Es war eine laue Sommernacht, als Rainer und Alma sich zum ersten Mal begegneten. Wien mit seinen prunkvollen Gebäuden und romantischen Gärten bot den perfekten Hintergrund für eine Romanze, die in die Annalen der Bohème dieser Stadt eingehen sollte.
Rilke, ein Dichter von Weltruhm, war in die Kaiserstadt gekommen, um verzweifelt Inspiration zu suchen. Sein Herz war erfüllt von Sehnsucht und Einsamkeit, und er hoffte, in den Gassen der großen Stadt Antworten auf seine innersten Fragen zu finden. Alma, eine begabte Komponistin und Witwe des berühmten Komponisten Gustav Mahler, war bekannt für ihre Schönheit und ihren scharfen Verstand. Ihre Beziehung zu Gustav war intensiv gewesen, doch sein früher Tod hatte eine tiefe Leere in ihr hinterlassen.
Rainer und Alma begegneten sich auf einer Soirée in einem der prächtigen Salons, die von Wiens Elite frequentiert wurden. Sie, gekleidet in ein elegantes Abendkleid, zog die Blicke aller Anwesenden auf sich, doch war es Rilke, der von ihrer Aura wie magisch angezogen wurde. Sie standen einander gegenüber, umgeben von einer Menge aus Künstlern und Aristokraten, doch in diesem Moment schien die Welt um sie herum zu verschwimmen. „Frau Mahler“, begann Rilke leise, seine Augen fest auf die ihren gerichtet, „Ihre Musik hat mich immer tief berührt. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.“ Alma lächelte, ein Hauch von Melancholie war in ihren Augen. „Herr Rilke, Ihre Gedichte haben mich durch manch dunkle Stunden getragen. Ich freue mich sehr, Sie endlich in persona zu sehen.“ Von diesem Augenblicke an waren sie unzertrennlich. Sie verbrachten endlose Stunden damit, über Kunst, die Liebe und das Leben zu parlieren. Rilke schrieb Gedichte, inspiriert von Almas Stärke und ihrer verletzlichen Schönheit. Alma komponierte Stücke, die von Rilkes Worten und seinem leidenschaftlichen Wesen durchdrungen waren.
Doch ihre Liebe war nicht ohne Hindernisse. Alma, die bereits viele Verluste in ihrem Leben erlitten hatte, kämpfte mit ihrer Angst, erneut verletzt zu werden. Rainer Maria, dessen Seele von Einsamkeit gezeichnet war, hatte Schwierigkeiten, sich vollständig zu öffnen. Dennoch fand jeder Trost und Kraft in der Gesellschaft des anderen.
Eines lauen Abends, als sie in Almas idyllischem Garten saßen, umgeben von blühenden Rosen und dem leisen Summen der Bienen, nahm Rilke Almas Hand und blickte ihr tief in die Augen. „Alma, du bist meine Muse, meine Inspiration! Ohne dich ist meine Kunst leer und bedeutungslos.“
Alma erwiderte seinen heißen Blick und drückte seine Hand. „Rainer, du hast mein Herz wieder zum Leben erweckt. Deine Worte, deine Leidenschaft – sie haben mir gezeigt, dass Liebe trotz allem möglich ist.“
Ihre Beziehung wuchs und gedieh, trotz der Herausforderungen, die das Leben ihnen stellte. Sie reisten zusammen, erkundeten neue Städte und Landschaften, immer auf der Suche nach neuen Quellen der Inspiration. Ihre Liebe war ein ständiger Quell der Kreativität und des Trostes.
Rilke schrieb seine schönsten Gedichte, inspiriert von der Tiefe seiner Gefühle zu Alma. Und Alma komponierte einige ihrer besten Werke, durchdrungen von der Leidenschaft und Intensität ihrer Beziehung zu Rilke.
Doch wie alle großen Liebesgeschichten hatte auch diese ein Ende. Rilkes Gesundheitszustand verschlechterte sich, und beide wussten, dass die Zeit ihres Zusammenseins begrenzt war. In einem letzten Akt der Liebe und Hingabe schrieb Rilke ein Gedicht für Alma, das er ihr auf dem Sterbebett vorlas. Es war dieses Gedicht, das ihre Liebe und die unvergesslichen Momente, die sie geteilt hatten, für immer festhielt:
Geliebte Alma, wie ein sanfter Hauch,
Verlässt mich nun das Leben leise,
Ich fühle, wie es mir entflieht,
Wie Blätter fallen, Blatt um Blatt, in stillem Kreise.
Die Welt wird leiser, Schatten sinken tief,
Doch in Gedanken bleib ich dir verbunden,
Dein Bild in meinem Innern ruht,
Durch alles Leid und viele bange Stunden.
Dein Name, Alma, wiegt so schwer und zart,
Auf meinen Lippen letztes Flüstern,
In jedem Herzschlag, jedem Atemzug,
Verweilt die Sehnsucht, die wir teilten, in den Nüstern.
Die Liebe, die uns führte, stark und rein,
Bleibt wie ein Stern am Firmament,
Ein ewig‘ Licht in Dunkelheit,
Das über Zeit und Raum hinaus uns trennt.
Nun schließe ich die Augen, sanft und still,
Und träume mich in deine Arme,
Denn selbst im Tod bleibt unser Band,
Die Sehnsucht trägt mich hin zu dir, die warme.
Nach Rilkens Tod lebte Alma unglücklich fort, ihre Seele durchdrungen von der Liebe und Inspiration, die er ihr gegeben hatte. Sie trug sein Gedicht immer bei sich, eine ständige Erinnerung an die tiefe Verbindung, die sie geteilt hatten. Erst Kokoschka wird in einem Moment rasender Eifersucht seiner unerreichbaren „Almili“ Rilkes poetisches Vermächtnis entreißen und später in seinem Atelier unter unbezahlten Farbrechnungen verwahren, wodurch es – zu unserem Glück – für die Nachwelt erhalten werden konnte.
Und so bleibt diese Liebesgeschichte als eine der großen Romanzen des beginnenden Jahrhunderts in Erinnerung – eine Geschichte zweier Seelen, die sich in einer Welt voller Kunst und Leidenschaft fanden und für immer verbunden blieben.
Georg Trakl jun.
Rilke und Alma Schindler-Mahler-Gropius-Werfel – eine Liaison malheureuse
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