Der Totengräber
Der Totengräber
hat jemand zufällig eine interpretation von der totengräber? würd mich freuen!
-
- Beiträge: 14
- Registriert: 15. Nov 2002, 09:05
- Wohnort: Kiel / Bremen
Belegstelle ja, Interpretation (noch) nein .......
Hallöchen!
"Der Totengräber" ist tatsächlich von RMR, aber eher unbekannt und versteckt:
"Sämtliche Werke", hrsg. vom Rilke-Archiv, Bd. IV (1961), S. 688-703.
Meine Interpretation dazu muss leider noch etwas auf sich warten, habe noch andere, dringendere "in petto". Aber vielleicht kommen ja andere auf die Idee und versuchen sich ....
Bis dann, Grüße
Michael
"Der Totengräber" ist tatsächlich von RMR, aber eher unbekannt und versteckt:
"Sämtliche Werke", hrsg. vom Rilke-Archiv, Bd. IV (1961), S. 688-703.
Meine Interpretation dazu muss leider noch etwas auf sich warten, habe noch andere, dringendere "in petto". Aber vielleicht kommen ja andere auf die Idee und versuchen sich ....
Bis dann, Grüße
Michael
danke, würde mich wirklich sehr über eine interpretation freuen!
hier mal der link:
http://www.unix-ag.uni-kl.de/~kasparek/ ... aeber.html
hier mal der link:
http://www.unix-ag.uni-kl.de/~kasparek/ ... aeber.html
Lieber Gast, es tut mir wirklich Leid, aber ich finde, dieser Text ist - man möge mir verzeihen - der gleiche Triefe-Kitsch wie der Kornett. Rilke, der später auch
seinen Kornett nicht mehr mochte, hat diesen Text wohl zu Recht nicht veröffentlicht. Er erinnert mich in seiner Unausweichlichkeit an den "Blonden Eckbert" von Tieck. Von den Figuren her auch an "Narziss und Goldmund" von
Hesse. Ich würde gern etwas zur Interpretation beitragen, aber ich habe das Gefühl, ich fasse in einen Schmalztopf. Möchtest du die Interpretation privat, aus Interesse, oder brauchst du sie zu irgendwas? Gruß Christiane R.
seinen Kornett nicht mehr mochte, hat diesen Text wohl zu Recht nicht veröffentlicht. Er erinnert mich in seiner Unausweichlichkeit an den "Blonden Eckbert" von Tieck. Von den Figuren her auch an "Narziss und Goldmund" von
Hesse. Ich würde gern etwas zur Interpretation beitragen, aber ich habe das Gefühl, ich fasse in einen Schmalztopf. Möchtest du die Interpretation privat, aus Interesse, oder brauchst du sie zu irgendwas? Gruß Christiane R.
Bemerkenswert an der Geschichte finde ich die zwei Sätze: "Die Menschen sind so furchtbar weit voneinander; und die, welche einander lieb haben, sind oft am weitesten. Sie werfen sich all das Ihrige zu und fangen es nicht, und es belibt zwischen ihnen liegen irgendwo und türmt sich auf und hindert sie endlich noch, einander zu sehen und aufeinander zuzugehen." Aber der Text ist keine Illustration dieser These, sondern sie wird nur beiläufig erwähnt, als Teil einer
Geschichte in der Geschichte, und ich sehe nicht recht, was die eine mit der anderen zu tun hat. Ich sehe eine menge Versatzstücke und Symbole aus dem großen Fundus der Literatur, aber keinen übergeordneten, zwingenden Zusammenhang. Ich finde, nicht mal die Sprache ist einheitlich, Rilke mischt hier verschiedene Stillagen - was er später (ich nehme an, den Text hat er sehr früh
geschrieben) nie mehr tut. Das wird dir nicht weiterhelfen, aber vielleicht fordere ich ja Widerspruch der wahren Rilke-KennerInnen heraus!
Ein gutes neues Rilke-Jahr! Gruß Christiane R.
Geschichte in der Geschichte, und ich sehe nicht recht, was die eine mit der anderen zu tun hat. Ich sehe eine menge Versatzstücke und Symbole aus dem großen Fundus der Literatur, aber keinen übergeordneten, zwingenden Zusammenhang. Ich finde, nicht mal die Sprache ist einheitlich, Rilke mischt hier verschiedene Stillagen - was er später (ich nehme an, den Text hat er sehr früh
geschrieben) nie mehr tut. Das wird dir nicht weiterhelfen, aber vielleicht fordere ich ja Widerspruch der wahren Rilke-KennerInnen heraus!
Ein gutes neues Rilke-Jahr! Gruß Christiane R.
Hallo,
ich habe gerade erst in den Text reingeschaut und kann sowohl dein „Schmalztopf“-Feeling nachvollziehen, Christiane, aber ich bin andererseits auch absolut fasziniert.
Das Kitschige kommt, glaube ich, daher, dass Rilke im Totengräber eigene Seelenbilder an die Oberfläche zieht, die sich vielleicht besser (künstlerischer) lyrisch darstellen ließen – und das allein genügt mir, um über alle Schmalzelemente hinwegschauen zu können!
