Rilke "Der Tod ist groß"

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Hansi

Rilke "Der Tod ist groß"

Beitrag von Hansi »

Das Gedicht "Der Tod ist groß" von Rilke soll interpretiert werden. wie fange ich an, komme leider nicht weiter ...
gruß Hansi
helle

Beitrag von helle »

SCHLUSSSTÜCK

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

- 1906 -

Laut lesen. Einwirken lassen. Vielleicht auch noch mal lesen. Sich fragen, was der Mann damit meint. Oder Dich fragen, was Du eigentlich selbst über den Tod denkst. Es ist ja noch keiner zurückgekehrt, und irgendwie kann man nur in Metaphern davon sprechen, weil man den Tod nicht erlebt, sondern weil er die Grenze des Lebens ist. Wissen kann auch Rilke nichts davon, aber er stellt ihn sich vor. Es gibt so viele Möglichkeiten und Wege, über Gedichte nachzudenken, wenn man sie ernst nimmt. Aber nur denken lassen, das gilt nicht.
stilz
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Beitrag von stilz »

Danke, Helle, das hast Du sehr schön gesagt!

Liebe Grüße

stilz
hansi

lehrer?

Beitrag von hansi »

es ist wahrscheinlich den feingeistern, die sich elitär und bevorzugt mit dem beschäftigen, mit dem der normalmensch, auch gern "proll" genannt, seltener in berührung kommt, nicht nahe zu bringen, dass die welt eben nicht nur aus zeilen und worten besteht.
mit z. b. fällt es nicht schwer, einen automotor zu zerlegen, die geräusche des motors richtig zu deuten und den motor ggf. auch zu reparieren. ich würde es mir allerdings nicht anmassen, einen technisch nicht versierten fragesteller mit der antwort: "nur fahren zu können reicht nicht." abzuspeisen.

für die erklärung des gedichts danke ich recht herzlich. den lediglich blöden kommentar hätte sich der zweite benutzer gern sparen können. aber da juckte wahrscheinlich die virtuelle tinte in seinen (lehrer?)fingerchen zu sehr.
gruss
Hansi
stilz
Beiträge: 1226
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Beitrag von stilz »

Hallo Hansi,


Wenn Du Dich in den sonstigen Beiträgen hier im Forum ein bißchen umschaust, wirst Du sehen, wieviel deutlichere "Abfuhren" den Interpretationssuchenden hier oft erteilt werden.
Ich finde es schön, daß Helle sich nicht damit begnügte, sondern auch versuchte, Dir nahezubringen, wie man sich dem Gedicht nähern könnte. Mit "das hast Du sehr schön gesagt" meinte ich die gesamte Antwort, nicht nur den letzten Satz. Und dazu stehe ich auch weiterhin!

stilz

P.S.: Mir ist sehr klar, daß die Welt nicht nur aus Gedichten besteht.
Karin
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Beitrag von Karin »

Lieber Hansi!

Wenn man den ersten Satz deines zweiten Eintrages liest, möchte man ja gar nicht glauben, dass dir die Welt der Worte so fern ist....Ist übrigens als Kompliment gemeint!
Obwohl die Vorwürfe nicht ganz zurückzuweisen sind, denn Du hast ja in deiner Frage nicht mal aufgezeigt, WO du Probleme hast, möchte ich dir helfen und ein paar Denkanstöße geben, also nochmal das Gedicht:

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

Der Tod kann uns mitten aus dem Leben reissen, egal ob Mann, Frau, Kind, egal ob jung oder alt. Während wir unser Leben leben und sinnvoll zu gestalten versuchen (lachenden Munds), steht er (der Tod) irgendwie immer hinter uns. Der Teil "wagt er zu weinen mitten in uns" personifiziert den Tod für mich und zeigt ihn mitfühlend, er weint, während er ein Leben mit sich nimmt...

Ich weiß nicht, ob ich Dir damit helfen konnte, hoffe es aber!

Karin
Das Leben ist nichts ohne die Liebe...
gliwi
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Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
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Beitrag von gliwi »

Es wäre schon mal gut zu wissen, zu welchem Zweck und Ende jemand eine Interpretation haben möchte. Du als Mann der Tat hast vielleicht Verständnis dafür, dass wir es hier leid sind, lustlosen SchülerInnen die Hausaufgaben zu machen. :twisted: Es ist auch nicht sinnvoll, jemanden lange was zu Reim und Alliteration zu erklären, dem es einzig auf den Inhalt ankommt. Also lass' uns ins Gespräch kommen. :)
Gruß
gliwi
Hansi

Rilke für alle (auch für die dummen schüler)

Beitrag von Hansi »

liebe Karin, vielen dank für den gedankenanstoss.
liebe(r) gliwi, wer spricht von "lust" respektive "lustlos"? leider ist es in deutschen schulen so, dass die herren und damen studienräte der sek.II vor allem das eine perfekt beherrschen: den schülern die lust an literatur und lyrik auszutreiben.
ein interpretationsansatz, der missfällt, wird entweder mit hohn und spott oder einer miesen note geahndet.
schülerschicksal; davon wird in diesem forum wohl kaum jemand betroffen sein und die wenigsten werden es nachvollziehen können oder wollen. im rilke-forum bevorzugt man es wahrscheinlich "entre nous" zu bleiben; allein der erlesenheit wegen. ob Rilke nur für Ihresgleichen gedichtet hat ...?

