Hallo liebes Forum,
vor einiger Zeit habe ich einen wunderschönen Textauszug von einem Brief an Lou Andreas-Salomé gehört. Ich hatte ihn bei Spotify gespeichert - und jetzt ist er unauffindbar. Bei Schönherz & Fleer ist er nicht zu finden und sonst habe ich keine Idee, wo ich ihn gefunden haben könnte. Nicht einmal den Text selbst kann ich online auftreiben. Was auch daran liegen mag, dass ich mir eher den Tonus, als die genauen Inhalte gemerkt hatte.
Rilke beschreibt in dem Text die Rückkehr zu einem Ort, an dem er mit Lou gewesen zu sein scheint. Es kommt ein Haus vor, eine Alte, der er darin begegnet (ich meine, dass sie geweint hat?) und anschließend einen Spaziergang (durch einen Wald?). Mir ist noch die malerische Beschreibung einer Lichtszene im Kopf, dort hört es aber leider auf.
Da mich der Text sehr berührt hat, würde ich mich freuen, wenn hier irgendjemand weiterhelfen kann.
Sehr gerne würde ich auch die vertonte Version wiederfinden.
Vielen Dank euch allen!
Vertonter Brief an Lou Andreas-Salomé
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- Registriert: 30. Jan 2005, 17:30
Re: Vertonter Brief an Lou Andreas-Salomé
Werte(r) gdk,
es handelt sich hier unzweifelhaft um Rilkes Gedicht "Die Parke" aus dem Zyklus "Neue Gedichte" (1907). Erlauben Sie mir eine kurz gefasste Interpretation dieses Poems zu Ihrer geschätzten Erbauung:
In diesem Gedicht kehrt das lyrische Ich an einen Ort zurück, der mit der Erinnerung an eine gemeinsame Zeit mit einer geliebten Person – höchstwahrscheinlich Lou Andreas-Salomé – verbunden ist. Diese Beobachtungen wären jedenfalls sehr zutreffend.
Das Haus und die Alte: Das Gedicht beschreibt tatsächlich ein Haus, in dem das lyrische Ich einer alten Frau begegnet. Ihre Erinnerung, dass die Frau geweinet hat, ist korrekt. Diese Begegnung ist rilketypisch von einer melancholischen Stimmung, ja Weinerlichkeit geprägt, die das Vergehen der Zeit und die Vergänglichkeit der Erinnerungen widerspiegelt. Die alte Frau könnte als eine Art Hüterin der Vergangenheit oder als Symbol für das Alter und die Einsamkeit gedeutet werden.
Der Spaziergang durch den Wald: Nach der Begegnung im Haus führt der Weg des lyrischen Ichs tatsächlich durch eine Parklandschaft oder einen Wald. Rilke ist bekannt für seine detailreichen Naturbeobachtungen, und dieser Spaziergang ist oft von einer tiefen Naturverbundenheit und gleichzeitig einer inneren Einkehr geprägt.
Die Lichtszene: Die "malerische Beschreibung einer Lichtszene" ist ein weiteres charakteristisches Element von Rilkes Dichtung. Er hat bekanntermaßen die einzigartige Fähigkeit, lyrische Stimmungen durch Licht- und Farbsymbolik zu erzeugen. Solche Szenen verstärken oft die emotionale Wirkung der Poeme, sei es eine sanfte Abenddämmerung, ein andermal gleißendes Sonnenlicht oder das Spiel von Licht und Schatten im Wald.
Sein Gedicht "Die Parke" ist jedenfalls ein eindringliches Beispiel für Rilkes Auseinandersetzung mit den Themen Erinnerung, Verlust, Vergänglichkeit und die Suche nach Schönheit im Vergehen. Die Rückkehr an diesen gemeinsamen Ort wird zu einer inneren Reise, auf der das lyrische Ich versucht, die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen und sich gleichzeitig mit deren Unwiederbringlichkeit auseinanderzusetzen. Daher liegt es in der Natur der Sache, dass diese von Rilke gespürte "Unwiederbringlichkeit" dazu führt, dass dieses Gedicht irgendwann "aufhört", wie Sie zu sagen beliebten.
In der Hoffnung, Ihrem (allzu bescheidenen) Wunsche Genüge getan zu haben, verbleibe ich mit sommerheißen Grüßen!
Ihr Georg Trakl jun.
