Übersetzung von Skovduens Sang ?

Hier könnt Ihr nach Übersetzungen spezieller Rilke-Texte in fremde Sprachen fragen

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Gast

Übersetzung von Skovduens Sang ?

Beitrag von Gast »

Hallo,

wo finde ich Rilkes Übersetzung des Schluß der "Gurrelieder" von J.P. Jacobsen ? Im Original heißt es so:

Skovduens Sang

Gurre Duer! Sorg mig tynger,
Samlet paa Flugt over Ø,
Kommer! Lytter!
Død er Tove! Nat paa hendes Øje,
Det, der var Kongens Dag.
Stille er hendes Hjerte,
Men Kongens vugger vildt,
Dødt og dog vildt,
Sælsomt lig Baad paa Vove,
Naar den – Plankerne
krummende sig for at favne –
Snekkens Styrer – ligger død,
hildet i Dybets Tang.
Ingen bærer dem Bud,
Ufør er Vejen.
Som tvende Strømme
vare deres Tanker,
Strømme, der fulgtes
Side om Side.
Hvor rinde nu Toves tanker?
Kongen i sælsomme Bugter
sig vride,
Søgende Toves,
Finder dem ikke.
Vide for jeg, Sorg mig
sanked, Meget jeg saa!
Kisten saa jeg paa
Kongens Skuldre,
Henning den støtted;
Mørk var natten,
en enkelt Fakkel
Lyste i Gyden,
Dronningen holdt den,
højt paa Svalen,
Skjalv for sin Hevn.
Taarer, som ikke græde
hun vilde,
Funkled i Blik.
Vide for jeg, Sorg mig
sanked, Meget jeg saa!
Kongen jeg saa i bondekofte
Kjøre med Kisten,
Gangeren, som ham bar til Sejer,
Maatte den drage.
Vildsomt vankede Kongens Øje,
Søgte et Blik,
Sælsomt lyttede Kongens Hjerte
Efter et Ord.
Henning talte Ord til Kongen,
Blik og Hjerte søgte dog end.
Kongen aabner for Toves Kiste,
Stirrer og lytter
med bedende Læbe,
Tove er tavs.
Vide for jeg, Sorg mig
sanked. Meget jeg saa!
Munken vilde Rebet drage
Ringe Solen ned;
Men han saa paa Kjøresvenden,
Sorgens Rune til ham talte;
Solen sank til Klang, som lyder
Over Jordens Døde.
Vide for jeg, Sorg mig
sanked, Død dertil.
Helvigs Falk
I Kongegaarden
Gurres Due slog.

Liebe Grüße von Jolinda :lol:
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Anna B.
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Registriert: 13. Mai 2004, 20:26
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Beitrag von Anna B. »

Hallo,

ob Rilke es überhaupt zu Ende übersetzte ? Wer weiß... ?

Hier kommt (vorab) eine andere Übersetzung:


Der Gesang der Waldtaube


Tauben von Gurre! Sorge quält mich,
vom Weg über die Insel her!
Kommet! Lauschet!
Tot ist Tove! Nacht auf ihrem Auge,
das der Tag des Königs war!
Still ist ihr Herz.
Doch des Königs Herz schlägt wild,
tot und doch wild!
Seltsam gleichend einem Boot auf der Woge, wenn der,
zu des Empfang
Die Planken huldigend sich
gekrümmt, des Schiffes Steurer -
tot liegt, verstrickt in der tiefe Tang
Keiner bringt ihnen Botschaft,
unwegsam der Weg
Wie zwei Ströme
waren ihre Gedanken,
Ströme gleitend
Seit' an Seite.
Wo strömen nun Toves Gedanken?
Die des Königs winden sich seltsam
dahin,
suchen nach denen Toves
finden sie nicht.
Weit flog ich, Klage sucht' ich,
fand gar viel!
Den Sarg sah ich
auf Königs Schultern,
Henning stützt' ihn.
Finster war die Nacht.
Eine einzige Fackel
brannte am Weg;
die Königin hielt sie,
hoch auf dem Söller,
rachebegierigen Sinns.
Tränen, die sie nicht
weinen wollte,
funkelten im Auge.
Weit flog ich, Klage sucht' ich,
fand gar viel!
Den König sah ich, mit dem
Sarge fuhr er, im Bauernwams.
Sein Streitross, das oft zum Sieg
ihn getragen, zog den Sarg.
Wild starrte des Königs Auge,
suchte nach einem Blick!
Seltsam lauschte des Königs Herz
nach einem Wort.
Henning sprach zum König, aber
noch immer suchte er Wort und Blick.
Der König öffnet Toves Sarg,
starrt und lauscht
mit bebenden Lippen,
Tove ist stumm!
Weit flog ich, Klage sucht' ich,
fand gar viel!
Wollt' ein Mönch am Seile ziehn,
Abendsegen läuten.
Doch er sah den Wagenlenker
und vernahm die Trauerbotschaft;
Sonne sank, indes die Glocke
Grabgeläute tönte.
Weit flog ich, Klage sucht' ich,
und den Tod!
Helwigs Falke war's,
der grausam
Gurres Taube zeriss!