den netten helfern meinen herzlichen dank.
Hansi
helle

Beitrag von helle »

Komische Art, auf ein Lyrik-Forum zu ziehen, um sich dann über Feingeister zu beklagen. Über Zündkerzen und Ölfilter kann man hier ja schlecht reden. Und dann diese ewige Litanei über Lehrer oder Hochschullehrer, die alle nichts besseres zu tun haben, als einem die Lust an der Literatur auszutreiben, das ist sowas von abgestanden und bequem, kein Wort glaube ich davon.

Von wegen "elitär" – sieh Dich mal um. Hier kann wirklich jeder mitmischen, der eine interessiert sich mehr für Autos, der andere nur für Gedichte und der nächste auch für Ikebana oder Spitzenklöppeln. Was hat das mit Elite zu tun? Der Normalmensch ist doch eine statistische Größe, tatsächlich gibt's ihn gar nicht. Menschen sind Individuen und mit Verstand begabt. Du tust so, als könntest Du nicht über ein Gedicht nachdenken, weil Du was von Technik verstehst. Komm doch mal zur Sache, und sag was zu dem Rilke-Text. Was bleibt Dir denn verschlossen und was nicht?

Helle
Hansi

gut gelaufen

Beitrag von Hansi »

guten abend,
stimmt teilweise, was mir hier im forum so unter die nase gerieben wird. ich habe mich wohl zu sehr selbst bedauert (war mir einfach eine nummer zu verquastet kompliziert). heute habe ich das referat gehalten, dass ich mit hilfe der gedankenanstösse von "helle" und karin verfasst habe. ist gut gelaufen, die note eine zwei minus. immerhin.
also, danke und pardon für mein genöle. soll nicht wieder vorkommen.

viele grüsse
Hansi
helle

Beitrag von helle »

Na - chapeau, wie der Franzose sagt. Apropos - ich hätte da einen ollen Renault, der bei der anhaltend miesen Witterung beim Starten immer ... - aber Spaß beiseite, freut mich für Dich.
Gruß H.
Hansi

alles ist eitel

Beitrag von Hansi »

... liegt wahrscheinlich an den zündkerzen. herausschrauben, trocken putzen, erneuter startversuch.
wenn das nicht klappt, mit den lateinern einstimmen in: "vita dura est".
adieu
Hansi
Fritz
Beiträge: 65
Registriert: 27. Feb 2005, 20:08
Wohnort: Berlin

Beitrag von Fritz »

Hi,

hab mal ne Frage in die Runde: hatte Rilke einen Führerschein ?

Grüße vom Fritz :lol:
helle
Beiträge: 343
Registriert: 6. Mai 2005, 11:08
Wohnort: Norddeutsche Tiefebene

Beitrag von helle »

Im Oktober 1911 wollte Rilke mit Fürstin von Taxis nach Duino, aber die Fürstin ändert ihre Pläne und überläßt Rilke ihr Fahrzeug. Die Reise, so Ingeborg Schnack, in deren vorzüglicher Chronik ich mich immer mal wieder festlese, führt über Avallon, Lyon, Avignon, San Remo, Savona usf. und schließlich Bologna nach Venedig und von dort nach Duino. Rilke schreibt dazu: »Die Fürstin Taxis überließ mir in Paris ihr Auto und ich fuhr ganz allein auf selbstgewählten und überlegten Wegen von Paris bis Bologna ... Das Schönste bei weitem war die Fahrt durch die Provence .. hingegen ist die Rivierastraße unangenehm eng, in brüsken Wendungen ruckweise fortschreitend und überdies auf das Grausamste geschottert.«

Wie, »überließ mir ihr Auto und ich fuhr ganz allein«, etwa ohne gültige Fahrerlaubnis und passende Halbfingerhandschuhe aus weichem Ziegenleder? Na, keine Sorge, Rilke wäre ja nicht Rilke, wäre nicht auch Pierro, der Chauffeur an Bord und steuerte das Schiff mit der seltenen und kostbaren Fracht sicher über die liebe Erde: »Bei Saupier d'Arena neben Genua hervor bogen wir«, so heißt es weiter, »auf ins Gebirge, kamen mit ehrgeiziger Maschine, wie in einem Satz, auf den Passo die Giovi und glitten dann, wie in einem Flußbett, auf der glatten antiken Straße durch die aemilische Landschaft«. Na bitte! Rilke-Chronik I, 385.
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Na, schon ein bisschen elitär, zu sagen: Ich fuhr ganz allein...., und der Chauffeur zählt nicht. (Aber wahrscheinlich schon angelegt durch die Gräfin, die so lässig fallen ließ: Ich überlasse Ihnen mein Automobil... und selbstverständlich auch mitmeinte, mit Chauffeur. )- Das wäre jetzt Brecht nie passiert...aber der fuhr ja auch leidenschaftlich gerne selber. :wink:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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