Hier noch eine vertonte Version - ein Tipp meines internetaffinen Neffen (Matura gerade mühselig geschafft mit leider nur durchschnittlichem Erfolg, fauler Bengel, zur Zeit trotzdem auf dem Flug in die Heimat des Minotaurus) -, wobei sich mir persönlich jedoch der Zusammenhang mit einer/einem rilkeschen "Parke" nicht ganz erschließen will. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob es das Stück ist, das Sie suchen, konnte zudem auch nicht weiter nachrecherchieren. Aber prüfen Sie selbst und pardonieren Sie mich gegebenenfalls! Jedenfalls: haaaß is ...
https://www.youtube.com/watch?v=Sp5N0IRbkZY
es handelt sich hier unzweifelhaft um Rilkes Gedicht "Die Parke" aus dem Zyklus "Neue Gedichte" (1907). Erlauben Sie mir eine kurz gefasste Interpretation dieses Poems zu Ihrer geschätzten Erbauung:
In diesem Gedicht kehrt das lyrische Ich an einen Ort zurück, der mit der Erinnerung an eine gemeinsame Zeit mit einer geliebten Person – höchstwahrscheinlich Lou Andreas-Salomé – verbunden ist. Diese Beobachtungen wären jedenfalls sehr zutreffend.
Das Haus und die Alte: Das Gedicht beschreibt tatsächlich ein Haus, in dem das lyrische Ich einer alten Frau begegnet. Ihre Erinnerung, dass die Frau geweinet hat, ist korrekt. Diese Begegnung ist rilketypisch von einer melancholischen Stimmung, ja Weinerlichkeit geprägt, die das Vergehen der Zeit und die Vergänglichkeit der Erinnerungen widerspiegelt. Die alte Frau könnte als eine Art Hüterin der Vergangenheit oder als Symbol für das Alter und die Einsamkeit gedeutet werden.
Der Spaziergang durch den Wald: Nach der Begegnung im Haus führt der Weg des lyrischen Ichs tatsächlich durch eine Parklandschaft oder einen Wald. Rilke ist bekannt für seine detailreichen Naturbeobachtungen, und dieser Spaziergang ist oft von einer tiefen Naturverbundenheit und gleichzeitig einer inneren Einkehr geprägt.
Die Lichtszene: Die "malerische Beschreibung einer Lichtszene" ist ein weiteres charakteristisches Element von Rilkes Dichtung. Er hat bekanntermaßen die einzigartige Fähigkeit, lyrische Stimmungen durch Licht- und Farbsymbolik zu erzeugen. Solche Szenen verstärken oft die emotionale Wirkung der Poeme, sei es eine sanfte Abenddämmerung, ein andermal gleißendes Sonnenlicht oder das Spiel von Licht und Schatten im Wald.
Sein Gedicht "Die Parke" ist jedenfalls ein eindringliches Beispiel für Rilkes Auseinandersetzung mit den Themen Erinnerung, Verlust, Vergänglichkeit und die Suche nach Schönheit im Vergehen. Die Rückkehr an diesen gemeinsamen Ort wird zu einer inneren Reise, auf der das lyrische Ich versucht, die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen und sich gleichzeitig mit deren Unwiederbringlichkeit auseinanderzusetzen. Daher liegt es in der Natur der Sache, dass diese von Rilke gespürte "Unwiederbringlichkeit" dazu führt, dass dieses Gedicht irgendwann "aufhört", wie Sie zu sagen beliebten.
In der Hoffnung, Ihrem (allzu bescheidenen) Wunsche Genüge getan zu haben, verbleibe ich mit sommerheißen Grüßen!
Ihr Georg Trakl jun.
Hier noch eine vertonte Version - ein Tipp meines internetaffinen Neffen (Matura gerade mühselig geschafft mit leider nur durchschnittlichem Erfolg, fauler Bengel, zur Zeit trotzdem auf dem Flug in die Heimat des Minotaurus) -, wobei sich mir persönlich jedoch der Zusammenhang mit einer/einem rilkeschen "Parke" nicht ganz erschließen will. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob es das Stück ist, das Sie suchen, konnte zudem auch nicht weiter nachrecherchieren. Aber prüfen Sie selbst und pardonieren Sie mich gegebenenfalls! Jedenfalls: haaaß is ...
https://www.youtube.com/watch?v=Sp5N0IRbkZY