http://babel.ruc.dk/tysk/coenk/coenkgurrelieder.html

Liebe Grüße von Anna :lol:
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

die R.M. Rilkesche Übertragung der "Gurre-Lieder" von J. P. Jacobsen - in Entwürfen - findet Ihr unter:

http://www.rilke.de/gedichte/jacobsen5.html

Viele Grüße von Barbara :lol:
Paula
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Beitrag von Paula »

Hallo,

von wem sind die wunderbaren Holzschnitte und Zeichnungen in den alten Jacobsen Ausgaben ? Neulich sah ich sie erst wieder in einer Zeitschrift ...

Paula :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Paula,
das kommt ganz darauf an, welche Jacobsen-Ausgaben Du meinst. Die alten dänischen Ausgaben (bis ca. 1900) und die ersten deutschen Ausgaben (1873 und noch die Reclam-Ausgabe der 90er Jahre) erschienen ohne Illustrationen. Die bekannteste deutsche ältere Ausgabe im Eugen Diederichs Verlag, Jena (3 Bände), hatte ursprünglich Illustrationen von Müller-Schönefeld, die in späteren Auflagen durch die von Heinrich Vogeler ersetzt worden sind. Die sind nun auch durch die Taschenbuch-Ausgaben des Insel-Verlags die verbreitetsten. Beide Illustratoren sind typisch für den Jugendstil und steuerten damit die Rezeption Jacobsens in Deutschland ziemlich mit. Der selbst verstand sich deutlich als Naturalist (dazu gibt es übrigens eine tolle Weihnachtsgeschichte in 'Niels Lyhne'). Nur 'Die Pest in Bergamo' und 'Doktor Faust' haben im Dänischen expressionistische Illustrationen, aber diese Ausgaben kamen nicht nach Deutschland.
Vielleicht noch eine Pointe. Heinrich Vogeler hat zu seinen Jacobsen-Illustrationen keineswegs Dänemark besucht. Seine dänischen Landschaften sind an der Schlei entstanden. Und ein Dorfkirchen-Bild ist eine versteckte Hommage an die Frau des Verlegers Helene Vogt-Diederichs, die Schriftstellerin war und aus Rieseby stammte. Das Familiengrab hat Vogeler deutlich überhöht. Wer's nicht glaubt, fährt hin und sieht nach (bitte nicht übersehen: auf dem dortigen Friedhof ist jetzt auch das Grab von Jurek Becker). Im Winter ist's dort besonders stimmungsvoll, wenn die Schlei zugefroren ist. Aber wer weiß das schon?
e.u.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo e.u.,

danke für Deine rasche Antwort! Ich werde die Stelle in "Niels Lyhne" gleich mal anschauen ! Allerdings glaube ich kaum, dass die Bilder, die ich gesehen habe, von Heinrich Vogeler sind . Falls ich sie noch einmal wiederfinde, wüsste ich gerne, ob auch Dir diese bereits bekannt sind !

Liebe Grüße von Paula :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Paula,
das könnte ich schon nachsehen. Lass doch bitte wissen, in welcher Zeitschrift die Abbildungen waren...
Gruß von e.u.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo, e.u.,

jetzt hat es etwas gedauert, aber ich habe die Zeitschrift wiedergefunden.

Die Bilder zu Jacobsens Novellen und Gedichten - es sind zwei Holzschnitte - sind von U. Hallerstede und erschienen im Greifenverlag . Bei der Zeitschrift handelt es sich um den "Schwarzen Greif" von 1925 herausgegeben von Karl Dietz. Ich musste erst einen befreundeten Antiquar in München um Rat fragen und habe es dann auf dem Dachboden in einer alten Truhe gefunden, wo ich neulich meinen Weihnachtsschmuck heruntergeholt habe. In der Zeitschrift, genauer dem Almanach, sind viele Holzschnitte und Graphiken. Es sieht so aus, als wären diese nicht in Büchern veröffentlicht worden, sicher bin ich mir da aber nicht. Weißt Du etwas darüber ? Falls Du die Holzschnitte kennst, interessiert mich, zu welchen Texten von Jacobsen sie gehören könnten.

Es ist doch immer wieder interessant, was man so alles entdeckt !

