der kürzeste Weg von St. Petersburg nach Kopenhagen ? Gibt es eine Abkürzung ?

Kurt :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Kurt!

Vielleicht versuchst Du es mal mit einem Rilke-Gedicht ?

Liebe Grüße von Antje :lol:
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