Oh oh oh --- da ist man nur eine Woche weg, und beim Heimkommen findet man...naja, schließlich sind wir in der Kategorie "
Persönliche Briefe"...
Nur ganz kurz, ich möchte das "off-topic-Thema" nicht ausweiten, da auch ich finde: wenn überhaupt, dann brauchen wir einen
neuen "Feminismus", persönlich finde ich ja "Humanismus" viel erstrebenswerter.
Harry,Du schreibst:
...lag und liegt es doch ... in der Regel am Wohlwollen und in der Gnade der Männer, inwieweit sich eine Frau selbstverwirklichen durfte und darf.
Werden hier nicht Äpfel und Zwetschken durcheinandergeworfen?
Rilke war ein Mann, gut.
Aber welche Frau war von seiner Gnade abhängig und konnte sich nicht entfalten, weil er so viele Briefe schrieb, statt sich um Kind und Haushalt zu kümmern?
Könnte sich höchstens um Clara handeln... ich muß zugeben, das weiß ich nicht so gaaaanz genau, die paar Briefe zwischen den beiden, die ich bisher gelesen habe, scheinen allerdings nicht darauf hinzudeuten, sondern eher auf eine vielleicht ein bisserl ungewöhnliche Ehe zwischen zwei sehr eigenständigen Menschen und Künstlern (und soviel ich weiß, gab es ja auch immer wieder eine Art Einkommen, zB aus journalistischer Tätigkeit RMRs)...
Gibt es konkrete Hinweise, daß Clara doch RMRs wegen ein armes unterdrücktes Wesen war, dann bitte ich um diesbezügliche Aufklärung!
Rilke hatte offenbar die Fähigkeit, nicht nur sich selbst, sondern auch andere davon zu überzeugen, was seine Aufgabe oder sogar "Mission" im Leben war und daß es eine wichtige war.
Es hat immer Menschen gegeben, denen so etwas einiges wert war... und es waren auch nicht immer nur Frauen, die Künstler unterstützt haben, Maecenas zB war ein Mann und gab dieser Sorte Mensch seinen Namen...
Ist schon viel zu lang!!!
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zum Thema:
Ich finde, Briefe schreiben ist eine sehr schöne Sache.
Auch ich tu es immer wieder
(oje, Andrea, schon wieder ein "Geständnis" ) - und gerne auch per mail, das ist vielleicht nicht so "romantisch", geht aber schneller, und es kann direkteren Austausch geben... und ich schreibe nicht nur knappe und rein "sachliche" mails, sondern sehr gern auch längere, ebenso wie die postings hier im Forum.
Bei mir gibt es das Phänomen, daß meine Gedanken sich erst während des Schreibens formen und klären... ich schreibe also nicht schon vorher fertig Gedachtes, sondern es ist ein Entstehungsprozeß, für den das Schreiben notwendig zu sein scheint.
Und zumindest einer meiner Brief- bzw Mail-Partner erzählte mir, daß es auch bei ihm so sei.
Und wenn man das einmal erfahren hat, dann kann das Schreiben, das sich einem bestimmten Menschen schriftlich Mitteilen, wirklich ein elementares Bedürfnis werden... nicht nur um zu kommunizieren, sondern auch, um sich selbst und die eigenen Reaktionen auf die verschiedenen Themen ein Stückerl besser kennenzulernen...
Ich weiß nicht, ob es auch bei Rilke so war.
Aber in mir formuliert sich jetzt gerade der Satz "communico, ergo sum", und dann denke ich daran, daß "communicare" ursprünglich "vereinigen" heißt... und dann denke ich auch noch an Rilkes "Weltinnenraum" und das "Offene"... und an das schöne Bild (nein, nicht Rilke, sondern Neale Donald Walsh), daß nicht der Körper ein Gefäß für die Seele ist, sondern umgekehrt, die Seele ist das Gefäß, das den Körper enthält, also reicht sie weit über ihn hinaus, bis zur Seele des Nächsten, und wer kann schon sagen, wo die Grenze ist oder ob es überhaupt "Grenzen" gibt...
All diese Dinge klingen in mir an, wenn ich einen Brief schreibe... viel mehr als in einem noch so "guten" Gespräch.
Ich bin versucht zu sagen: ich wachse an meinen Briefen...
Liebe Grüße, und vielen Dank für die vielen Wachstums-Gelegenheiten!
Ingrid