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Steinmotiv
Verfasst: 16. Sep 2008, 11:08
von Terre
Hallo,
Könnte mir jemand das Thema des Steins in Rilke's Gedichten etwas klären? Was symbolisiert man damit usw.?
Vielen Dank im Voraus
Re: Steinmotiv
Verfasst: 16. Sep 2008, 17:32
von DoMi
Hallo Terre
Ich finde das eine etwas seltsame Frage, denn jeder symbolisiert Irgendetwas auf irgendeine andere Weise, da jeder dieses Irgendetwas mit irgendetwas Anderem assoziiert. Es wäre (zuminest für mich) auch einfacher zu antworten, wenn du dies anhand eines konkreten Beispiels wissen wolltest. So denke ich, ist nicht jeder Stein in jedem Text immer mit dem gleichen Gedanken verbunden, was zur Folge hat, dass er auch etwas anderes symbolisieren müsste.
Allgemein symbolisiert für mich ein Stein zunächst einmal etwas Hartes, Festes, Stabiles - vielleicht innere Stabilität, Unbeirrbarkeit, Unveränderlichkeit -, hinzu käme eine gewisse Kälte und Absonderung oder das Stumme un Unüberwindliche das Steins. Desweiteren könnte man einen Stein aber auch als gefährliche Waffe des Stein-Zeitjägers sehen, um Tiere zu jagen oder auch um Feuer zu machen (,was der Kälte ja entgegenstünde). Zuletzt fällt mir im Moment noch der Stein als Werkzeug und zugleich Material des Künstlers ein, der aus diesem scheinbar unzerstörbaren, harten Stoff nach langer, mühevoller Arbeit ein Kunstwerk erschaffen kann.
Sicherlich gibt es noch viel mehr, aber das auf die Schnelle...
Liebe Grüße,
Dominik
Re: Steinmotiv
Verfasst: 17. Sep 2008, 12:39
von stilz
Ja, auch ich habe diese Frage etwas seltsam gefunden.
Zudem habe ich Schwierigkeiten mit der Vorstellung, der "Stein"
symbolisiere etwas (also wohl: er stehe für etwas anderes als für sich selbst, eben den Stein?), noch dazu: immer dasselbe "Etwas". Mein Eindruck ist vielmehr, daß bei Rilke alle Dinge in erster Linie für sich selbst stehen.
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.
(oh - und falls sich jemand fragen sollte, wie ich denn jetzt auf eine Rose komme: dieser Satz ist immerhin von Gertrude Stein
)
Es wäre hilfreich, zu wissen, wie Du, Terre, auf diese Frage kommst.
Lieben Gruß
stilz
Re: Steinmotiv
Verfasst: 18. Sep 2008, 13:43
von Terre
Großen Dank Dominik und Stilz für Antworte
Auf welche Weise ich das Thema schaffe, sage ich zukünftig unbedingt, weil das mit meiner Kursarbeit zu tun hat

