Wunderbares Gedicht gehört...finde es nur nicht wieder

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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philip25
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Wunderbares Gedicht gehört...finde es nur nicht wieder

Beitrag von philip25 »

Hallo, liebe Rilke-Freunde,

ich bin leider kein Rilke-Kenner und möchte mich hier auch nicht als solcher aufspielen. Vor vielen Jahren hat mir ein Freund meiner Eltern aber ein Gedicht rezitiert, das ich nun unbedingt wieder finden muss, um es nun, Jahre später, wieder auf mich wirken zu lassen.

Es handelte von einer Spielszene und von Perfektion. Von einem Spieler, der in der Bewegung einem anderen Läufer einen Ball (?) zuwirft, und Rilke beschreibt eine Vollkommenheit in dieser Bewegung.

Nun, das sind spärliche Informationen, aber vielleicht hat jemand eine Idee?

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Philip
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lilaloufan
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Re: Wunderbares Gedicht gehört...finde es nur nicht wieder

Beitrag von lilaloufan »

Meinst Du vielleicht Solang du Selbstgeworfnes fängst oder Der Ball? Über beide ist hier im Forum schon allerlei geschrieben worden.

Gruß, l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
philip25
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Re: Wunderbares Gedicht gehört...finde es nur nicht wieder

Beitrag von philip25 »

danke! ich habe es schon gefunden. Ist ein tolles Forum hier. Für Rilke-Fans nichts neues, aber:

Solang du Selbstgeworfnes fängst, ist alles
Geschicklichkeit und läßlicher Gewinn -;
erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mit-Spielerin
dir zuwarf, deiner Mitte, in genau
gekonntem Schwung, in einem jener Bögen
aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen, -
nicht deines, einer Welt. Und wenn du gar
zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest
und schon geworfen hättest..... (wie das Jahr
die Vögel wirft, die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme
hinüberschleudert über Meere -) erst
in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst
dir ihn nicht mehr. Aus deinen Händen tritt
das Meteor und rast in seine Räume...


Wahnsinn. Viel Spaß wünscht Philip!
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lilaloufan
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Re: Wunderbares Gedicht gehört...finde es nur nicht wieder

Beitrag von lilaloufan »

Lieber Philip,

ich meld’ mich noch mal mit was ganz andrem: Du gebrauchst hier hintereinander drei Begriffe:
  • - Rilke-Freunde
    - Rilke-Kenner
    - Rilke-Fans
Rilke-Freunde, ja das kann man versuchen zu werden. Das Seine hat Rilke dazu im Überfluss hinterlassen.

Rilke-Kenner, nun das kann man wohl nie vollkommen sein; man spräche dann ausgerechnet ihm ab, so wie jeder Mensch {und wie jedes künstlerische Werk} immer im Letzten ein Rätsel zu bleiben.

Rilke-Fan, nein das will zumindest ich nie werden - ich bin sogar sicher, solche Geste täte ihm heute noch mehr weh als zu seinen Lebzeiten.

[Einschub: In #p6820 hab’ ich mal erläutert, dass die Silbe „fan“ in meinem Nickname nicht von »fanatisme«, sondern von »fantaisie« abgeleitet ist. Deshalb kann ich weiter schreiben:]

Denn unter „Fans“ stelle ich mir doch letztlich Stadionkurven voller Fahnen schwenkender Hooligans vor oder zappelnde Kids, die im Discolicht ihre Tanga-Höschen zur Bühne werfen.

Du hast schon bemerkt, Kult dieser schwärmerischen Art ist hier nicht zu finden. Zum Glück.

Aber Menschen trifft man hier an! Wie Dich. Der Du, berührt und bewegt, sagen kannst:
philip25 hat geschrieben:Vor vielen Jahren hat mir ein Freund meiner Eltern aber ein Gedicht rezitiert, das ich nun unbedingt wieder finden muss, um es nun, Jahre später, wieder auf mich wirken zu lassen.
philip25 hat geschrieben:Wahnsinn.
Viel Freude weiterhin!
l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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