"Weibe" ??
Hallo,
"...ein schönes Versprechen" ? Ich weiss ja nicht...
Warum sollte Dehmel weniger biographischen Bezug zu Rilke haben als seine Mutter ?
Wie es auch sei, ich habe zumindest gelesen, dass dieses Gedicht zu einem Zyklus gehört wie auch die Gedichte: "Ich gehe unter roten Zweigen" und "Leise weht ein erstes Blühn". Leider kenne ich beide Gedichte nun gar nicht . Jemand Anderes hier im Forum ? Vielleicht wird es ja aus dem Kontext verständlich ?!
Sabine
"...ein schönes Versprechen" ? Ich weiss ja nicht...
Warum sollte Dehmel weniger biographischen Bezug zu Rilke haben als seine Mutter ?
Wie es auch sei, ich habe zumindest gelesen, dass dieses Gedicht zu einem Zyklus gehört wie auch die Gedichte: "Ich gehe unter roten Zweigen" und "Leise weht ein erstes Blühn". Leider kenne ich beide Gedichte nun gar nicht . Jemand Anderes hier im Forum ? Vielleicht wird es ja aus dem Kontext verständlich ?!
Sabine
"Ich lerne sehen.... " (Rainer Maria Rilke)
(noch einmal zu gliwi)
so ganz überzeugt mich der Goethe-Vergleich jedenfalls nicht. Sein Gedicht hat natürlich doppelten Boden, man kann es buchstäblich und symbolisch auffassen, symbolisch zur Not auch ohne den Vulpius-Kontext, aber die Kenntnis der Biographie hilft natürlich. Im übrigen ist die eindimensionale Lesart von Kindern und Ahnungslosen auch berechtigt, jedem das seine. Aber bei Rilke liegt der Fall anders. Zu wissen, ob er seine Mutter, Dehmel, Dehmels Frau oder Tante Käthe dabei im Sinn hatte, ändert für mich nichts entscheidend am Verständnis. Goethe meint ja auch etwas allgemeines, nicht den biographischen Einzelfall. Und im übrigen: Gedichte erschöpfen sich ja meist nicht in dem, was der Autor mit ihnen meint und beabsichtigt, wofür es allerhand Beispiele gäbe. Wenn sie veröffentlicht sind, beginnt ihr Eigenleben.
Gruß h.
so ganz überzeugt mich der Goethe-Vergleich jedenfalls nicht. Sein Gedicht hat natürlich doppelten Boden, man kann es buchstäblich und symbolisch auffassen, symbolisch zur Not auch ohne den Vulpius-Kontext, aber die Kenntnis der Biographie hilft natürlich. Im übrigen ist die eindimensionale Lesart von Kindern und Ahnungslosen auch berechtigt, jedem das seine. Aber bei Rilke liegt der Fall anders. Zu wissen, ob er seine Mutter, Dehmel, Dehmels Frau oder Tante Käthe dabei im Sinn hatte, ändert für mich nichts entscheidend am Verständnis. Goethe meint ja auch etwas allgemeines, nicht den biographischen Einzelfall. Und im übrigen: Gedichte erschöpfen sich ja meist nicht in dem, was der Autor mit ihnen meint und beabsichtigt, wofür es allerhand Beispiele gäbe. Wenn sie veröffentlicht sind, beginnt ihr Eigenleben.
Gruß h.
Auch ich bin - trotz Goethe (dieses Gedicht brachte ich bisher nicht in "Vulpius-Kontext", dennoch hat sich mir auch der symbolische Gehalt erschlossen) - der Meinung, daß Gedichte mit dem Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung ihr Eigenleben beginnen dürfen und sollen und keiner biographischen Hintergründe zur Erläuterung bedürfen (und bedürfen sollten).
Gerade deshalb bleibe ich aber dabei, daß das bei Briefen anders ist... selbst wenn bei ihrer Abfassung "auf Nachwelt und Publikum geschielt wird": sie haben immer einen bestimmten Ansprechpartner, in einer konkreten Situation. Deshalb hab ich mich auch so gefreut, als ich die "Briefe der jungen Frau an Rilke" in einem eigenen Bändchen gefunden habe, denn so bekommen auch Rilkes Briefe für mich mehr Sinn!
Und für alle Leute, die sich dafür interessieren, wie es dazu kommt, daß ein Mensch gerade dieses Gedicht schreibt, kann auch bei veröffentlichten Werken "Tante Käthe" ein sehr lohnendes Detail sein.
Wenn allerdings dieses Hintergrundwissen dazu führt, daß man das Gedicht nicht mehr als solches liest und versteht, dann hat diese ganze biographische Ergründung wohl seinen (i.e. des Gedichtes) eigentlichen Sinn verfehlt...
meint nachösterlich
stilz
Gerade deshalb bleibe ich aber dabei, daß das bei Briefen anders ist... selbst wenn bei ihrer Abfassung "auf Nachwelt und Publikum geschielt wird": sie haben immer einen bestimmten Ansprechpartner, in einer konkreten Situation. Deshalb hab ich mich auch so gefreut, als ich die "Briefe der jungen Frau an Rilke" in einem eigenen Bändchen gefunden habe, denn so bekommen auch Rilkes Briefe für mich mehr Sinn!
