Hallo Anna,
also
egal
ist das nicht: lies noch mal genau die 16. Aufzeichnung aus dem "Malte" ! Der
glückliche Dichter (F. Jammes ?) lebt auf dem Lande, während Verlaine in der Stadt lebt ... Für Malte scheint es auch wichtig, einen glücklichen Dichter zu haben, da er selbst ansonsten unsicher und unglücklich ist.
Ein Zitat noch von Rilke, das Dich - als Bibliothekarin - bestimmt interessiert (und Euch anderen sicher auch - als Lesende) :
"Nur der kann wirklich über ein Buch oder ein Bild klar sein, der es besitzt. Gelegentlich gesehene Galeriebilder verwirren. Wir nehmen in den Augen neben ihnen - selbst wenn sie in einem Raum isoliert hängen - den Eindruck dieses fremden Raumes, irgendeine Geste des Galeriedieners und vielleicht überdies die Erinnerung an einen Geruch mit, der nun in ungerechter Weise unser Gedenken aufdringlich begleitet....
Bei Büchern ist das ganz ebenso. Ein mir gewohntes Exemplar erzählt mir seine Sache mit aller Vertraulichkeit. Je öfter ich es benütze, je näher liegt es mir, i-h-m einmal die Geschichte zu erzählen, während es den Zuhörer spielt. Ein befreundetes Buch geht gern und willig diesen muntern Wechsel ein, und es erwachsen gar schöne Situationen daraus. Mit der Zeit steht in dem Buche das Zehnfache von dem, was es wirklich gedruckt enthält; ich lese meine eigenen Erinnerungen und Gedanken immer wieder mit. Es ist nicht mehr in dem Deutsch von dem und jenem geschrieben, es ist mein ureigenstes Idiom. Aber dasselbe Buch in einer anderen Ausgabe ist wie ein Mensch, der mir in der Fremde begegnet und von dem ich kaum zu sagen weiß, ob er mir nur vom Vorübergehen oder vom Verkehr bekannt sei.
Gegen geborgte Bücher behält man stets eine gewisse formelle Höflichkeit. Ich würde das Buch, welches ein Mädchen mir geborgt hat, nie im Bette oder in Morgenkleidung lesen und ein Werk aus der großen Bücherei eines Kollegen nicht in meine enge Büchersammlung stellen, sondern ihm einen bevorzugten Platz auf meinem Tische zuweisen. Wenn ich vollends einen Vorgesetzten hätte - das muß wie eine zu niedrige Zimmerdecke sein -, könnte ich Bücher, von ihm entlehnt, doch unmöglich anders als mit dem Hut in der Hand gebrauchen; kurz, man gewinnt kein Verhältnis zu solchen Büchern, man bleibt stets "per Sie" mit ihnen...".
Nun , was sagt Ihr dazu
?
Ich finde es ist interessant, dass Malte seinen Dichter - dennoch - in der Bibliothek findet. Vielleicht ein Hinweis , dass man trotz (äusserlicher) Armut innerlich reich werden kann - wie Rilke es oft ausdrückte ? Sicher gab es auf Ulsgaard eine private Bibliothek für Malte und seine Familie ?!
Paula