Stilmittel in "Die Aschanti"

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

Moderatoren: Thilo, stilz

Antworten
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Stilmittel in "Die Aschanti"

Beitrag von stilz »

Liebe Forums-Teilnehmer,

heute hab ich eine Frage an die Fachleute unter Euch.
Wie nennt man das Stilmittel, etwas zu schildern, indem man verneinend beschreibt, was es nicht ist?
Ich denke dabei zum Beispiel an den Beginn des Gedichts "Die Aschanti":

Keine Vision von fremden Ländern,
kein Gefühl von braunen Frauen, die
tanzen aus den fallenden Gewändern.

Keine wilde fremde Melodie.
Keine Lieder, die vom Blute stammten,
und kein Blut, das aus den Tiefen schrie.

Keine braunen Mädchen, die sich samten
breiteten in Tropenmüdigkeit;
keine Augen, die wie Waffen flammten,


Gibt es einen Fachausdruck dafür?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

Lieben Gruß

stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
samohT
Beiträge: 3
Registriert: 3. Dez 2007, 00:40

Re: Stilmittel in "Die Aschanti"

Beitrag von samohT »

Also entweder könnte man dieses "Kein" als Wortwiederholung (Epipher - ähnlich wie im "Krieg" von G.Heym -> Aufgestanden ist er [...], Aufgestanden aus Gewölben tief[...] ) sehen oder als Doppelung (Geminatio).

Aber ein Fachausdruck, den man verwendet um etwas zu beschreiben wie es nicht ist, ist mir jedenfalls nicht bekannt.

Rilke benutzt ja vor allem in der ersten Strophe diese "Keins" für die Gliederung seiner Bilder (hier Aufspaltung in immer kleiner werdende Teile -> Land, Frau, Gewand, dann Melodie ->>> vermuuuutlich Diärese).

Aber ich kann mich auch irren...

mfg
samohT
Leben: Wunderliche Zeit...
stilz
Beiträge: 1226
Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Re: Stilmittel in "Die Aschanti"

Beitrag von stilz »

Vielen Dank, samohT, für Deine Antwort!

Leider scheint es keinen Fachausdruck zu geben für das, was ich meine.
Ich versuche es noch einmal und wende mich diesmal an alle, die sich mit Malerei auskennen:

Betty Edwards beschreibt in ihrem Buch "Drawing on the Right Side of the Brain" (das ich übrigens seeeehr empfehle für all die vielen Menschen, die von sich glauben, sie könnten nicht zeichnen :wink: !) etwas, das sie "Negative-Space Drawing" nennt: man zeichnet nicht die "positive" Form eines Gegenstandes, sondern die "negativen" Formen, die seine Grenzen mit der Umwelt bilden - heraus kommt natürlich ein Bild, auf dem auch die "positive" Form erkennbar ist.

Dieses "Umstülpen" der Kontur (Rilke verwendet dieses Wort immer wieder, bei ihm ist es männlich: der Kontur) ist es, was ich gemeint habe.
Gibt es vielleicht in der Malerei einen - deutschen - Fachausdruck dafür?

Lieben Gruß!

stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
Antworten