Da stehen wir mit Spiegeln...

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Mareike

Da stehen wir mit Spiegeln...

Beitrag von Mareike »

Weiss jemand zufällig, wo ich nachstehendes Gedicht finde? Meine einzige Angabe ist, dass es von Rilke stammt... - hm... stammen soll...

Da stehen wir mit Spiegeln
einer dort ......., und fangen auf,
und einer da, am Ende nicht verständigt;
auffangend aber und das Bild weiter
uns zuerkennend, dieses reine Bild
dem andern reichend aus dem Glanz des Spiegels.
Ballspiel für Götter. Spiegelspiel, in dem
vielleicht drei Bälle, vielleicht neun sich kreuzen,
und keiner jemals, seit sich Welt besann,
fiel je daneben. Fänger, die wir sind.
Unsichtbar kommt es durch die Luft, und dennoch,
wie ganz der Spiegel ihm begegnet, diesem
(in ihm nur völlig Ankunft) diesem Bild,
das nur so lang verweilt bis wir ermessen,
mit wieviel Kraft es weiter will, wohin.
Nur dies. Und dafür war die lange Kindheit,
und Not und Neigung und der tiefe Abschied
war nur für dies. Aber dieses lohnt.

Danke!
e.u.

Beitrag von e.u. »

Hallo,
ja das Gedicht ist von Rilke, es bekam (später) die Überschrift FÜR MAX PICARD. Vgl. Kommentierte Ausgabe, Bd.2, S.295 (mit 2 kleinen Abweichungen). Es entstand im November 1925 in Muzot; Rilke schrieb es für den Arzt und Schriftsteller Max Picard, den er aus München kannte, in ein Exemplar der 'Elegien'. 1934 wurde der Text erstmals veröffentlicht.
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