Die Zeit "tröstet" ja nicht ...
Verfasst: 17. Sep 2005, 18:11
Ich suche den Brief, aus dem das folgende Zitat stammt/stammen soll:
Die Zeit „tröstet“ ja nicht, wie man oberflächlich sagt, sie räumt höchstens ein, sie ordnet…
Nicht sich trösten wollen über einen Verlust müsste unser Instinkt sein, vielmehr müsste es unserer tiefe schmerzhafte Neugierde werden, ihn ganz zu erforschen, die Besonderheit, die Einzigartigkeit gerade dieses Verlustes, seine Wirkung innerhalb unseres Lebens zu erfahren, ja wir müssten die edle Habgier aufbringen, gerade um ihn, um seine Bedeutung und Schwere, unsere innere Welt zu bereichern…
Ein solcher Verlust ist, je tiefer er uns trifft und je heftiger er uns angeht, desto mehr eine Aufgabe, das nun im Verlorensein hoffnungslos Betonte neu, anders und endgültig in Besitz zu nehmen: dies ist dann unendliche Leistung, die alles Negative, das dem Schmerz anhaftet, alle Trägheit und Nachgiebigkeit, die immer einen Teil des Schmerzes ausmacht, auf der Stelle überwindet, dies ist tätiger, innen wirkender Schmerz, der einzige, der Sinn hat und unser würdig ist.
(Rainer Maria Rilke, Briefe)
Herzlichen Dank!
Die Zeit „tröstet“ ja nicht, wie man oberflächlich sagt, sie räumt höchstens ein, sie ordnet…
Nicht sich trösten wollen über einen Verlust müsste unser Instinkt sein, vielmehr müsste es unserer tiefe schmerzhafte Neugierde werden, ihn ganz zu erforschen, die Besonderheit, die Einzigartigkeit gerade dieses Verlustes, seine Wirkung innerhalb unseres Lebens zu erfahren, ja wir müssten die edle Habgier aufbringen, gerade um ihn, um seine Bedeutung und Schwere, unsere innere Welt zu bereichern…
Ein solcher Verlust ist, je tiefer er uns trifft und je heftiger er uns angeht, desto mehr eine Aufgabe, das nun im Verlorensein hoffnungslos Betonte neu, anders und endgültig in Besitz zu nehmen: dies ist dann unendliche Leistung, die alles Negative, das dem Schmerz anhaftet, alle Trägheit und Nachgiebigkeit, die immer einen Teil des Schmerzes ausmacht, auf der Stelle überwindet, dies ist tätiger, innen wirkender Schmerz, der einzige, der Sinn hat und unser würdig ist.
(Rainer Maria Rilke, Briefe)
Herzlichen Dank!