suche noch immer dringend Interpretation von "Eingang&q

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

Moderatoren: Thilo, stilz

Antworten
lotti
Beiträge: 4
Registriert: 10. Apr 2003, 03:23

suche noch immer dringend Interpretation von "Eingang&q

Beitrag von lotti »

Hallo,
ich bin noch immer verzweifelt DRINGEND auf der Suche nach einer guten halbwegs ausfuehrlichen Interpretation von Rilkes Gedicht" Eingang" aus dem Buch der Bilder:

Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weisst;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:
wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche muede kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist gross
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zaertlich los . . .

Ich bin im Moment in Sydney, komme deshalb leider nicht an noetige Nachschlagewerke heran.
Wuerde mich daher ueber eine plausible Interpretation sehr freuen!!!

Gruesse,
Lotti :D
Marie
Beiträge: 308
Registriert: 9. Mär 2003, 21:27
Wohnort: rhld.-pfalz

Beitrag von Marie »

Hallo,

wofür brauchst du denn „verzweifelt DRINGEND“ diese Interpretation? – Das wäre wichtig zu wissen, weil es von Inhalt und Umfang her schon ein Unterschied ist, ob es nur eine schulische Hausarbeit oder ein Germanistikseminar ist, bei dem man auch das übergeordnete Thema mit ein beziehen muss.
Ich finde es zwar generell nicht sehr sinnvoll, fremde Interpretationen aus dem Netz zu kopieren, wenn einem das Gedicht nichts sagt, aber genauso fragwürdig ist es auch, als Lehrer jd. eine Interpretation schreiben zu lassen, wenn derjenige nicht wirklich interessiert ist. Bevor du also aus Frust nie wieder ein Rilke-Gedicht in die Hand nimmst, hier schon mal ein paar Gedanken dazu:

-Das >Buch der Bilder (I + II)< ist mit dem Erscheinen 1902/1906 dem Ende der Frühzeit Rilkes zu zu ordnen.

-Rilke war am „Abend“ einer Phase dichterischen Schaffens angekommen, etwas Neues (die „Dinggedichte“ z. B.) bahnte sich an. Für mich klingt aber auch die Erinnerung an seine Prager Jugendzeit mit an: das elterliche Haus verlassen, den berufl. Wünschen des Vaters für den Sohn „den Rücken kehren“, obwohl noch keine ganz genaue Vorstellung vom eigenen Weg („Wer du auch seist“) vor lag. Aber das Bekannte („drin du alles weißt“) ermüdet, die „verbrauchte Schwelle“ bietet keinen Anreiz mehr.

-Den „schwarzen Baum (...) vor den Himmel stellen“ könnte bedeuten, den eigenen „Lebensbaum“, der noch „schwarz“ d.h. im Dunkeln liegend, „schlank“ im Sinne von jung und „allein“ oder auch noch orientierungslos auf sich selbst gestellt ist, mutig ins Unendliche, „Himmel“, zu halten, damit von dort Licht und Wasser für sein Wachstum sorgen.

-„Und hast die Welt gemacht“: dem Wachstum eine zunächst visionäre Form geben, in die es sich gießen kann „wie ein Wort, das noch im Schweigen (im noch nicht Greifbaren?) reift.“

-„Und wie dein Wille...“: die „Augen“ müssen die Vision los lassen, damit der „Wille (...) begreift“ d.h. durch zielgerichtetes Handeln die Form in die Wirklichkeit manifestiert, sonst hilft auch der schönste „Himmel“ (Geist) nichts.

Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter. Versetze dich doch auch mal in diese Bilder, dann fällt dir bestimmt auch noch etwas Eigenes dazu ein?!

Viele Grüße M.
Antworten