interpretation ueber Gott im mittelalter

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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Schirin
Beiträge: 4
Registriert: 10. Jan 2003, 15:39
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interpretation ueber Gott im mittelalter

Beitrag von Schirin »

Hallo,
Ich schreibe ein interpretation ueber Rilkes "Gott im mittelalter" wer kann mir dabei helfen?
Ich freuemich auf die Antworten.
mit freundlichen Gruessen
Schirin
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Volker
Beiträge: 200
Registriert: 8. Mär 2003, 12:39
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Gott im Mittelalter

Beitrag von Volker »

Hallo Shirin,

du hattest doch vor ein paar Tagen schon einmal gepostet. Marie hat dir eine sehr gute Interpretation gegeben.

Gott im Mittelalter

Und sie hatten Ihn in sich erspart
und sie wollten, daß er sei und richte,
und sie hängten schließlich wie Gewichte
(zu verhindern seine Himmelfahrt)

"sie" das sind die Menschen des Mittelalters. Sie wollten Gott sozusagen "besitzen". Sie wollten ihn sozusagen in ihre großen Kathedralen "einsperren".
Aber Gott läßt sich nicht mit irdischen Gewichten (Last und Masse) in irgendetwas zwingen.

an ihn ihrer großen Kathedralen
Last und Masse. Und er sollte nur
über seine grenzenlosen Zahlen
zeigend kreisen und wie eine Uhr

ER (Gott) sollte, nach ihrer Vorstellung, ihr Tun, ihr Tagwerk (d.h. ihren Tagesablauf, ihre Werke) bestimmen. Aber alles sollte nach dem Weltbild der mittelalterlichen Vorstellung geordnet sein. Man denke an die Strenge und an die Macht der Kirche in dieser Zeit. Stichworte: Kirchen-Dogma, Hexen- und Ketzer-Verbrennungen usw.

Zeichen geben ihrem Tun und Tagwerk.
Aber plötzlich kam er ganz in Gang,
und die Leute der entsetzten Stadt

ließen ihn, vor seiner Stimme bang,
weitergehn mit ausgehängtem Schlagwerk
und entflohn vor seinem Zifferblatt.

Mit dem Beginn der Neuzeit brach diese Vorstellungswelt zusammen (gutes Stichwort, Marie: die Erde ist keine Scheibe / Ziffernblatt). Die Menschen verstanden die Welt nicht mehr. Ihre Vorstellung von Gott hatte keine Gültigkeit mehr. Sie ließen Gott Gott sein (ausgehängtes Schlagwerk, d.h. die Uhr geht noch, aber sie schlägt nicht mehr die Stunden) und fingen an, sich um Wissenschaft und Naturforschung zu kümmern .

Soweit ein paar Gedanken zu diesem Gdicht von mir.

Wo wohnst du denn im Iran?
Ich hab' auch Verstand.©
gez. Volker
Marie
Beiträge: 308
Registriert: 9. Mär 2003, 21:27
Wohnort: rhld.-pfalz

Beitrag von Marie »

Hallo,

ich komme gerade abgekämpft von der "Unkrautfront" meines Gartens zurück und freue mich
a) über Volkers Zustimmung und die guten Ergänzungen
b) über Schirins Rückmeldung über "pn" vor ein paar Tagen, weil es immer schön zu wissen ist, dass derjenige, dem man geantwortet hat erstens etwas mit der Antwort anfangen kann und man zweitens auch mal erfährt, wofür die Interpretation benötigt wird.

Viele Grüße M. :wink:
Gast

Re: Gott im Mittelalter

Beitrag von Gast »

Hallo Shirin,

du hattest doch vor ein paar Tagen schon einmal gepostet. Marie hat dir eine sehr gute Interpretation gegeben.

Gott im Mittelalter

Und sie hatten Ihn in sich erspart
und sie wollten, daß er sei und richte,
und sie hängten schließlich wie Gewichte
(zu verhindern seine Himmelfahrt)

"sie" das sind die Menschen des Mittelalters. Sie wollten Gott sozusagen "besitzen". Sie wollten ihn sozusagen in ihre großen Kathedralen "einsperren".
Aber Gott läßt sich nicht mit irdischen Gewichten (Last und Masse) in irgendetwas zwingen.

an ihn ihrer großen Kathedralen
Last und Masse. Und er sollte nur
über seine grenzenlosen Zahlen
zeigend kreisen und wie eine Uhr

ER (Gott) sollte, nach ihrer Vorstellung, ihr Tun, ihr Tagwerk (d.h. ihren Tagesablauf, ihre Werke) bestimmen. Aber alles sollte nach dem Weltbild der mittelalterlichen Vorstellung geordnet sein. Man denke an die Strenge und an die Macht der Kirche in dieser Zeit. Stichworte: Kirchen-Dogma, Hexen- und Ketzer-Verbrennungen usw.

Zeichen geben ihrem Tun und Tagwerk.
Aber plötzlich kam er ganz in Gang,
und die Leute der entsetzten Stadt

ließen ihn, vor seiner Stimme bang,
weitergehn mit ausgehängtem Schlagwerk
und entflohn vor seinem Zifferblatt.

Mit dem Beginn der Neuzeit brach diese Vorstellungswelt zusammen (gutes Stichwort, Marie: die Erde ist keine Scheibe / Ziffernblatt). Die Menschen verstanden die Welt nicht mehr. Ihre Vorstellung von Gott hatte keine Gültigkeit mehr. Sie ließen Gott Gott sein (ausgehängtes Schlagwerk, d.h. die Uhr geht noch, aber sie schlägt nicht mehr die Stunden) und fingen an, sich um Wissenschaft und Naturforschung zu kümmern .

Soweit ein paar Gedanken von mir zu diesem Gdicht.

Wo wohnst du denn im Iran?
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