Papageien Park: Frage zu einem Vers

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Laolawelle
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Papageien Park: Frage zu einem Vers

Beitrag von Laolawelle »

Hallo ihr Lieben :D

Ich bin grade dabei für meine Bewerbungsmappe, um mich für den Studiengang Innenarchitekur zu bewerben, ein paar Dinge zu zeichnen und bin, dadruch, dass Rilke einer meiner Lieblingsdichter ist darauf gekommen seine Gedichte zu "zeichnen".

Das heißt, ich habe mich sehr viel mit seinen Gedichten auseinandergesetzt in der letzten Zeit, wobei ich mich auch gerne dieses Forum hier bedient habe, vielen Dank dafür schon mal :wink:

Durch die nähere Auseinandersetzung ist mir ganz besonders das Gedicht "Papageien Park" aufgefallen, ich finde es einfach wunderschön, habe jedoch eine Frage, auf die ich, nach der Nutzung der Suchfunktion, leider keine Antwort gefunden habe.

Es handelt sich bei meiner Frage um die folgenden Verse:

Fremd im beschäftigten Grünen wie eine Parade,
zieren sie sich und fühlen sich selber zu schade...


Und zwar bin ich mir unsicher auf was sich das "zieren" bezieht!?

Zieren sie sich wie eine Parade, also schmücken sie sich, oder aber zieren sie sich im Sinne von: sich vor etwas (dem Grauen, was sie essen sollen) drücken oder genieren?

Ich vermute es bezieht sich eher auf die ihnen vorgesetzte Mahlzeit, aber ich bin mir wie gesagt unsicher und würde gerne eure Meinung dazu hören :D

Mfg
Laola
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
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Re: Papageien Park: Frage zu einem Vers

Beitrag von stilz »

Liebe Laola,

wie so oft bei Rilke, empfinde ich hier beide Be-deutungen gleichzeitig.

Für mich enthält das „beschäftigte Grün“ einen Schlüssel zu Deiner Frage:
Alles rundum ist in profaner Weise beschäftigt, die „duffen Tauben“ klauben sich verschmähte Brocken, gewöhnliche Vögel ziehen sich vielleicht einen Regenwurm aus der Erde oder haben Junge zu füttern… für solch „gewöhnliche“ Beschäftigungen scheinen sich die Papageien „zu schade“ zu sein, da "zieren sie sich", im Sinne von "zögern, sich zurückhalten", wohl auch: "sich drücken".
Sie wiegen sich lieber, verbeugen sich, geben sich ihren gezierten Bewegungen hin (hier die zweite Deutung: allerdings nicht „sich schmücken“, indem man sich zB ein Halsketterl umhängt :wink:) …
Die Papageien wirken hier auf mich wie die „Adeligen“ unter den Vögeln, die nie auf die Idee kämen, sich so zu benehmen wie das „gemeine Volk“…

Es ist vielleicht eine ähnliche Haltung wie die, die sich in dem Marie-Antoinette zugeschriebenen Satz „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“ ausdrückt – aber das ist wohl etwas weit hergeholt.

Lieben Gruß, und viel Erfolg bei Deiner Bewerbung!

stilz
Zuletzt geändert von stilz am 26. Jun 2008, 07:47, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
gliwi
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Re: Papageien Park: Frage zu einem Vers

Beitrag von gliwi »

Ja, stilz, das ist gut erklärt. Mir fällt dazu noch ein: Man bekommt etwas zu essen angeboten, man würde es eigentlich gern nehmen, aber man hält es für vornehm oder für höflich, erst mal abzulehnen...später nimmt man dann doch. Das ist für mich auch "sich zieren". Und dann denke ich noch an jene inzwischen ausgestorbene Sitte, beim Tee- oder Kaffeetrinken den kleinen Finger abzuspreizen, eine ganz unnatürliche, "gezierte" Bewegung.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
Laolawelle
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Re: Papageien Park: Frage zu einem Vers

Beitrag von Laolawelle »

Danke ihr Lieben =)
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