Auf der 2. Seite findet sich der Satz: „Sie waren belagert von Leichen“! Genau das aber war zeitlebens seine Seelenwirklichkeit, er schleppte unglaubliche Lasten mit sich herum (von denen die meisten möglicherweise weiter als das eigene derzeitige Leben zurückreichten) und war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Totengräber“. Er hatte mehr als die meisten Menschen die Fähigkeit, alte „Schatten“ auszugraben und anzuschauen und wehrte sich dagegen, sie mittels Psychoanalyse (damals groß in Mode) austreiben zu lassen, sondern wollte sie durch seine Werke transformieren. Ich betrachte den Totengräber als Vorstufe zum „Malte“, in dem Rilke einige „Leichen“ soz. „parkte“, weil er die Lasten nicht mehr alle tragen konnte.
Im Text findet sich das Bild von den Rosenknospen, die durch das, was der Tod nicht nehmen konnte, zum Blühen erweckt wurden! Genau das tat er durch seine Gedichte!
In dem Text steckt unglaublich viel drin. Drei Assoziationen kamen mir spontan:
1.„Sie werfen sich all das Ihrige zu und fangen es nicht (...)“ (S. 3) – vergleicht das mal mit dem Gedicht „Solang du Selbstgeworfnes fängst...“! Es ist frappierend, wie genau Rilke dort diesen Satz ins Positive, in Hoffnung wendet – und dieses Gedicht entstand als Auftaktgedicht zum Abschluss der Duineser Elegien, 1922!
2.Die Symbolbilder „Rosenknospen“, „Lider“, „Tod“ und „Aufblühen“ (Erwachen) stehen in unverkennbarem Zusammenhang mit Rilkes Grabspruch (vgl. die Beiträge unter „Rose...“ im Forum)
3.Der letzte Satz: (...) ein Besiegter. Einer, der zu früh gekommen ist, viel zu früh.“ Hat er damit nicht auch sich selbst charakterisiert?
Ich setze mich heute Abend noch mal in Ruhe dran – meine Familie knirscht langsam mit den Zähnen, wenn ich wieder im Forum hänge!
Liebe Grüße
ich habe gerade erst in den Text reingeschaut und kann sowohl dein „Schmalztopf“-Feeling nachvollziehen, Christiane, aber ich bin andererseits auch absolut fasziniert.
Das Kitschige kommt, glaube ich, daher, dass Rilke im Totengräber eigene Seelenbilder an die Oberfläche zieht, die sich vielleicht besser (künstlerischer) lyrisch darstellen ließen – und das allein genügt mir, um über alle Schmalzelemente hinwegschauen zu können!
Auf der 2. Seite findet sich der Satz: „Sie waren belagert von Leichen“! Genau das aber war zeitlebens seine Seelenwirklichkeit, er schleppte unglaubliche Lasten mit sich herum (von denen die meisten möglicherweise weiter als das eigene derzeitige Leben zurückreichten) und war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Totengräber“. Er hatte mehr als die meisten Menschen die Fähigkeit, alte „Schatten“ auszugraben und anzuschauen und wehrte sich dagegen, sie mittels Psychoanalyse (damals groß in Mode) austreiben zu lassen, sondern wollte sie durch seine Werke transformieren. Ich betrachte den Totengräber als Vorstufe zum „Malte“, in dem Rilke einige „Leichen“ soz. „parkte“, weil er die Lasten nicht mehr alle tragen konnte.
Im Text findet sich das Bild von den Rosenknospen, die durch das, was der Tod nicht nehmen konnte, zum Blühen erweckt wurden! Genau das tat er durch seine Gedichte!
In dem Text steckt unglaublich viel drin. Drei Assoziationen kamen mir spontan:
1.„Sie werfen sich all das Ihrige zu und fangen es nicht (...)“ (S. 3) – vergleicht das mal mit dem Gedicht „Solang du Selbstgeworfnes fängst...“! Es ist frappierend, wie genau Rilke dort diesen Satz ins Positive, in Hoffnung wendet – und dieses Gedicht entstand als Auftaktgedicht zum Abschluss der Duineser Elegien, 1922!
2.Die Symbolbilder „Rosenknospen“, „Lider“, „Tod“ und „Aufblühen“ (Erwachen) stehen in unverkennbarem Zusammenhang mit Rilkes Grabspruch (vgl. die Beiträge unter „Rose...“ im Forum)
3.Der letzte Satz: (...) ein Besiegter. Einer, der zu früh gekommen ist, viel zu früh.“ Hat er damit nicht auch sich selbst charakterisiert?
Ich setze mich heute Abend noch mal in Ruhe dran – meine Familie knirscht langsam mit den Zähnen, wenn ich wieder im Forum hänge!
Liebe Grüße
Hallo,
dem link aus dem 2. Gast-Beitrag entnehme ich, dass eine Organisation der Uni Kaiserslautern dahinter steht. Inwieweit gibt es dort Rilke-Projekte o.ä.?
Außerdem war ich ziemlich erstaunt, dass es zu diesem Beitrag binnen weniger Stunden 200 Aufrufe gab! Das ist ja eine Forums-Invasion! Wo kommen die denn alle her?
Viele Grüße
dem link aus dem 2. Gast-Beitrag entnehme ich, dass eine Organisation der Uni Kaiserslautern dahinter steht. Inwieweit gibt es dort Rilke-Projekte o.ä.?
Außerdem war ich ziemlich erstaunt, dass es zu diesem Beitrag binnen weniger Stunden 200 Aufrufe gab! Das ist ja eine Forums-Invasion! Wo kommen die denn alle her?
Viele Grüße