Meine Kursarbeit heißt "Der Stein in der frühen Dichtung Rainer Maria Rilke's" .
Re: Steinmotiv
Verfasst: 18. Sep 2008, 17:39
von gliwi
Hallo Terre,
noch eine freundliche Bitte,: Das überflüssige Apostroph zwischen Rilke und s weglassen! Auch wenn es Duden jetzt erlaubt, in Fachkreisen heißt es das "Deppenapostroph".
Gruß
gliwi
Re: Steinmotiv
Verfasst: 18. Sep 2008, 18:53
von stilz
Hallo Terre,
im
Buch vom Mönchischen Leben (1899) heißt es
[Hervorhebungen im Folgenden von stilz]:
- Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe?
...
Dein Blick, den ich mit meiner Wange
warm, wie mit einem Pfühl, empfange,
wird kommen, wird mich suchen, lange -
und legt beim Sonnenuntergange
sich fremden Steinen in den Schooß.
Das
Buch von der Armut und vom Tode (1903) beginnt so:
- Vielleicht, daß ich durch schwere Berge gehe
in harten Adern, wie ein Erz allein;
und bin so tief, daß ich kein Ende sehe
und keine Ferne: alles wurde Nähe
und alle Nähe wurde Stein.
Und dann:
- Du Berg, der blieb da die Gebirge kamen, -
...:
Geh ich in dir jetzt? Bin ich im Basalte
wie ein noch ungefundenes Metall?
Ehrfürchtig füll ich deine Felsenfalte,
und deine Härte fühl ich überall.
Und noch später:
- Mach mich zum Wächter deiner Weiten,
mach mich zum Horchenden am Stein,
gieb mir die Augen auszubreiten
auf deiner Meere Einsamsein;
laß mich der Flüsse Gang begleiten
aus dem Geschrei zu beiden Seiten
weit in den Klang der Nacht hinein.
Das sind jetzt nur ein paar Stellen, die ich herausgegriffen habe... ich weiß zwar nicht, ob das Stunden-Buch noch zur "frühen Dichtung" Rilkes und damit zum Thema Deiner Arbeit gehört - aber ich finde es interessant, dem nachzuspüren, was der "Stein" hier für eine "Entwicklung" durchmacht (bzw natürlich nicht der Stein selbst entwickelt sich, sondern der Be-griff, das, was er für das "Ich" be-deutet, wie das "Ich" ihn sieht, in welchen Zusammenhängen das "Ich" diesen Begriff wahr-nimmt und denkt...).
Deshalb finde ich es so schwierig, eine pauschale Aussage darüber zu machen, was der Stein bei Rilke "symbolisiere". "Stein" ist wohl eines der
armen Worte, die im Alltag darben -
und schauernd schreitet es in Rilkes Lied...
Lieben Gruß, und viel Erfolg bei der Kursarbeit!
stilz
P.S.: Ad "Deppenapostroph" - den Ausdruck kannte ich nicht, dieser "Fachjargon"

ist mir fremd.
Aber
gliwi hat natürlich recht: im Deutschen, anders als im Englischen, braucht das Genitiv-s keinen Apostroph (es sei denn, ein Wort endet schon im Nominativ auf "s").
Im übrigen finde ich den "Genitiv-Apostroph" lange nicht so schlimm wie die leider weitverbreitete Unsitte, ihn auch bei Pluralbildungen zu schreiben (meist bei Fremdwörtern, "Auto's", "Snack's" ...)
Re: Steinmotiv
Verfasst: 18. Sep 2008, 22:06
von gliwi
Off-topic: Bei "meinem" Bäcker steht wirklich und wahrhaftig "samstag's" im Fenster!

Re: Steinmotiv
Verfasst: 19. Sep 2008, 11:17
von Terre
Hallo,
ich sollte mich und natürlich auch

will bei gliwi und wieder bei stilz bedanken: ich bin fest im Deutsch, doch hab' sowas von Apostroph nicht gewusst

, naja, fest mehr im Ausdrücken der Gedanken und in den Interpretationen von Gedichten und anderen Texten

(doch nicht immer, wie euch Ihr schon vergewissert habt

)
Ich bin eigentlich aus Litauen - Shiauliai heißt die Stadt, wo ich wohne - und manche Besonderheiten in der deutschen Sprache bereiten für mich manchmal Schwierigkeiten.
Lieben Gruß

Re: Steinmotiv
Verfasst: 19. Sep 2008, 12:09
von Terre
Also dann wie sollte der Titel der Arbeit klingen? Einfach: .....Rilke? Oder besser: .....von Rilke?
Re: Steinmotiv
Verfasst: 19. Sep 2008, 18:57
von gliwi
Einfach: ... in der frühen Dichtung R.M. Rilkes.
Das ist der korrekte Genitiv; ohne Apostroph
Gutes Gelingen!
Gruß
gliwi
