Suche Gedicht über den Tod

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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gliwi
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Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von gliwi »

Liebe Rilke-FreundInnen,
in einer Todesanzeige habe ich einen interessanten Gedichtauszug gefunden. Ich wollte gerne das ganze Gedicht nachlesen und habe mir die Anzeige ausgerissen, aber jetzt finde ich sie nicht wieder. Erkennungsmerkmal: es waren zwei ungewöhnliche Substantivierungen drin mit Bindestrichen, so etwas wie "Schon-nicht-mehr" und "Bis-dahin". Kennt es jemand?
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
gliwi
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von gliwi »

Na, kommt Ihr langsam aus den Pfingstferien zurück? Irgend jemand hier wird es doch hoffentlich kennen?
Bitte lasst mich nicht zu lange warten :D
Gruß
gliwi
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Harald
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von Harald »

Das ist von Ernst Meister, aber wohl kaum, was du suchst:

Hier bin ich
jetzt
und jetzt schon
nicht mehr hier

Das stammt aus einer Celan-Rede und ist kein Gedicht:
"[D]as Gedicht behauptet sich am Rande seiner selbst; es ruft und holt sich, um bestehen zu können, unausgesetzt aus seinem Schon-nicht-mehr in sein Immer-noch zurück."

Das ist Epiktet und auch kein Gedicht:
»Solange ich bin, ist hier kein Tod; ist
der Tod erst hier, bin ich schon nicht mehr.«

Aber jedenfalls siehst du, ich höre schon nicht mehr das Urlaub rascheln.
... und Anfang glänzt / an allen Bruchstelln unseres Mißlingens
gliwi
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von gliwi »

Schön, Harald, dass du wieder da bist. Ja, der Celan-Satz, den ich übrigens kenne, kommt dem, was ich suche, schon etwas nahe - aber es geht halt um den Tod, nicht um das Gedicht.
Gruß
gliwi
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gliwi
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von gliwi »

Ich bin penetrant, aber es liegt mir viel daran! darf ich nochmal in die Runde fragen, ob es jemand kennt oder einen Weg weiß, wie ich es finden kann?
Gruß
gliwi
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joni
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von joni »

Haralds Hinweis auf Ernst Meister, der Celan stark rezipiert hat (und den Celan sehr geschätzt hat), würde ich weiterverfolgen. Gerade wenn Celan die Formulierung vom Schon-nicht-mehr verwendet hat, würde es mich nicht wundern, wenn das Meister irgendwo wieder aufgenommen und adaptiert hat. Bei Meister gibt es zahlreiche intertextuelle Bezüge zu Celan. Bei der Intensität, mit der sich Meister mit dem Tod beschäftigt hat, würde das einige Sucharbeit erfordern. Leider ich bin nicht mehr so firm in dessen Werk, dass ich eine Empfehlung hätte. Reinhard Kiefer vom Aachener Rimbaud-Verlag bzw. der Ernst-Meiter-Gesellschaft könnte da vielleicht weiterhelfen.

Ich vermute, dass Du ohnehin schon versucht hast, die Zeitung, aus der Du die Todesanzeige gerissen hast, wieder zu beschaffen; andere Idee hätte ich auch nicht. Viel Glück noch!
Der Joni
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lilaloufan
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Re: O erster Ruf

Beitrag von lilaloufan »

  • als wär in diesem Schon ein Nimmermehr,
    ein frühestes Vorbei —
…meinst Du natürlich nicht — aber bei diesen Worten dachte ich halt an Deine Frage. Und so rückt sie wenigstens mal wieder auf den oberen Listenplatz…

:wink: l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
gliwi
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Re: Suche Gedicht über den Tod

Beitrag von gliwi »

Ha, ich habe es wiedergefunden! Ich hatte die falsche Zeitung im Kopf, und Bindestriche gibt es auch nicht. Es stammt aus dem "Requiem für eine Freundin":

Dass wir erschraken, da du starbst, nein, dass
dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither:
das geht uns an; das einzuordnen wird
die Arbeit sein, die wir mit allem tun.

Das Bild, das mich so stark berührt hat, ist "das Bisdahin abreißend vom Seither". Ja, wenn ein Nahestehender plözlich, innerhalb von Sekunden, ohne jede Vorwarnung zu Tode kommt, da reißt etwas ab, und für den Rest des eigenen Lebens hängt da ein loses Ende...

Gruß
gliwi
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