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Suchen und Finden

Verfasst: 1. Sep 2008, 19:46
von Mikado
Halloo,

ich suche ein Gedicht von Rilke über´s Suchen und Finden !
Bitte, könnt Ihr mir helfen ?!

Mikado :D

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 1. Sep 2008, 20:24
von lilaloufan
Goethe könnte dienen; zwei Jahre nachdem er Christiane kennen gelernt hatte, widmete er ihr das: "Gefunden". :wink:

Etwas sehr Schönes findest Du hier: p#6694: "Gottsucher?". Aber es ist von Picasso. :wink:

Gruß,
l.

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 2. Sep 2008, 17:39
von Mikado
Hallo Christoph,

tut mir leid, aber Goethe ist mir zu klassisch :wink: . Gibt´s da nicht doch noch ein etwas moderneres Gedicht :D ?

Mikado :D

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 2. Sep 2008, 22:35
von Paula
Hallo Mikado,

vielleicht auch aus meiner momentanen persönlichen Situation heraus fällt mir zu Deiner Frage die achte Elegie Rilkes ein, besonders der Schluss dieser Elegie:
Und doch ist in dem wachsam warmen Tier
Gewicht und Sorge einer großen Schwermut.
Denn ihm auch haftet immer an, was uns
oft überwältigt, - die Erinnerung,
als sei schon einmal das, wonach man drängt,
näher gewesen, treuer und sein Anschluß
unendlich zärtlich....
Und sieh die halbe Sicherheit des Vogels,
der beinah beides weiß aus seinem Ursprung,
als wär er eine Seele der Etrusker,
aus einem Toten, den ein Raum empfing,
doch mit der ruhenden Figur als Deckel.
Und wie bestürzt ist eins, das fliegen muß
und stammt aus einem Schooß. Wie vor sich selbst
erschreckt, durchzuckts die Luft, wie wenn ein Sprung
durch eine Tasse geht. So reißt die Spur
der Fledermaus durchs Porzellan des Abends...
...Und wir: Zuschauer, immer, überall,
dem allen zugewandt und nie hinaus!
Uns überfüllts. Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und zerfallen selbst.
Wer hat uns also umgedreht, daß wir,
was wir auch tun, in jener Haltung sind
von einem, welcher fortgeht? Wie er auf
dem letzten Hügel, der ihm ganz sein Tal
noch einmal zeigt, sich wendet, anhält, weilt -,
so leben wir und nehmen immer Abschied.
Liebe Grüße von Paula :D

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 3. Sep 2008, 18:43
von Mikado
Hallo Paula,

Deine Gedanken sind wohl ähnlich wie meine... Dennoch interessiert es mich: wie ich Deinem Beitrag entnehme, bist Du doch gerade erst aus Italien zurückgekommen ?! Und nun denkst Du schon wieder an: Abschied ?

Mikado :D

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 11. Sep 2008, 19:47
von stilz
Hallo Mikado,
lilaloufan hat geschrieben: Etwas sehr Schönes findest Du hier: p#6694: "Gottsucher?". Aber es ist von Picasso. :wink:
Unter dem angegebenen link findest Du nicht nur Picasso, sondern auch gerade die Zeilen, an die ich sofort gedacht habe, als ich Deine Anfrage eben gelesen habe:
  • Alle, welche dich suchen, versuchen dich.
    Und die, so dich finden, binden dich
    an Bild und Gebärde.

    Ich aber will dich begreifen,
    wie dich die Erde begreift;
    mit meinem Reifen
    reift
    dein Reich.
    ...


    (Stunden-Buch/Das Buch von der Pilgerschaft)
Im ersten Teil des "Stunden-Buches", im "Buch vom Mönchischen Leben", findet sich die Stelle:
  • So viele Engel suchen dich im Lichte
    und stoßen mit den Stirnen nach den Sternen
    und wollen dich aus jedem Glanze lernen.
    Mir aber ist, sooft ich von dir dichte,
    daß sie mit abgewendetem Gesichte
    von deines Mantels Falten sich entfernen.
    ...
Und in der Schrift über Rodin:
  • Ein Bildnis schaffen hieß für ihn, in einem gegebenen Gesichte Ewigkeit suchen, jenes Stück Ewigkeit, mit dem es teilnahm an dem großen Gange ewiger Dinge.
Dieses letzte Zitat drückt etwas aus, was ich auch in Rilkes "Ding-Gedichten" zu finden meine. Das "Ewige" nicht im "Lichte", irgendwo dort oben im "Himmel", zu suchen, sondern "in einem gegebenen Gesichte" oder auch: in einem der "Dinge", hier in unserer Welt...

Lieben Gruß!

stilz

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 12. Sep 2008, 19:46
von Paula
Hallo Ingrid,


wie Du hier Rilkes Rodin zitierst:
Ein Bildnis schaffen hieß für ihn, in einem gegebenen Gesichte Ewigkeit suchen, jenes Stück Ewigkeit, mit dem es teilnahm an dem großen Gange ewiger Dinge.
erinnert mich daran, was eine Betrachterin mich neulich beim Anblick des Höllentors von Rodin fragte:
Und wer ist da durch gegangen ?
Wer weiss schon eine Antwort darauf ?

Mich persönlich haben Rodins Bürger von Calais am meisten beeindruckt ! Auch hier könnte Dein Zitat zu jeder Einzelnen der Gestalten passen !

Paula :D

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 12. Sep 2008, 22:55
von stilz
Liebe Paula,

seit gestern hab ich endlich Rilkes "Rodin" zu Hause und bin sehr berührt davon, auch wenn ich noch kaum mit dem Lesen angefangen habe, sondern nur ein bißchen geblättert...

Aber zu Deiner (bzw der Betrachterin) Frage:
Dante Alighieri hat geschrieben:Lasciate ogni speranza, voi ch' entrate.
Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren...

War er's nicht, mit seinem Führer Vergil?

Lieben Gruß!

Ingrid

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 13. Sep 2008, 12:35
von Paula
Hallo Ingrid,

ja, das ist schon klar ... die Frage war aber in diesem Fall konkreter gemeint:
Und wer ist da (durch Rodins Höllentor) durch gegangen ?
Oder auch:
ist da (durch Rodins Höllentor) überhaupt jemand durchgegangen ?
das impliziert die Fragen:
Wo stand es ursprünglich ? Hat Rodin es zu einem bestimmten Anlass, auf einen bestimmten Auftrag hin geschaffen ... ?

Mich erinnnert das an Rilkes Ding-Gedichte !

Paula :)

Re: Suchen und Finden

Verfasst: 14. Sep 2008, 13:39
von Barbara
Hallo Paula,

Du weisst es sicher längst:

1880 erhielt Rodin den Auftrag vom französischen Staat für das »Höllentor« (nach Dante Alighieri) für das Musée des Arts décoratifs in Paris. An diesem monumentalen Werk mit mehr als 200 Figuren arbeitete er bis 1917. Der erste Bronzeguss erfolgte erst nach seinem Tod.

In den nächsten Tagen werde ich es mir selbst in Paris anschauen können, wohin ich bereits morgen aufbreche ! Bis bald !

Barbara :)