malte aufzeichnungen

Rilkes Roman.

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jazy

malte aufzeichnungen

Beitrag von jazy »

hallo ihr lieben!suche etwas über das motiv des eigenen todes in den malte aufzeichnungen. kann mir das jemand was zu sagen ? :!:
Litfink
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Der Tod in MALTE

Beitrag von Litfink »

Ich antworte spät und meine Antwort ist ungenau. Sah Rilke seinen eigenen Tod, indem er von seinem toten Vater im MALTE spricht?

Ich zitiere Peter W. Jansen:
Dieser Malte ist so durchsichtig und ohne Haut gearbeitet, dass alles vollkommen in ihn hineingeht. Ungefiltert. Unfermentiert.

Es sind Wirklichkeiten, die sich erst durch Sprache vereinzeln, die
auch nur durch Sprache wieder zusammengeführt werden könnnen.
"Nur das Unsagbare ist das Heile."

Die Verfrühung (neu!), die Rilke dunktel bestürzte, vor ihr floh er
in die Verspätung seiner selbst.

Exemplarisch, einzigartig diese Szene in Malte, in der Malte Zeuge
wird, wie der Arzt an der Leiche von Maltes Vater einen Herzstich
ausführt.

„Nein, nein, vorstellen kann man sich nichts auf der Welt, nicht
das Geringste. Es ist alles aus so viel einzigen Einzelheiten
zusammengesetzt, die sich nicht absehen lassen. Im Einbilden geht
man über sie weg und merkt nicht, dass sie fehlen, schnell wie man
ist. Die Wirklichkeiten aber sind langsam und unbeschreiblich
ausführlich. Wer hätte zum Beispiel an diesen Widerstand gedacht.
Kaum war die breite, hohe Brust bloßgelegt, so hatte der eilige
Mann schon die Stelle heraus, um die es sich handelte. Aber das
rasch angesetzte Instrument drang nicht ein. Ich hatte das Gefühl,
als wäre plötzlich alle Zeit fort aus dem Zimmer. Wir befanden uns
wie in einem Bilde. Aber dann stürzte die Zeit nach mit einem
kleinen, gleitenden Geräusch, und es war mehr da, als verbraucht
wurde. Auf einmal klopfte es irgendwo. Ich habe noch nie so klopfen
hören: ein warmes, verschlossenes, doppeltes Klopfen. Mein Gehör
gab es weiter, und ich sah zugleich, dass der Arzt auf Grund
gestossen war. Aber es dauerte eine Weile, bevor die beiden
Eindrücke in mir zusammenkamen.“
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo,
das Thema des 'eigenen Tods' ist beim 'Malte' eigentlich ein anderes, nämlich dass den Menschen der jeweils zu ihrem Leben und ihrem Schicksal passende Tod verloren gegangen ist. In den Pariser Krankenhäusern - so sieht es Malte - wird nur noch modern, d.h. fabrikmäßig gestorben. Der individuelle Tod, so schlimm er auch sein mag, wird ins Anonyme abgeschoben. Malte sucht und findet nun in der dänischen und französischen Geschichte viele Beispiele von individuellem Tod und stellt sie in den Skizzen dar. Anhaltspunkt dazu ist ihm der Schluss des Romans 'Niels Lyhne' von Jens Peter Jacobsen, aus dem der das Wort "Döden" (der Tod) zitiert.
Der Tod von Rilkes Vater ist dabei wohl eher eine periphäre Sache.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo.
ich habe mir nun schon so einige Beiträge durchgelesen,allen voran deshalb,weil ich kurz vor meinem Abitur stehe und unser LK-Lehrer ein grosser Rilke Fanatiker ist,ergo wir 3/4 der Zeit entweder über Rilkes Gedichte diskutiert haben oder,wie zZ den Malte behandeln.

Ich muss ehrlich gesagt zugeben,dass ich über die Person Rilke sehr erstaunt bin!
Eine einzigartige Person,und es lohnt,weitere Informationen zu ersuchen!

@e.u. : Mich hat nun schon desöfteren erstaunt,mit welch grossem Wissen du in diesem Forum fungierst!
Warst mir bei dem einen oder anderen Thema mit deinen Beiträgen schon eine grosse Hilfe! ;)

und auch zu diesem Thema hast du die passende und vorallem richtige Antwort.

Man könnte vielleicht die beiden Begriffe des "grossen" sowie des "kleinen" Todes noch anbeifügen.
Ansonsten hast du,zwar kurz,aber treffend alles gesagt.

Liebe Grüsse,Marc
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Marc,
es hat mich gefreut, :D dass meine Tipps brauchbar waren. Natürlich wäre öfter mehr zu einem Thema zu sagen - aber es muss ja in der Regel schnell gehen und soll nicht langweilen.
Ich hoffe, der Unterricht 'mit Rilke' hat das Interesse an Literatur nicht erledigt. Es gibt ja auch noch viele andere Autoren, Autorinnen und Texte zu entdecken.
Viel Freude dabei wünscht e.u. :)
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