El Greco: Toledo

Hier könnt Ihr nach Übersetzungen spezieller Rilke-Texte in fremde Sprachen fragen

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Gast

El Greco: Toledo

Beitrag von Gast »

Hallo,

was schreibt Rilke an Rodin über El Grecos Darstellung von Toledo ?
Welchen Eindruck macht das Bild auf ihn ?

Danke !

Mathilde :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

R.M. Rilke schreibt an Auguste Rodin am 16.Oktober 1908:

Mon cher Rodin, Je reviens du Salon oú j´ai passé une heure devant "Toléde" de Greco. Ce paysage me semble de plus en plus étonnant. Il faut que je vous le décrive tel que je l´ai vu. Voilá:
L´orage s´est déchiré et tombe brusquement derriére une ville qui, sur la pente d´une colline, monte en háte vers sa cathédrale et plus haut vers son cháteau-fort, carré et massif. Une lumiére en loques laboure la terre, la remue, la déchire et fait ressortir cá et lá les prés, verts-páles, derriére les arbres, comme des insomnies. Un fleuve étroit sort sans mouvement de l´amas de collines et menace terriblement de son bleu-noir et nocturne les flammes vertes de buissons. La ville épouvantée et en sursaut se dresse dans un dernier effort comme pour percer l´angoisse de l´atmosphére.
Il faudrait avoir de tels réves.
Peut-étre que je me trompe en m´attachant avec une certaine véhémence á cette peinture; vous me le direz quand vous l´avez vue.
Tout á vous cher grand Ami votre Rilke

Sandra :lol:
Mathilde

Beitrag von Mathilde »

Vielen Dank, liebe Sandra,

leider ist mein französisch so miserabel, dass ich kaum etwas verstehe .
Kann hier jemand diesen französischen Brief bitte übersetzen - zumindest nach den wichtigsten Aussagen und Bedeutungen her ?!

Wäre supernett!!!

Mathilde :lol:
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Mein lieber Rodin, ich komme aus dem Salon, wo ich eine Stunde vor "Toledo" von Greco verbracht habe.Diese Landschaft erscheint mir immer erstaunlicher. Ich muss es Ihnen beschreiben, so, wie ich es gesehen habe:
Das Gewitter ist losgegangen und geht jäh hinter einer Stadt nieder, die, auf dem Abhang eines Hügels eilig zu ihrer Kathedrale hochsteigt und noch höher zu ihrer massiven rechteckigen Burg. Ein fetzenhaftes Licht bearbeitet die Erde, dreht sie um, zerreißt sie und lässt da und dort die blassgrünen Wiesen hinter den Bäumen herauskommen wie Schlaflosigkeiten. Ein schmaler Fluss kommt unbewegt aus dem Gewirr der Hügel und bedroht furchtbar mit seinem schwarzen und nächtlichen Blau die grünen Flammen der Büsche. Die Stadt, erschrocken undzusammenfahrend, richtet sich in einer letzten Anstrengung auf, als ob sie die Beklemmung der Atmosphäre durchbrechen wollte.
Solche Träume sollte man haben.

Das ist ziemlich wörtlich, auf Kosten des guten Deutsch.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
Mathilde

Beitrag von Mathilde »

Hallo gliwi,

herzlichen Dank für die Übersetzung . Kaum zu glauben, dass das der gleiche Rilke geschrieben hat, von dem auch die Dinge-Gedichte stammen. Kannst Du Dir das erklären ? Ich finds ziemlich krass :P .

Mathilde :lol:
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Ja, das klingt schon sehr expressionistisch. Rilke ist eben ein Lyriker mit vielen Facetten. Man kann ihn nicht in eine einzige Schublade stecken.
Gruß
gliwi
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Sandra

Beitrag von Sandra »

Hallo,

gibt es das "Toledo"-Bild auch irgendwo im Internet ?

Viele Grüße, Sandra :lol:
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Anna B.
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Beitrag von Anna B. »

Hallo Sandra, hallo Alle Anderen hier im Forum,

weiter unten habe ich schon mal den Link zum Bild El Greco: Toledo reingestellt. Hier nochmal das Bild:

Bild

Irgendwie trifft Rilkes Beschreibung zu, finde ich . Für ihn wurde das ziemlich wichtig in seinem späteren Werk , zb auch für die "Duineser Elegien".

Liebe Grüße von Anna :lol:
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