Viele Grüße von Paula :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Paula,
vielen Dank für die neuen Informationen. Ich habe die Ausgabe noch nicht in der Hand gehabt, aber sehe aus der Jacobsen-Bibliografie von Erik Falsig, dass es sich bei der Ausgabe um folgende Novellen handelt: Mogens, Ein Schuss in den Nebel, Zwei Welten, Hier sollten Rosen sein, Die Pest in Bergamo, Ausländer, Frau Fönnss.
Bei Falsig ist der Illustrator der Ausgabe des Greifenverlags mit Ulrich Halberstadt angegeben. Aber solche Verschreibungen wären nicht ungewöhnlich in dieser Bibliografie.
Sobald ich das Buch und den Almanach verglichen habe, melde ich mich wieder.
Gruß von e.u.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo,

heute habe ich mir eine antiquarische Ausgabe der Jacobsen Erzählungen aus dem Insel-Verlag gekauft und hoffe, ich komme in den Weihnachtstagen zum lesen. Dann werde ich mal schauen, ob ich eine passende Erzählung zu dem Bild finde ?!

Liebe Grüße von Paula :lol:
e.u.
Beiträge: 320
Registriert: 5. Jun 2003, 10:29

Beitrag von e.u. »

Hallo Paula,
nein, die Holzschnitte sind definitiv nicht die von Vogeler und auch nicht im Insel Verlag. Die Ausgabe vom Greifenverlag habe ich jetzt bekommen;
Die Novellen von Jens Peter Jacobsen. Übertragen durch Ernst Ludwig Schellenberg. Mit Bildern von Ulrich Halberstede. Greifenverlag. Rudolstadt in Thüringen 1925.
Die Illustrationen sind zu:
- 'Mogens' (knieende Frau)
- Marktszene aus Mogens (3 Männer und eine Frau um einen Tisch)
- Ein Schuß in den Nebel (Mann und Frau mit erhobenen Händen)
- Zwei Welten (Frau auf einem hölzernen Gang)
- Hier sollten Rosen sein (Balkon insüdlicher Landschaft)
- Die Pest in Bergamo (predigender Mönch in der Kirche)
- Ausländer (Tanzendes Paar und Drehorgelmann)
- Frau Fönß (Mann mit Buch und Frau mit Fächer in einem Säulenhof´)
Da ich den Greifen-Almanach nicht habe (ziemlich rar und teuer), kann ich nicht vergleichen. Aber eigentlich müssten die gesuchten Bilder dabei sein.
Zweifellos sind die Illustrationen expressionistisch, aber unter dem Namen des Zeichners habe ich nichts gefunden. Möglicherweise ist er auch falsch oder zumindest nicht korrekt geschrieben. Wer weiß da mehr?
Viel Glück bei der Suche
e.u.
Paula
Beiträge: 239
Registriert: 29. Feb 2004, 11:01

Beitrag von Paula »

Hallo e.u.,

danke für Deine Beschreibungen, so konnte ich das Bild der Erzählung gleich zuordnen. Es muss sich um

Ausländer (Tanzendes Paar und Drehorgelmann)

handeln. Genau das ist auf dem Bild im "Schwarzen Greif" zu sehen. Ich habe das Buch, wie gesagt, sehr günstig - für 18 Euro - antiquarisch bekommen. Nun - ich will nicht aufdringlich sein -, aber es ist noch ein weiterer Holzschnitt darin zu einem Gedicht von Jacobsen. Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der an einem Tisch sitzt, auf dem ein Krug steht. Dahinter, hinter dem Tisch, ein grosses dunkles Fenster. Es scheint Nacht zu sein. Vielleicht finden wir auch noch heraus, auf welches Gedicht sich das beziehen könnte ? Der Holzschnitt ist ebenfalls von Ulrich Hallerstede.

Auf jeden Fall jetzt schon recht herzlichen Dank für die Mühe !

Paula :lol:
.Sabine.
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Registriert: 7. Sep 2005, 22:32
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Beitrag von .Sabine. »

Hallo,

ich höre gerade eine alte Aufnahme der Schönberg Vertonung der "Gurre-Lieder" . Wunderbar ! Auf dem CD Cover steht, dass er einen Chor mit 600 Sängern vorgesehen hat . Welche Textvorlage hat er eigentlich dafür benutzt ? Denn es ist ja eine deutschsprachige Aufnahme . Kannte er Rilkes Übersetzung ?

Sabine :lol:
"Ich lerne sehen.... " (Rainer Maria Rilke)
stilz
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Registriert: 26. Okt 2004, 10:25
Wohnort: Klosterneuburg

Beitrag von stilz »

Hallo Sabine,

Die "Gurre-Lieder"-Übersetzung, die Schönberg vertont hat, ist von Robert Franz Arnold.
Ob er Rilkes Übersetzung kannte, kann ich leider nicht sagen... einige Rilke-Bände finden sich jedenfalls in seiner Bibliothek: http://www.schoenberg.at/6_archiv/books/books_r_e.htm

Lieben Gruß!

Ingrid


P.S.: Auch ich finde die "Gurre-Lieder" ganz wunderbar --- und kennst Du auch Schönbergs a-cappella-Chorstück "Friede auf Erden", nach Conrad Ferdinand Meyer?
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
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