Und für alle Leute, die sich dafür interessieren, wie es dazu kommt, daß ein Mensch gerade dieses Gedicht schreibt, kann auch bei veröffentlichten Werken "Tante Käthe" ein sehr lohnendes Detail sein.
Wenn allerdings dieses Hintergrundwissen dazu führt, daß man das Gedicht nicht mehr als solches liest und versteht, dann hat diese ganze biographische Ergründung wohl seinen (i.e. des Gedichtes) eigentlichen Sinn verfehlt...
meint nachösterlich
stilz
Und jetzt hab ich auch noch die beiden von Sabine erwähnten Gedichte "ergooglet", sie sind zu finden unter http://www.myrilke.com/anders/Rilke%20-%20Advent.pdf, es ist eine "Acrobat"-Datei, daher kann ich sie nicht herkopieren, sie finden sich dort unter "Mütter", ab Seite 40.
Vor allem, wenn man dann noch weiterliest, das vom "blonden Knaben", wird deutlich, daß es sich auch um eine Mutter-Sohn-Beziehung handelt.
Wie die Gedichte tatsächlich veröffentlicht wurden, weiß ich leider nicht.
Lieben Gruß
stilz
Vor allem, wenn man dann noch weiterliest, das vom "blonden Knaben", wird deutlich, daß es sich auch um eine Mutter-Sohn-Beziehung handelt.
Wie die Gedichte tatsächlich veröffentlicht wurden, weiß ich leider nicht.
Lieben Gruß
stilz
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Hallo,
hier die Gedichte fürs Forum:
ICH gehe unter roten Zweigen
und suche einen späten Strauß.
Weiß nicht vor Glück wo ein und aus,
mir ist so neu, mir ist so eigen;
mein Lieb ist müd und ist zu Haus.
Jetzt ist mein Mädel erst recht eitel,
seit sich sein Mieder weiter zieht,
und seit ein Wunder ihm geschieht:
Bald hat es breite braune Scheitel
und sitzt und singt ein Wiegenlied.
LEISE weht ein erstes Blühn
von den Lindenbäumen,
und, in meinen Träumen kühn,
seh ich dich im Laubengrün
hold im ersten Muttermühn
Kinderhemdchen säumen.
Singst ein kleines Lied dabei,
und dein Lied klingt in den Mai:
Blühe, blühe, Blütenbaum,
tief im trauten Garten.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
meiner Sehnsucht schönsten Traum
will ich hier erwarten.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
Sommer wird dirs zahlen.
Blühe, blühe, Blütenbaum.
Schau, ich säume einen Saum
hier mit Sonnenstrahlen.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
balde kommt das Reifen.
Blühe, blühe, Blütenbaum.
Meiner Sehnsucht schönsten Traum
lehr mich ihn begreifen.
Singst ein kleines Lied dabei,
und dein Lied ist lauter Mai.
Und der Blütenbaum wird blühn,
blühn vor allen Bäumen,
sonnig wird dein Saum erglühn.
Und verklärt im Laubengrün
wird dein junges Muttermühn
Kinderhemdchen säumen.
Diese Gedichte stammen aus Rilkes "Advent"-Gedichten. Diese wurden zuerst veröffentlicht in: Neuland. Monatsschrift für Politik, Wissenschaft, Literatur und Kunst, Berlin, Jg. 2, 1898, T. 1, S. 406/407. Entstanden sind sie 1896 in München.
Barbara
hier die Gedichte fürs Forum:
ICH gehe unter roten Zweigen
und suche einen späten Strauß.
Weiß nicht vor Glück wo ein und aus,
mir ist so neu, mir ist so eigen;
mein Lieb ist müd und ist zu Haus.
Jetzt ist mein Mädel erst recht eitel,
seit sich sein Mieder weiter zieht,
und seit ein Wunder ihm geschieht:
Bald hat es breite braune Scheitel
und sitzt und singt ein Wiegenlied.
LEISE weht ein erstes Blühn
von den Lindenbäumen,
und, in meinen Träumen kühn,
seh ich dich im Laubengrün
hold im ersten Muttermühn
Kinderhemdchen säumen.
Singst ein kleines Lied dabei,
und dein Lied klingt in den Mai:
Blühe, blühe, Blütenbaum,
tief im trauten Garten.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
meiner Sehnsucht schönsten Traum
will ich hier erwarten.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
Sommer wird dirs zahlen.
Blühe, blühe, Blütenbaum.
Schau, ich säume einen Saum
hier mit Sonnenstrahlen.
Blühe, blühe, Blütenbaum,
balde kommt das Reifen.
Blühe, blühe, Blütenbaum.
Meiner Sehnsucht schönsten Traum
lehr mich ihn begreifen.
Singst ein kleines Lied dabei,
und dein Lied ist lauter Mai.
Und der Blütenbaum wird blühn,
blühn vor allen Bäumen,
sonnig wird dein Saum erglühn.
Und verklärt im Laubengrün
wird dein junges Muttermühn
Kinderhemdchen säumen.
Diese Gedichte stammen aus Rilkes "Advent"-Gedichten. Diese wurden zuerst veröffentlicht in: Neuland. Monatsschrift für Politik, Wissenschaft, Literatur und Kunst, Berlin, Jg. 2, 1898, T. 1, S. 406/407. Entstanden sind sie 1896 in München.
Barbara