Rilke in München zur Zeit der Revolution/ Räterepublik

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Christiane
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Rilke in München zur Zeit der Revolution/ Räterepublik

Beitrag von Christiane »

So, nun muß ich die Rilke-Gemeinde doch mal aktivieren in einem ganz anderen Bereich:
Wer kann mir Literatur/ Quellen nennen zu Rilkes Kontakten in die kulturell-politische Szene Münchens rund um die Revolution/ Räterepublik 1918/19? Ich arbeite an einer Arbeit über einen expressionistischen Künstler - Fritz Schaefler - der sich sehr engagiert hat in diesem Bereich und u.a. in dieser Zeit Rilke porträtierte.
Ich habe zwar schon viel Material, aber man kriegt ja irgendwann Scheuklappen, wenn man sich mit einer Sache beschäftigt und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Für Hinweise und Anregungen bin ich also überaus dankbar.

Gruß, Christiane
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Liebe Christiane, es ist vielleicht etwas abwegig, aber Ernst Toller erwähnt in seiner Autobiografie (Titel habe ich vergessen) eine Begegnung mit Rilke nach der Niederschlagung der Räterepublik. Er sollte sich bei Rilke verstecken, aber
der hat ihm abgesagt, weil man ihn, Rilke, bereits überwache. Für mich ein Hinweis darauf, dass Rilke politisch Stellung bezogen hat, und zwar auf der richtigen Seite. Gruß Christiane R.
p.s. Diese Antwort habe ich jetzt viermal geschrieben, weil ich das Einloggen noch nicht draufhabe. Von wegen bequemes, praktisches Forum! Hoffentlich klappt es jetzt wenigstens.
Christiane
Beiträge: 27
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Toller

Beitrag von Christiane »

Hallo Christiane,

vielen Dank für prompte Reaktion. Ernst Toller schwirrt bei mir schon rum, wie auch Oskar Maria Graf, der auch über die Revolution berichtet und von Rilke Engagement erzählt.

Gruß, Christiane
thalia
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Beitrag von thalia »

Hallo Christiane,

ich kann mich erinnern, daß Calire Gool in ihrem Buch "Ich verzeihe kenem. Eine literrarische Chronique scanaleuse unserer Zeit" (Knaur Verlag) über die Zeit und ua. über Rilke sinniert hat. Das Buch bleibt leider auf dem Niveau der Bildzeitung, geschrieben von einer alten, verbitterten, enttäuschten Frau, die zB. wenn man so sagen darf, auch das Leben von Celan zur Hölle gemacht hat. Sie äußert sich also sehr ungünstig über Rilke, der ihrer Meinung nach die Zeit, in der sie lebten nicht ernst genug genommen hat (lebte in Saus und Braus...;-)) Ich würde diesen Bericht nicht wirklich ernst nehmen.

Ernst nehmen würde ich aber den Aufsatz vonJoachim W. Storck: Politisches Bewußtsein bei Rilke, der in der Ausgabe Rilkes "Briefen zur Politik" enthalten ist. Und überhaupt würde ich diese Brife, die in der für Dich interessanten zeit geschrieben wurden, durchblättern...(Insel Verlag) Aber vielleicht kennst Du das schon...

Lieber Gruß und viel Spaß beim recherchieren:-)

Thalia
Christiane
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Rilke und die Politik

Beitrag von Christiane »

Hallo Thalia!

Nein, diesen Band kannte ich noch nicht! Allerdings hätte ich mir denken können, daß sie auch auf diesem Gebiet ihren Seller Rilke ausquetschen... Also werde ich mir das mal besorgen - hab vielen Dank für den Tipp!
Nach Deiner Kritik der Frau Gool kann ich mir das ja wohl ersparen...

Gruß, Christiane
thalia
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Beitrag von thalia »

Au, ich habe mich arg vertippt, ich meinte natürlich Claire Goll, die Frau des Dichters Ivan Goll. Sorry, ich tippe zu schnell...

Liebe Grüße, Thalia
Christiane
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Claire Goll

Beitrag von Christiane »

Soso, die war also böse. Und ihr Mann hat so schöne "malaische Liebeslieder" geschrieben...
Die Briefe über die Politik habe ich mir nun über zvab besorgt, die kriegt man nicht mehr im normalen Buchhandel. Was ich schade und schlecht finde.
ulrich
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Beitrag von ulrich »

' The immense hazard and the immense blindness of the world are
only an illusion to him who believes. '
--Pierre Teilhard de Chardin
Gast

Beitrag von Gast »

Tollers Bemerkungen über Rilke sind auch in diesem guten Büchlein, das aber wohl nur noch antiquarisch und in Bibliotheken zu haben ist:


Titel: Die Münchner Räterepublik : Zeugnisse und Kommentar / Hrsg. von Tankred Dorst. Mit e. Komm. vers. von Helmut Neubauer

Verfasser: Dorst, Tankred ; Neubauer, Helmut

Ausgabe: 1. - 6. Tsd.
Verleger: Frankfurt a.M. : Suhrkamp
Erscheinungsjahr: 1966
Umfang/Format: 192 S. ; kl. 8
Gesamttitel: edition suhrkamp ; 178

Übrigens sollte man bei dem Thema schon Rilkes gesamten immensen Freundes- und Bekanntenkreis im München zu dieser Zeit berücksichtigen, sonst wird das Bild sehr einseitig. Auch seinen Abscheu vor Wilhelminismus und dem alten Österreich, auch seine Hoffnungen auf Russland ... Da wird manche Aktion sehr plausibel.
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