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weisse Pferde-Gedicht

Verfasst: 16. Dez 2005, 18:22
von Bea
Hallo,

wo finde ich ein Gedicht über weisse Pferde ?

Bea :lol:

Verfasst: 17. Dez 2005, 00:20
von stilz
XX. Sonett


Dir aber, Herr, o was weih ich dir, sag,
der das Ohr den Geschöpfen gelehrt? -
Mein Erinnern an einen Frühlingstag,
seinen Abend, in Rußland -, ein Pferd...
Herüber vom Dorf kam der Schimmel allein,
an der vorderen Fessel den Pflock,
um die Nacht auf den Wiesen allein zu sein;
wie schlug seiner Mähne Gelock

an den Hals im Takte des Übermuts,
bei dem grob gehemmten Galopp.
Wie sprangen die Quellen des Rossebluts!

Der fühlte die Weiten, und ob!
Der sang und der horte -, dein Sagenkreis
war in ihm geschlossen.
Sein Bild: ich weih's.


Aus: Die Sonette an Orpheus, Erster Teil (1922)

Verfasst: 17. Dez 2005, 17:00
von Paul A.
Hallo,

darfs da auch etwas märchenhafter sein ?

Bundeslied der Galgenbrüder

O schauerliche Lebenswirren,
wir hängen hier im roten Zwirn!
Die Unke unkt, die Spinne spinnt,
und schiefe Scheitel kämmt der Wind.

O Greule, Greule, wüste Greule!
"Du bist verflucht!" so sagt die Eule.
Der Sterne Licht am Mond zerbricht.
Doch dich zerbrachs noch immer nicht.

O Greule, Greule, wüste Greule!
Hört ihr den Huf der Silbergäule?
Es schreit der Kauz: pardauz! pardauz!
da tauts, da grauts, da brauts, da blauts!

Ist zwar nicht von Rilke, aber trotzdem schön :wink: !

Paul

ps.: wers nicht kennt, ist von Christian Morgenstern !

Verfasst: 17. Dez 2005, 18:57
von Bea
Hallo,

vielen Dank, Ihr beiden ! Ich suche jetzt doch lieber nach einem Einhorn-Gedicht ! Das gefällt mir noch viel besser ! Habt Ihr eine Idee ?

Bea :lol:

Verfasst: 28. Dez 2005, 19:11
von Paul A.
Hallo Bea,

Längst ausgestorben ist der Schelch.
Doch lebt sein Reimpart noch, der Elch.
Um dieses große Tier zu sehen,
musst man einst weit nach Norden gehen,
was Mühe schuf und Geldausgaben.
Jetzt kann man so was billiger haben.
Man fährt bloß mit der Straßenbahn
zum Tierpark und schaut`s dorten an.
Man geht an das Geheg der Elche,
und wenn man Glück hat, sieht man welche.

Eugen Roth

Na, ob Rilke dem auch begegnet ist ?

Paul :lol:

Verfasst: 29. Dez 2005, 12:03
von Fritz
Hi, Paul,

von einem Schelch habe ich noch nie gehört, aber vielleicht hat Rilke auch an dieses Tier gedacht , als er schrieb :

O - DIESES - ist das Tier, das es nicht giebt. :wink:
Sie wußtens nicht und habens jeden Falls
- sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals,
bis in des stillen Blickes Licht - geliebt.

Zwar war es nicht. Doch weil sie's liebten, ward
ein reines Tier. Sie ließen immer Raum.
Und in dem Raume, klar und ausgespart,
erhob es leicht sein Haupt und brauchte kaum

zu sein. Sie nährten es mit keinem Korn,
nur immer mit der Möglichkeit, es sei.
Und die gab solche Stärke an das Tier,

daß es aus sich ein Stirnhorn trieb. Ein Horn.
Zu einer Jungfrau kam es weiß herbei -
und war im Silber-Spiegel und in ihr.

Aus: R.M. Rilke: Die Sonette an Orpheus, Zweiter Teil

Grüße von Fritz :lol:

Verfasst: 29. Dez 2005, 16:09
von Paul A.
Hi,

also das mit dem Schelch ist nämlich so, dass es auch im Nibelungenlied auftaucht, weshalb nun wiederum die Abstammung vom Einhorn nicht ganz von ungefähr wäre... Tja, hmmm

wer mehr wissen will über das Schelch sollte mal klicken bei:

http://www.dike.de/pfr-tischner/22-sp/2 ... chelch.htm

Paul :lol:

Das Einhorn

Verfasst: 29. Dez 2005, 18:21
von Volker
Also, dann darf das Einhorn von Morgenstern auch nicht fehlen:
Das Einhorn
Das Einhorn lebt von Ort zu Ort
nur noch als Wirtshaus fort.

Man geht hinein zur Abendstund'
und sitzt den Stammtisch rund.

Wer weiß! Nach Jahr und Tag sind wir
auch ganz wie jenes Tier

Hotels nur noch, darin man speist -
(so völlig wurden wir zu Geist).

Im "Goldnen Menschen" sitzt man dann
und sagt sein Solo an ...