Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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Paul A.

Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Beitrag von Paul A. »

Hallo,

ich bin auf der Suche nach der Gedicht-trilogie, die RMR E. Krenek gewidmet hat.

Auch wäre es schön, ich könnte noch etwas zur Entstehung dazu erfahren.
Kannte R.M. Rilke E. Krenek, sind sie sich begegnet ?

Vielen Dank und Grüsse von Paul A.
Renée
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Das Gedicht, das Rilke Ernst Krenek widmete

Beitrag von Renée »



Rilke schrieb für den Komponisten die "Trilogie, zu einer künftigen Musik von Ernst Krenek" - gewissermaßen einen Auftarg erteilend:

"O Lacrimosa
I
Oh Tränenvolle, die, verhaltner Himmel...
II
Nichts als ein Atemzug ist das Leere...
III
Aber die Winter ! Oh diese heimliche
Einkehr der Erde ...°

Geschrieben im April oder Mai 1925 in Paris

Kennengelernt hatte Rilke Krenek und seine Frau bei ihrem Besuch auf Muzot - gemeinsam mit Werner Reinhart und Alma Moodie, der Geigerin (siehe unter "Rilke und Bach" in diesem Forum). Es war Ostern 1924 am 20.April. Kreneks Frau war eine Tochter Gustav Mahlers. Von diesem Osterbesuch erzält Rilke der Fürstin Taxis am 12. Mai : "So war ein Klima von Musik entstanden, in dem ich , tauber Berg, mich recht felsig ausnahm, immerhin dankbar für die melodischen Angriffe und Zärtlichkeiten an allen Hängen meines Gefühls ..."
Im September des Jahres hielt sich Krenek in Sierre auf und traf öfter mit Rilke zusammen, der ihn schätzte.
Kreneks Komposition der drei Gedichte "Für eine hohe Stimme mit Klavierbegleitung erschien als Opus 48 in Wien 1926 mit der Widmung: "Dem Dichrer als kleine Gegengabe".
Noch am 12. Dezember 1926 in Valmont dankte Rilke mit einem Bleistiftblatt:
Guten Abend! Renée
Paul A.

Beitrag von Paul A. »

Lieber Renèe,

ganz herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort - zu später Stunde. Ich arbeite immer ohne Uhr und hatte ganz die Zeit vergessen :oops:

Viele Grüsse und bis bald mal wieder im Forum,

Paul A. :roll:
Barbara
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Re: Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Beitrag von Barbara »

Hallo,

heute habe ich im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen die Ausstellung Verstummte Stimmen besucht, die gerade in der Stuttgarter Oper und im Haus der Geschichte Baden-Württemberg zu sehen ist. Zu diesen verstummten Stimmen, deren Portraits in der Ausstellung zu sehen sind, gehört auch - neben Komponisten wie Arnold Schönberg und Paul Hindemith - Ernst Krenek. Hier mit einem Hinweis auf die Begegnung mit Rilke. Die Ausstellung zeigt sehr eindrucksvoll Portraits vom Nationalsozialismus verfolgter Komponisten, Sänger und Musiker. Da es eine Wanderausstellung ist habt Ihr vielleicht auch Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen ?! Es lohnt sich !

Barbara
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lilaloufan
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Re: Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Beitrag von lilaloufan »

Liebe Renee,

dein Beitrag #p1641 endet mit einem vielversprechenden Doppelpunkt; seitdem hoffte ich, den Inhalt oder den Text des erwähnten Bleistiftblatts werdest du noch nachträglich abschreiben.

Im Brief an Křenek vom 5. November 1925, also gut dreizehn Monate vor jenem Bleistiftblatt, schreibt Rilke: «Sie wissen, dass mir, im Allgemeinen, alle Versuche, meine Verse mit Musik zu überraschen, unerfreulich waren, als eine unerbetene Hinzutat zu einem in sich Abgeschlossenen. Selten geschah es mir, dass ich Verszeilen aufschrieb, die mir selber geeignet oder bedürftig schienen, das musikalische Element, von einer gemeinsamen Mitte aus, aufzuregen. Bei dieser kleinen „Trilogie O Lacrimosa“ (die am liebsten einen imaginären italienischen Ursprung vorgeben möchte, um noch anonymer zu sein, als sie schon ist…) erging es mir merkwürdig: sie entstand auf Musik zu…, und das Nächste war der Wunsch, dass es einmal (früher oder später) Ihre Musik sein sollte, in der diese Impulse ihre Erfüllung und ihren Bestand fänden!», und damit übereignet er die Trilogie dem Komponisten: «Nehmen Sie also endlich Ihr dergestalt vorgebildetes Eigentum in Besitz und sehen Sie in dieser Zuwendung die Kontinuität meines Vertrauens und Gedenkens.»
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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Re: Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Beitrag von stilz »

lilaloufan hat geschrieben:Liebe Renee,

dein Beitrag #p1641 endet mit einem vielversprechenden Doppelpunkt; seitdem hoffte ich, den Inhalt oder den Text des erwähnten Bleistiftblatts werdest du noch nachträglich abschreiben.
Nun - die "Rilke-Chronik" weiß es. Auf dem Bleistiftblatt steht: "Ich bin sehr krank auf eine unsäglich elende und schmerzhafte Weise. Denken Sie wie gerade in einem solchen schweren Moment mich Ihre gute, Ihre große Nachricht berührt hat."
Jedesmal, wenn ich diese Noten in der Hand habe, frage ich mich, wie Rilke diese Musik berührt hätte... aber das steht natürlich nicht in der "Chronik"...

Lieben Gruß

stilz
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lilaloufan
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Re: Das Gedicht, das Rilke Ernst Krenek widmete

Beitrag von lilaloufan »

Renée hat geschrieben:Kennengelernt hatte Rilke Krenek und seine Frau bei ihrem Besuch auf Muzot - gemeinsam mit Werner Reinhart und Alma Moodie, der Geigerin (siehe unter "Rilke und Bach" in diesem Forum). Es war Ostern 1924 am 20. April.
Křeneks sind ja dann in der Osterwoche noch auf Muzot geblieben, und Alma Moodie spielte nicht nur Bach und Couperin, sondern studierte auch ein Werk, das Křenek gerade für sie komponiert hatte (Rilke-Chronik, S. 914).

Worum handelt es sich dabei?

Christoph
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lilaloufan
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Re: Suche das Gedicht, das Rilke E. Krenek widmete

Beitrag von lilaloufan »

Nun hab' ich das selbst gefunden: Sonate für Violine solo op. 33.

l.
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