Denn Herr, die großen Städte sind

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Gast

Denn Herr, die großen Städte sind

Beitrag von Gast »

Hallo!
Ich muss im Deutschunterricht gerade das Gedicht "Denn Herr die großen Städte sind" von Rainer Maria Rilke interpretieren, und habe dabei leider ein Paar Schwierigkeiten.
Hat vielleicht jemand Interpretationsansätze für mich?
Ich habe leider keine Idee, außer dem groben Anstatz, dass die Menschen in den Städten leben, ohne die Leute um sie herum zu beachten und trostlos vor sich hinvegetieren ohne die Schönheit der Welt zu erkennen, wenn ich das "richtig" verstehe.
Ich wäre sehr dankbar, falls mir jemand weiterhelfen könnte.




Denn, Herr, die großen Städte sind
Verlorene und Aufgelöste;
wie Flucht vor Flammen ist die größte, -
und ist kein Trost, dass er sie tröste,
und ihre kleine Zeit verrinnt.

Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,
in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,
geängsteter denn eine Erstlingsherde;
und draußen wacht und atmet deine Erde,
sie aber sind und wissen es nicht mehr.

Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,
die immer in demselben Schatten sind,
und wissen nicht, dass draußen Blumen rufen
zu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, -
und müssen Kind sein und sind traurig Kind.

Da blühen Jungfraun auf zum Unbekannten
und sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;
das aber ist nicht da, wofür sie brannten,
und zitternd schließen sie sich wieder zu.
Und haben in verhüllten Hinterzimmern
die Tage der enttäuschten Mutterschaft,
der langen Nächte willenloses Wimmern
und kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.
Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,
und langsam sehnen sie sich dazu hin;
und sterben lange, sterben wie in Ketten
und gehen aus wie eine Bettlerin
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